Rieser Technologie für bessere Umwelt?
Unternehmer Dr. Bernd Schottdorf entwickelte eine Anlage, die Pflanzenkohle herstellt. Wofür die eingesetzt werden kann und was das mit Wallerstein zu tun hat
Die Geschichte des Schottdorf-Meilers ist eine Mischung aus Zufall und Umweltverbesserer-Gedanken. Dem Unternehmer und früheren Laborarzt Dr. Bernd Schottdorf zufolge könnte die Technik hinter seinem Meiler die Landwirtschaft positiv beeinflussen. Begonnen hat die Geschichte nicht weit entfernt vom Rieskrater, im Wildpark Duttenstein, wo Schottdorf in einem Renaissance-Schloss wohnt. Beim Klang des Namens „Schottdorf-Meiler“ist viel über die Herkunft gesagt, allerdings wenig über dessen eigentlichen Zweck.
Der Meiler produziert Pflanzenkohle in großen Mengen, sagt Schottdorf in seiner Wallersteiner Firma Carbon Großbauteile, kurz CGB, und lehnt sich zurück, die Hände gefaltet. Im Ries liegt auch der Sitz des Unternehmens „Carbon Terra GmbH“, unter deren Schirm der Meiler hergestellt wird. Schottdorf zufolge ist das die einzige Anlage, die Pflanzenkohle in größeren Mengen herstellen kann. Pflanzenkohle – die sei für die Zukunft bedeutend.
Die Idee, einen solchen Schwelofen zu bauen, kam ihm in seinem Wildpark mit hunderten Hektar Wald. Das viele Fallholz wollte er verwerten. Schottdorf, heute Geschäftsführer von Carbon Terra und CGB, suchte nach einer Lösung. Also stellte er Hackschnitzel her, verbrannte sie, erntete die Kohle. Er sah die dabei entstandene Energie als verschwendet und baute beim nächsten Mal eine große Stahlkiste um die Schwelfront. Zehn mal sechs mal drei Meter groß war das Gerät damals. Der erste Prototyp. Ein geschlossenes System, bei dem Bioabfall recycelt wird, Gas und Pflanzenkohle entsteht.
Inzwischen seien einige seiner Meiler in Deutschland in Betrieb und produzierten Pflanzenkohle, die sich auf vielfältige Weise verwenden lässt, sagt Schottdorf. Sie kann unter anderem als schwarzes Farbpigment eingesetzt werden, in Fachkreisen wird es E153 bezeichnet. Außerdem soll Pflanzenkohle Böden verbessern. Sie ist Trägermittel für Nährstoffe und muss mit solchen aufgeladen werden. Das Produkt kann zudem als Futtermittel dienen. Schottdorf denkt global. Mit Pflanzenkohle, da ist er sich sicher, lässt sich die Welt wieder grü- machen. Sein Ansatz: Werden die Böden durch Pflanzenkohle fruchtbarer, so können auch auf dürrem Boden irgendwann wieder Pflanzen wachsen. „So kann man endlich das CO2 aus der Luft nehmen“, sagt er, zuversichtlich. Aber das ist schon sehr weit gedacht. Zumindest werten einige Wissenschaftler seine These so.
Schottdorf stützt sich auf Forschungen des Ithaka-Journals und die Geschichte der Schwarzerde vom Amazonas, der Terra Preta, einem sehr fruchtbaren Boden. Auf den Weg, um solch eine Schwarzerde künstlich herzustellen, haben sich schon mehrere Unternehmen gemacht. Sie heißen unter anderem „garaTerra“, „Pyreg“, oder eben „Carbon Terra“mit Geschäftssitz im Ries.
Mit Pflanzenkohle als Futtermittel könne der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung eingeschränkt werden, erklärt Schottdorf. Unter anderen sei es möglich, die Nitratbelastung im Boden senken. Pflanzenkohle habe eine adsorbierende Wirkung und nehme Schadstoffe auf. Noch gibt es keine wissenschaftlichen Studien, die das belegen. Forscher aber sprechen dem Produkt genau diese positiven Eigenschaften zu.
Cornelius Gatzemeier ist Ingenieur und arbeitet in der Lebensmittelbranche, setzte die Pflanzenkohle aus dem Meiler bereits ein. Er bewertet die Technologie Schottdorfs als effizient und das Produkt als qualitativ hochwertig. Professor Bruno Glaser vom Institut für Agrar- und Ernährungswissenner schaften der Uni Halle, der sich in seiner Forschung mit der Terra Preta auseinandersetzt, hebt die alternative Verwertung von Bioabfällen hervor, die im Schottdorf-Meiler stattfinde. Er weist aber auf Grenzen und gesetzliche Hürden hin.
Und so funktioniert der Schottdorf-Meiler: Über eine Förderschnecke gelangen Bioabfälle in das geschlossene System. Darin werden die Pflanzenabfälle bei rund 800 Grad verschwelt. Es entsteht Gas das abgeführt und verbrannt wird, wobei Energie gewonnen wird. Die erste Meiler-Version gab es bereits vor etlichen Jahren. Getestet hat Schottdorf die Anlage ebenfalls in Duttenstein, bis der Dischinger Gemeinderat 2013 beschlossen hat, die Test-Genehmigung im Wildpark nicht mehr zu verlängern.