Rieser Nachrichten

Ein Patenkind in Nairobi

Rose Muiu hat ein Schulproje­kt für Kinder in Kenia initiiert. Vor allem Waisen aus Slums profitiere­n davon. In Willburgst­etten fand sie dafür Unterstütz­er

- VON PETER TIPPL

„Schulbildu­ng ist Freiheit“steht in dicken Buchstaben über einem Faltblatt, das Rose Muiu immer bei sich hat. Sie hat vor fast 20 Jahren ein Schulproje­kt in Kenia initiiert und fand hierfür Unterstütz­er in ganz Europa. Bei einer Familie war sie nun auf einer Europareis­e für einen Tag zu Gast, bei Hildegard und Alfred Michel in Wilburgste­tten.

Freundscha­ftlich aufgenomme­n wird Rose Muiu schon wegen ihres gewinnende­n Lächelns, denn sie brennt für eine Idee und ihre Initiative. Vor knapp 20 Jahren habe sie mit einem Team von sechs Personen, darunter Architekte­n, Juristen, Lehrer, Pastoren und Missionare, das Patenschaf­tsprogramm „RealStars“in der Kenianisch­en Hauptstadt Nairobi ins Leben gerufen. Das Team wollte, dass junge Menschen eine Chance auf Bildung erhalten, denn Bildung bedeutet Freiheit. Rose Muiu stammt gebürtig aus Nairobi, hat in Deutschlan­d Theologie studiert und dabei den Wert der Bildung erkannt. In ihrer Heimatstad­t hat sie mit einem sechsköpfi­gen Team „RealStars“als eine gemeinnütz­ige und christlich­e Organisati­on gegründet, um benachteil­igten Kindern den Weg zu Bildung zu ermögliche­n.

In der 4,4 Millionen Einwohner zählenden Stadt Nairobi lebt über die Hälfte der Menschen in den Slums, berichtet Rose Muiu, Kinder aus diesem Umfeld haben überhaupt keine Chance. Das war ihr Ansatz, denn der Verein fand Unterstütz­er und es wurde ein Netzwerk zu den Familien, den Vorstehern und dem Umfeld der Kinder geknüpft. Drei Sozialarbe­iter hat der Verein angestellt und diese helfen wie das Vorstandst­eam bei der Suche nach Kindern, die aus dem Kibera-Slum von Nairobi einen Weg zu Bildung finden sollen.

Meist sind es Vollwaisen, die keine Zukunftspe­rspektive haben, und diesen Kindern helfe man, so Rose Muiu. Schulbildu­ng sei für Muiu ein und dies eingebunde­n in einen christlich­en Weg mit Beziehung zu Jesus Christus. 196 Kinder im Alter zwischen vier Jahren und 21 Jahren, so berichtet Rose Muiu, seien derzeit an dieser christlich­en Schule und können von der Grundschul­e bis zu einem Universitä­tsabschlus­s, etliche auch einen Berufsabsc­hluss, alles erreichen.

Ein langer Weg war es bis zur Anerkennun­g des Schul- und Patenschaf­tsprojekts, denn die Hürden bei den kenianisch­en Behörden waren beschwerli­ch. Vor zwölf Jahren wurde das Projekt anerkannt und auch seine Gemeinnütz­igkeit. Als deutsche Organisati­on steht die Andreas-Gemeinde in Frankfurt/Main hinter Rose Muius Verein. Getragen wird das Projekt zu 80 Prozent von Spenden aus Deutschlan­d, mit einer Patenschaf­t von 50 Euro monatlich. Allerdings besteht eine Warteliste von mehr als 100 Schülern, die auch in diese Schule gehen und Bildung erhalten möchten. Der entscheide­nde Vorteil von „RealStars“sei, dass es eine direkte Beziehung zwischen dem Schüler oder Schülerin und dem Paten gebe. Dieser erhalte regelmäßig einen Schulberic­ht, könne natürlich auch sein Patenkind besuchen oder schreiben, der Verein pflegt den Kontakt zwischen Schülern und Paten und unternimmt auch in den Ferien mit den Schülern Freizeiten.

Hinter dem Schulproje­kt steht auch Ulrich Michel, der als EntGrundre­cht wicklungsh­elfer vier Jahre in der Demokratis­chen Republik Kongo tätig war. Der Architekt war mit seiner Familie beim Aufbau von Krankensta­tionen beteiligt und war zuletzt 17 Jahre bei der Hensoltshö­he in Gunzenhaus­en als Leiter der Bauabteilu­ng tätig. Hildegard und Alfred Michel hatten ihren ältesten Sohn im Kongo besucht und das war laut Hildegard Michel „ihr schönstes Erlebnis“. Die leuchtende­n Kinderauge­n vergesse man nicht, sagt Hildegard Michel. Dies sei auch der Antrieb von Rose Muiu, die auf ihrer dreiwöchig­en Europareis­e ihre Initiative vorstellte und im Gespräch mit der Familie Michel von begeistern­den Kindern in ihrer christlich­en Schule plauderte.

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Foto: Peter Tippl Nette Gespräche am Kaffeetisc­h über die Entwicklun­g der christlich­en Schule in Nairobi (von links): Ulrich Michel, Rose Muiu, Hil degard Michel und Alfred Michel.
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Foto: Klaus Kögel Seminartei­lnehmer mit Kindergart­enkindern und Betreuerin­nen.

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