Deutlich weniger Gäste
In Nördlingen haben 2016 weniger Menschen übernachtet, als noch 2015. Warum, das ist auch für Tourist-Chef David Wittner ein Rätsel. Was die CSU kritisiert
Deutliche Kritik musste sich der Chef der Nördlinger Tourist-Information, David Wittner, in der vergangenen Sitzung des Nördlinger Stadtrates anhören. Die CSUFraktion war alles andere als zufrieden mit seinem Tourismusbericht 2016. Wittner hatte allerdings auch nur wenig Positives mitzuteilen. Wie bereits berichtet, waren die Zahlen der Übernachtungen in Nördlingen laut dem Statistischen Landesamt deutlich gegenüber 2015 gesunken – unterm Strich stand in dieser Aufstellung ein Minus von 16,6 Prozent. Wittner hatte anschließend herausgefunden, dass ein Betrieb seine Übernachtungen gar nicht gemeldet hatte. Jedoch: Der Verlust sei dennoch deutlich im hohen einstelligen Bereich, wenn nicht sogar bei minus zehn Prozent, so Wittner bei der Sitzung im Rathaus. Zudem verzeichneten die Stadtführungen weniger Teilnehmer als im vergangenen Jahr und den Daniel besuchten rund 1500 Menschen weniger. Warum das Jahr 2016 so schlecht für Nördlingen ausfällt, kann sich Wittner nicht so recht er- „Die Gäste, die nicht kommen, können wir nicht fragen.“Allerdings hätten die Touristen, die da waren, teils den Verkehr und die Baustellen sowie den Bahnhof und das Hallenbad kritisiert.
Während Oberbürgermeister Hermann Faul den Mitarbeitern dankte und die Ergebnisse „erfreulich“nannte, sagte Jörg Schwarzer (CSU): „Das ist schon ein bisschen erschreckend.“Gerade angesichts des Stadtmauerfests im vergangenen September. Er wollte wissen, welche konkrete Maßnahmen Wittner jetzt plane. Der Tourist-Chef entgegnete, er tue sich relativ schwer damit. Er rede mit den Betrieben – doch die großen sprächen von einer gleichbleibenden bis hohen Auslastung: „Es ist für uns schwierig, das Problem einzugrenzen.“
Thomas Mittring (Stadtteilliste) stellte die Vermutung auf, dass ein gewisser „Sättigungsgrad“bei den Familien und älteren Besuchern erreicht sei. Wittner antwortete, dass die Besucher in der Regel zum ersten Mal in Nördlingen seien, man auch kein Problem mit der Nachfrage habe. Helmut Beyschlag (PWG) schlug vor, noch einmal verstärkt den Radtourismus anzugehen. Er lobte Wittner für eine frühere Initiative in Sachen E-Bike: „Vielleicht waren Sie damals Ihrer Zeit voraus.“Die Rückgänge seien hoffentlich ein einmaliger Ausreißer. Sonja Kuban (Grüne/Frauenliste) wollte wissen, ob ein neues Hotel zu mehr Übernachtungen führen könnte. Wittner sagte, teils würden die Beherbergungsbetriebe in Nördlingen noch den Status quo der 80er Jahre anbieten. Würde ein neues Haus eröffnen, würde dieses das Angebot beleben. Rita Ortler (SPD) sagte: „Ich denke, wir müssen das Normale noch einmal neu hinterfragen.“Sie kritisierte die teils schlechte Ausschilderung der Fahrradwege.
Ulrich Lange (CSU) ging auf die von Wittner genannte Kritik der Touristen ein und entgegnete: Dinkelsbühl habe gar keinen Bahnhof. Ein tolles Hallenbad gebe es auch in anderen Städten nicht – die könnten aber dennoch ein Plus bei den Überklären: nachtungszahlen verzeichnen. Die Zahlen stiegen in ganz Bayern, entlang der Romantischen Straße – nur nicht in Nördlingen. Der Christsoziale folgerte: „Ich stelle fest, das Klientel muss da sein.“Deshalb müsse man sich schon konkret fragen, warum man nicht vom Aufschwung profitiere: „Man muss doch überlegen, was andere anders gemacht haben und wir nicht.“
Wittner und Faul verwiesen darauf, dass man in den vergangenen vier oder fünf Jahren im Bereich Tourismus stets Wachstum verzeichnet habe. Jetzt komme ein Einbruch – obwohl man nichts verändert habe. Das Stadtmauerfest trage bei den Übernachtungszahlen nur wenig bei, so Wittner. Denn die Betten könnten an diesem Wochenende nur zweimal belegt werden. Faul vermutete, dass sich schon Kleinigkeiten auswirken könnten. Er habe zuletzt eine Beschwerde von Besuchern aus Fürth bekommen. Die wollten am Samstagabend gegen 23.30 Uhr nach einem Konzert noch in der Altstadt etwas trinken, hätten aber keine Bar gefunden. So etwas spreche sich eben auch herum, meinte Faul.
Status quo der 80er Jahre