Rieser Nachrichten

Über die Zukunft des Orgelbaumu­seums

Das Vermächtni­s der Oettinger Orgelbauer Steinmeyer soll in einem modernen Museum gewahrt werden. Eine notwendige Restaurier­ung ist teuer. Die Familie will nichts unversucht lassen

- VON VERENA MÖRZL

Paul Steinmeyer streicht mit seiner Hand vorsichtig über einen hauchdünne­n, historisch­en Entwurf einer Orgel. Neben ihm steht seine Frau Sybille und hilft ihm beim Ausrollen des Stück Papiers. Der Entwurf ist schon ein paar Jahrzehnte alt. Dort, wo die Steinmeyer­s heute stehen, wurden seit 1848 rund 2400 Orgeln entworfen und dann in Oettingen gebaut, bevor sie in die Welt verschifft wurden. Zudem wurden fast 6000 Harmonien gefertigt.

Weil die Nachfrage abnahm und sich die Branche veränderte, stellte das Traditions-Familienun­ternehmen 2001 den Bau und die Restaurier­ung für die sogenannte „Königin der Instrument­e“ein. Seither betreibt die Familie ein privates Orgelbaumu­seum, das nun modernisie­rt werden soll. Bereits im Dezember 2012 wurde deshalb der Förder- verein Orgelbaumu­seum Steinmeyer gegründet, mit Sohn Martin Steinmeyer als Vorsitzend­em.

Die Restaurier­ung des denkmalges­chützten Areals in Oettingen ist kostspieli­g. Es ist die Rede von über fünf Millionen Euro. Um das Museum öffentlich zu machen, müssten unter anderem ein Aufzug eingebaut, ein zweites Treppenhau­s erstellt oder die Flure barrierefr­ei gestaltet werden. Paul Steinmeyer suchte in dieser Angelegenh­eit nach Unterstütz­ung. Nach mehreren erfolglose­n Versuchen wendete er sich an den früheren Oettinger Bürgermeis­ter, Matti Müller (SPD), und hoffte auf dessen Kontakte im Bayerische­n Landtag. Mit Erfolg.

Nach einigen Gesprächen hat sich Reinhold Strobl (SPD) der Kausa Orgelbaumu­seum angenommen. Er ist unter anderem Mitglied im Bayerische­n Landesdenk­malrat und im Landtagsau­sschuss für Staatshaus­halt und Finanzfrag­en. In einer ak- tuellen Anfrage an das Kultusmini­sterium bewertet er das Vorhaben mit „von einmaliger kulturhist­orischer Bedeutung“. Um das Projekt der Steinmeyer­s aber konkret beurteilen zu können, will sich Strobl am Montag in Oettingen das Orgelbaumu­seum persönlich ansehen und mit der Familie sprechen. Möglich wäre eine finanziell­e Unterstütz­ung durch den Landesdenk­malrat, sagt Matti Müller im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch er wird bei dem Termin vor Ort sein.

Die größte Kirchenorg­el der Welt stammt aus Oettingen

Firmengrün­der Georg Friedrich Steinmeyer baute den Betrieb zum zweitgrößt­en in dieser Branche in Deutschlan­d mit 154 Mitarbeite­rn auf, sagt Paul Steinmeyer. Der Höhepunkt der Firmengesc­hichte war der Bau der größten Kirchenorg­el der Welt im Passauer Stephansdo­m. Sie umfasst 208 Register.

Heute stehen in Oettingen noch sämtliche Gebäude und das Inventar im Original. Im Archiv befinden sich Unterlagen zum Bau der rund 2400 Orgeln. Noch immer kramt Paul Steinmeyer die Akten hervor, um Anfragen zu beantworte­n, die sich um die gebauten Orgeln drehen.

Das Orgelbaumu­seum, sagt Paul Steinmeyer, sei weltweit einzigarti­g. Denn das Orgelhandw­erk sei nie zum Thema eines Museums gemacht worden. In Oettingen sind die verschiede­nen Arbeitssch­ritte bis zur fertigen Orgel dokumentie­rt und werden dem Besucher gezeigt. Albert Schweitzer hat sich im Gästebuch des Hauses eingetrage­n und die „klanglich ausgewogen­en und technisch ausgereift­en Instrument­e“gewürdigt, wie es in einem Jubiläumsb­and der Firma heißt. Darauf sind die Steinmeyer­s stolz. Doch wie es weitergehe­n soll, das wird sich erst am Montag zeigen.

 ?? Foto: Verena Mörzl ?? Sybille und Paul Steinmeyer rollen einen Entwurf für eine der Steinmeyer Orgeln aus. All die Unterlagen über die gebauten „Königinnen der Instrument­e“seit 1848 lagern im bislang privaten Orgelbaumu­seum in Oettingen.
Foto: Verena Mörzl Sybille und Paul Steinmeyer rollen einen Entwurf für eine der Steinmeyer Orgeln aus. All die Unterlagen über die gebauten „Königinnen der Instrument­e“seit 1848 lagern im bislang privaten Orgelbaumu­seum in Oettingen.

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