Große Koalition auf Rieserisch
Es war Helmut Beyschlag, der im Vorfeld der vergangenen Nördlinger Stadtratssitzung eine Hoffnung geäußert hatte. Die auf eine „ergebnisoffene Diskussion“in der Sitzung am Mittwochabend. Doch als Oberbürgermeister Hermann Faul den Tagesordnungspunkt aufrief, in dem es um das Großthema Parken gehen sollte, war schnell klar: Beyschlags Hoffnung würde nur ein frommer Wunsch bleiben. Die beiden großen Fraktionen im Rat boxten ihren gemeinsamen Antrag mit knapper Mehrheit durch. Trotz teils gegenteiliger Sachargumente der Stadtverwaltung. Trotz Kompromissvorschlägen von Oberbürgermeister Hermann Faul. Trotz der erbitterten Reden der anderen Fraktionen.
Auffällig ist: Stadtteilliste und Christsoziale arbeiteten bereits zum zweiten Mal in kurzer Zeit Hand in Hand. Auch beim Nein zum Anbau an die Mittelschule tüftelten sie einen gemeinsamen Antrag aus. Ob sich da eine „Rieser Große Koalition“anbahnt? Nun, eine solche Zusammenarbeit zweier Fraktionen ist in Demokratien üblich. Zumindest auf Bundes- und Landesebene. In Stadt- und Gemeinderäten wird dagegen tatsächlich oft ergebnisoffen diskutiert, sofern die Debatten nicht von alten Feindschaften oder Wahlen geprägt sind.
Auch in Nördlingen wurde bislang zwar viel, kontrovers und auch emotional debattiert – am Ende fanden die Kommunalpolitiker aber des Öfteren einen Kompromiss, mit dem sich alle anfreunden konnten. Nun, fast alle – die Grünen/Frauenliste hatten meist andere Ideen. So war es übrigens auch beim Thema Gewerbesteuer, als Stadtteilliste und Christsoziale gegensätzlich abstimmten.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Fronten im Nördlinger Stadtrat auf Dauer verhärten. Ob Christsoziale und Stadtteilliste weiter als „Rieser Große Koalition“eine Opposition gegen Oberbürgermeister Hermann Faul bilden. Und ob diese Entscheidungen dann allen Bürgern nützen – das zumindest kann man seit dem vergangenen Mittwoch getrost anzweifeln.