Die Gläubigen besser erreichen
Bei der Frühjahrssynode des evangelischen Dekanats Nördlingen geht es auch um das Profil der Kirche. Was Regionalbischof Michael Grabow kritisiert
Auf der Frühjahrssynode in Holheim blickten die Synodalen des evangelischen Dekanats Nördlingen weit über alle regionalen Kirchtürme hinaus: Regionalbischof Michael Grabow informierte in seinem Vortrag „Profil und Konzentration“über den Stand des Kirchenentwicklungs-Prozesses, den die Landeskirche vor einem dreiviertel Jahr anstieß.
Zunehmender Personalmangel, künftige finanzielle Schmälerungen, schwindende Bedeutung der Kirche und Erreichbarkeit der Gläubigen erfordern laut Grabow eine geistlich-theologische Besinnung auf Wesen und Kernaufgaben der Kirche sowie dezentrale wie Vernetzung der Dienste und Bildung multiprofessioneller Teams. Bei derartigen Kooperationen schrieb er dem Ries eine modellhafte Vorreiterrolle zu. Grabow kritisierte im Kern, dass die evangelische Kirche zu sehr nach ausgerichtet sei: „80 Prozent der Arbeit erreicht nur 20 Prozent der Gläubigen.“Der Bischof verteilte ein Papier mit Rahmenleitsätzen aus der Landessynode, die kürzlich stattfand. Der Hauptleitsatz umfasst die Verkündigung von Christus, verstärktes Eingehen auf Lebensfragen, christliche und soziale Bildung, Fokus auf Not und Hilfe sowie nachhaltiges und gerechtes Haushalten. Weitere Strategiepunkte beziehen sich auf die Übereinstimmung von Kirchen- und Lebensräumen, geistliche Profilierung, Diakonie, vernetzte Teamarbeit und die Nutzung des digitalen Raums. Letzteres wurde in einer Diskussion als wichtig für das Erreichen der jungen Generation, aber im Alltag als zusehends kompliziert bezeichnet. Insgesamt begrüßten die Synodalen die sichtbare dezentrale Ausrichtung der Strategie.
In seinem Dekanatsbericht begrüßte Dekan Gerhard Wolfermann Pfarrerin Senta-Victoria Burger für die Gemeinden Nähermemmingen mit Holheim und Baldingen sowie Pfarrer Heiko Seeburg für Deiningen-Fessenheim. Die Besetzung der zweiten Pfarrstelle in Nördlingen zeichne sich ab, in Ederheim-Hürnheim tue sich jedoch noch nichts. Für die Einbindung in die Landesstellenplanung 2020 sei ein Beratungsprozess für den Dekanatsbezirk wichtig, den Professor Wolfgang Nethöfel von der Uni Marburg begleiten werde. Herausragende gesellschaftsbezogene Aufgabe sei derzeit die Arbeit mit Asylbewerbern und Flüchtlingen – im Wahljahr sei die Kirche gefordert, gegen populistische Einflüsse anzugehen und zu einer sachlichen Diskussion beizutragen. Vier von fünf Diakoniestationen im Dekanatsbezirk sollen in eiinnen ner neuen gemeinnützigen gGmbH effektiver aufgestellt werden. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund kreativer Umstrukturierungen und intensiveren Zugehens auf Gläubige sei verstärkte Aus-, Fort- und Weiterbildung wichtig: „Ein Pfarrer sollte nicht 20 Jahre lang im eigenen Saft schmoren.“Auf KirchenleitungsEbene sei nach wie vor der angestrebte Verbund mit den Verwaltungsstellen Pappenheim, Wassertrüdingen, Ansbach und Rothenburg von Bedeutung. Unter Federführung der Verwaltungsstelle Donau-Ries wird derzeit die übergreifende Baubetreuung aufgebaut. Die Synodalen verabschiedeten die Haushalte für 2017 und 2018 mit jeweils rund 690 000 Euro. Der Doppelhaushalt ist aus technischen Gründen wegen einer Umstellung der Buchhaltung nötig. Präsidiumsmitglied Karl Essig eröffnete und beschloss die Synode, der eine Andacht in der Nähermemminger Marienkirche vorausging.