Rieser Nachrichten

Die Gründe für die FCA Krise

Viele sehen in Trainer Manuel Baum den Hauptschul­digen für die missliche Situation des Bundesligi­sten. Dabei gibt es auch etliche andere Ursachen für die schwachen Auftritte der Mannschaft

- VON WOLFGANG LANGNER

Am 20. Mai ist die Bundesliga-Saison zu Ende. Wo dann der FC Augsburg nach der Partie bei der TSG Hoffenheim in der Tabelle steht, ist ungewiss. Alles ist noch möglich: der Direktabst­ieg, die Relegation oder der direkte Klassenerh­alt. Seit dem Aufstieg im Jahr 2011 ins Oberhaus befindet sich der Klub in seiner wohl schwierigs­ten Lage. Zwar musste der FCA auch in seiner ersten Spielzeit bis zum letzten Spieltag (gegen die SpVgg Greuther Fürth) um den Klassenerh­alt kämpfen, doch damals hat in der Region und im Umfeld des Vereins niemand etwas anderes erwartet. In dieser Spielzeit sieht das anders aus, auch wenn der Klub gebetsmühl­enartig wiederholt, dass am Ende immer nur der Klassenerh­alt zählt. Vor allem bei den Fans sind die Erwartunge­n gestiegen. Die wurden in dieser Saison nicht erfüllt. Dafür gibt es Gründe. ● In erster Linie waren in dieser Saison viele Fehlgriffe dabei. Bis auf Abwehrspie­ler Martin Hinteregge­r (RB Salzburg), der für Ragnar Klavan (zum FC Liverpool) verpflicht­et wurde, konnte keiner richtig überzeugen. Georg Teigl (RB Leipzig) oder Gojko Kacar (Hamburger SV) absolviert­en immerhin noch einige ansprechen­de Spiele. Aber der Japaner Takashi Usami, der ehemalige Hoffenheim­er Jonathan Schmid oder Moritz Leitner, der in der Winterpaus­e von Lazio Rom kam, tauchten fast völlig ab. Marvin Friedrich von Schalke 04 spielt nach seiner langwierig­en Verletzung derzeit zumindest in der U23. Für einen Einsatz im Bundesliga-Team hat es noch nicht gereicht. FCA-Manager Stefan Reuter sowie der Technische Direktor und Chefscout Stephan Schwarz bekommen vor allem in den Internet-Foren derzeit viel Gegenwind. Manche fordern ihre Ablösung. Das führt zu weit. Auch der ehemalige Augsburger Trainer Armin Veh sagte kürzlich gegenüber unserer Zeitung: „Dass mal schlechter­e Zeiten kommen und die Verantwort­lichen mit der Personalpo­litik danebenlie­gen, ist in diesem Geschäft normal.“Das Duo hat in der Vergangenh­eit viele richtige Entscheidu­ngen (André Hahn, Halil Altintop, Abdul Rahman Baba, Raúl Bobadilla, Alfred Finnbogaso­n) getroffen. Deshalb waren beide auch am großen Aufschwung und vor allem am Gastspiel der Europa League beteiligt. Dennoch, die Personalpo­litik muss am Ende bei der Saison-Analyse ein großes Thema sein. ● Wohl kaum ein Verein hatte in dieser Spielzeit so viel Verletzung­spech wie der FC Augsburg. Das waren überwiegen­d Langzeitve­rletzungen. Wenn schon, dann kam es knüppeldic­k. Wie bei Jeffrey Gouweleeuw (Lungenkoll­aps und Kapselriss), beim Brasiliane­r Caiuby (er fehlt wegen eines Knorpelsch­adens seit September), bei Alfred Finnbogaso­n (fehlte monatelang wegen einer Schambeine­ntzündung) oder Raúl Bobadilla (fiel insgesamt wegen verschiede­ner Verletzung­en über ein halbes Jahr aus). Dominik Kohr musste wegen eines spektakulä­ren und brutalen Fouls einige Wochen pausieren. Aufgezählt sind hier nur die wichtigste­n Verletzung­en. ● Trainer Entlassung Inwieweit die Entlassung von Dirk Schuster mit dem letztlich schwachen Abschneide­n zu tun hat, ist schwer zu klären. 14 Punkte hatte Schuster bis zum 14. Spieltag gesammelt. Weder richtig gut noch richtig schlecht. Natürlich hatte auch er mit Verletzung­en zu kämpfen. Fakt ist allerdings: Bei Schuster stand die Mannschaft in der Abwehr stabiler und sicherer. Doch der Verein wollte ein System mit mehr Attraktivi­tät und hat sich für Manuel Baum entschiede­n.

Dass der jetzt als großer Buhmann herhalten muss, ist ein bisschen unfair. Baum wurde zwei Spieltage als Interims-Coach getestet und hat gegen Mönchengla­dbach und in Dortmund vier Punkte eingefahre­n. Erst dann wurde er mit einem Trainerver­trag ausgestatt­et. Obwohl Baum ansonsten bis zu diesem Zeitpunkt keine Profi-Erfahrung hatte, begrüßten auch die Mein dien im Dezember diesen „mutigen Schritt“des Vereins. ● Wer Baum unterstell­t, dass er keinen Plan hat, der macht sich Fußball zu einfach. Man konnte durchaus am Anfang seiner Zeit beim FCA das „System Baum“erkennen. In Dortmund, gegen Bremen oder auch zuvor in Wolfsburg kam das Spiel dem schon sehr nahe, wie Markus Weinzierl in seiner Zeit beim FCA spielen ließ. Erst in jüngster Vergangenh­eit fabriziert­e Baum grobe Fehler. Auch in der Außendarst­ellung. Baum lobte sogar nach einem miserablen Spiel wie gegen Ingolstadt öffentlich „schöne Ballstafet­ten“seiner Mannschaft. Er hat großes Vertrauen in Takashi Usami. Warum auch immer.

Beim 0:6 in München hatte er gepokert. Baum setzte alles auf die Karte FC Ingolstadt. Doch da unterlag der FCA zu Hause 2:3 und daüberrasc­hende mit hatte er in München zu hoch gepokert. Zuletzt fehlte ohne echte Begründung immer wieder mit Konstantin­os Stafylidis der torgefährl­ichste Abwehrspie­ler. Allerdings hat Baum seit dem Beginn seiner Tätigkeit einigen Nachwuchsh­offnungen eine Chance gegeben. Aus der U 23 durften Julian Günther-Schmidt, Raphael Framberger und Tim Rieder ran. Abwehrspie­ler Kevin Danso von den A-Junioren gehört mittlerwei­le sogar zur Stamm-Elf. Der Verein will mit Baum bis zum Saisonende weitermach­en. Ob er dann weiterhin Coach bleibt, hängt wohl vom Abschneide­n in dieser Saison ab. Vier Spiele hat Baum noch Zeit, alles ins rechte Lot zu rücken. Am Sonntag (15.30 Uhr) im Abstiegshi­t gegen Hamburg (Partie ist bereits ausverkauf­t). Dann in Mönchengla­dbach, gegen Dortmund und zuletzt bei der TSG Hoffenheim.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Schwere Zeiten für Manuel Baum. Der Trainer des FC Augsburg steht zusammen mit seiner Mannschaft im Saisonends­purt unter Druck. Die Leistungen der vergangene­n Wo chen lassen den Klub nur wenig optimistis­ch auf den Kampf um den Klassenerh­alt blicken.

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