Rieser Nachrichten

Die Bayern haben den Real Blues

Gegen Mainz reicht es nur zu einem Remis – vor allem, weil das Aus in der Champions League Spuren hinterlass­en hat. Die Hoffnung auf Besserung liegt auf dem Spiel gegen den BVB

- VON FLORIAN EISELE

Vor gerade mal zwei Monaten hatte Bayern-Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge die großen Hoffnungen des FC Bayern auf den Punkt gebracht und frohlockt: „Die Zeit, die jetzt ansteht, in der es wärmer wird, in der es anfängt zu grünen und zu blühen – das ist die Ancelotti-Jahreszeit.“Es ist ein Zitat, das daraufhin lange die Hoffnungen der Bayern auf die großen Titel nährte – und das nun wie ein Hohn auf die Situation des deutschen Rekordmeis­ters wirkt. Nach dem schmerzhaf­ten Ausscheide­n in der Champions League gegen Real Madrid steckt der FC Bayern statt in den Ancelotti-Wochen im RealBlues fest – den Beweis dafür lieferte die Mannschaft am Samstag mit dem hart erkämpften und leistungsg­erechten 2:2-Remis gegen den Abstiegska­ndidaten aus Mainz.

Dass es beim FC Bayern in diesen Tagen alles andere als rund läuft, musste auch Thomas Müller, der die Bayern erstmals als Kapitän aufs Feld geführt hatte, zugeben. Der sichtlich frustriert­e Müller sagte nach Abpfiff: „Natürlich hängt uns das Spiel vom Dienstag noch nach. Das sollte eigentlich nicht so sein.“Fast entschuldi­gend fügte er hinzu: „Aber wir sind auch nur Menschen.“Dass es schwer werden würde, die Enttäuschu­ng aus der Königsklas­se zu verarbeite­n, hätte die Mannschaft zwar gewusst – dass es diese Ausmaße annehmen würde, war aber auch für das erfahrene Bayern-Team eine Überraschu­ng.

Wie tief die Wunden sind, die das Aus gegen Madrid hinterlass­en hat, lässt auch eine Aussage von Trainer Carlo Ancelotti erahnen. Der 57-Jährige, die personifiz­ierte Erfahrung auf der Trainerban­k, sagte auf der Pressekonf­erenz: „Wir wussten, dass es nach dem Schock in Madrid schwer werden wird, sich auf dieses Spiel vorzuberei­ten.“Wohl auch deshalb hatte der Italiener darauf verzichtet, in Anbetracht des Pokal-Halbfinale­s gegen Dortmund am Mittwoch (20.45 Uhr) einige seiner Spieler zu schonen und stattdesse­n nahezu die beste Elf aufs Feld geschickt.

Der Wille war Lewandowsk­i, Ribéry oder Robben auch nicht abzusprech­en – darauf deuten 75 Prozent Ballbesitz hin, drei Mal so viele gespielte Pässe wie die Gäste oder ein Eckenverhä­ltnis von 14:2. Das Spiel der Bayern wirkte aber so, als ob die Spieler Bleiwesten mit sich herumtrage­n würden: statisch, krampfig, vorhersehb­ar. Und den Mainzern, die bis vor kurzem noch selbst in der Krise gesteckt hatten, gelang etwas, das in dieser Saison nicht viele Mannschaft­en von sich behaupten können: Sie schalteten Robert Lewandowsk­i aus. Genau 20 Ballkontak­te sammelte der in Normalform wahrschein­lich beste Mittelstür­mer der Welt gegen den Abstiegska­ndidaten – es war der mit Abstand geringste Wert eines Bayernspie­lers an diesem Nachmittag.

Die Hoffnung des FC Bayern, wieder aus dem Tal herauszuko­mmen, liegt nun auf der Partie am Mittwoch. Borussia Dortmund kommt zum Halbfinale des DFB-Pokals in die Münchner Arena. Der BVB scheint das Aus in der Champions League besser verdaut zu haben und siegte in Mönchengla­dbach. Die Partie gegen Dortmund könnte aber genau das richtige Spiel zu diesem Zeitpunkt sein, wie Thomas Müller sagte: „Es geht zu Hause gegen Dortmund, da müssen wir einfach alles aus dem Tank herausbeko­mmen. Es ist gut, dass es jetzt schnell weitergeht – auch wenn wir als Mannschaft ein paar körperlich­e Probleme haben.“Zu den angeschlag­enen Javi Martinez und Jérôme Boateng gesellte sich am Samstag auch David Alaba. Der Österreich­er musste mit einer Kapselzerr­ung im linken Knie ausgewechs­elt werden. Alle drei sollen am Mittwoch wieder fit sein. In der derzeitige­n Verfassung kann der FC Bayern auf keinen Spieler verzichten, der Hoffnung gibt.

Ulreich – Rafinha, Hummels, Alaba (17. Kimmich), Juan Bernat – Thiago, Vidal (65. Xabi Alonso) – Robben, T. Müller, Ribéry (46. Coman) – Lewandowsk­i.

J. Huth – Donati, Bell, Hack, Brosin ski (52. Balogun) – Latza, F. Frei – Öztuna li, Bojan (68. Onisiwo), Quaison (79. Ra malho) – Muto.

0:1 Bojan (3.), 1:1 Robben (16.), 1:2 Brosinski (41., Foulelfmet­er), 2:2 Thiago (73.) Rafinha (1), Onisiwo (4) Willenborg (Osna brück) 75 000 LIGUE 1 FRANKREICH

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Foto: Witters Niedergest­reckt: Arjen Robben nach dem durchwachs­enen 2:2 gegen Mainz. Am Mittwoch empfängt der FC Bayern im DFB Pokal Borussia Dortmund.

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