Der Wald wartet auf Wasser
Natur Derzeit werden viele junge Fichten in die Wälder gesetzt. Trockenheit macht ihnen und älteren Bäumen zu schaffen. Ohne Wasser und Nährstoffe sind sie anfällig für Schädlinge
Fressen sich diese Borkenkäfer-Larven in die Rinde eines Baumes, dann hinterlassen sie Spuren, die wie die Schriftzeilen eines Buches aussehen. „Deshalb wird diese Art von Borkenkäfer auch Buchdrucker genannt“, erklärt Rainer Deuschel in einem Waldstück nahe Bopfingen. Er hält die Rinde einer gefällten Fichte in der Hand, die keinen Zweifel daran lässt, dass sie von den Schädlingen befallen ist.
Rainer Deuschel ist der Leiter der Bopfinger Forst-Außenstelle. Er ist unter anderem für den Nördlinger Stiftungswald zuständig. Der Befall von Borkenkäfern ist eigentlich ein Problem, das oft erst im Spätsommer auftritt. Doch bereits jetzt könnte es dazu kommen, dass Bäume durch die Trockenheit geschwächt werden. Die Gefahr für einen späteren Befall wächst wenn der Baum nicht gesund ist. Denn eigentlich, so sagt der Wald-Experte, schützten sich die Bäume mit Harz selbst vor Schädlingen. „Das ist ein bisschen so, als würden die Larven ertrinken“, sagt Deuschel.
Die Trockenheit macht nicht nur den älteren Bäumen zu schaffen. Gerade die erst in den Waldboden gesteckten Setzlinge könnten vertrocknen, wenn es nicht bald ausreichend regnet. Im Nördlinger Stiftungswald wurden 5000 von ihnen eingepflanzt: Fichten, aber auch Douglasien, Lärchen und Eichen, vereinzelt Esskastanien, Haseln oder Robinien. Gelangen zum Beispiel an die Feinwurzeln der Fichten demnächst kein Wasser und keine Nährstoffe, dann gehen die Bäume ein.
In den rund 11000 Hektar Wald des Fürst-Wallerstein-Forstbetriebs ist die Lage ähnlich. Carl-Eugen Erbprinz zu Oettingen-Wallerstein befürchtet, dass man nicht so viele junge Bäume setzen könne, wie geplant, komme nicht bald der Segen von oben. Die Setzlinge bräuchten einen Grundstock an Wasser. Ist die Wetter-Prognose dafür schlecht, dann gebe man die Pflanzen auch nicht in den Boden. Zudem, so der Waldbesitzer, steige die Gefahr für Brände. Und der absinkende Grundwasserspiegel führe dazu, dass Baumarten wie Eiche und Tanne langsam absterben würden.
In den regionalen Wäldern werden inzwischen Baumarten ge- pflanzt, die hitzeresistenter sind als beispielsweise die Fichte. Die Douglasie zählt dazu. Weil sie auch schneller wächst, als viele andere Arten, würde durch sie auch die Produktivität im Wald ansteigen, sagt Oettingen-Wallerstein.
In der Region fehlt nicht nur der Regen, auch der Winter brachte kaum Niederschläge. Werner Diemer hat mit Kollegen kürzlich bei Megesheim und Fremdingen junge Bäume in die teils trockenen Böden gesetzt. Er ist forstlicher Berater der Waldbauernvereinigung und aktuell für das Forstrevier Nördlingen und Wemding verantwortlich. Dass die Waldböden in der Region von Jahr zu Jahr trockener werden, lasse sich pauschal nicht sagen, sagt Diemer. Auch wenn von immer höheren Temperatur-Rekorden die Rede ist. Denn an manchen Stellen bilde sich Staunässe. Dort würden die Wurzeln also genügend Feuchtigkeit und Nährstoffe erhalten, um zu gedeihen.
Für die älteren Bäume ist die aktuelle Trockenheit vor allem dann ein großes Problem, wenn auch in den folgenden Monaten der Regen ausbleibt. Das sei den Experten zufolge in der jüngeren Zeit aber nur selten der Fall. Die jungen Pflanzen leiden schon jetzt.
Der Deutsche Wetterdienst meldete zuletzt, dass der März seit 1881 der wärmste der Wetteraufzeichnung war. In der Region trifft die damit verbundene Trockenheit nicht nur die Waldböden, sondern auch die Wiesen und Felder. Dem Wetterbericht zufolge lässt ein längeres Regenwetter allerdings noch auf sich warten.