Rieser Nachrichten

Kirchen am Weg

Radeln auf Reformatio­ns-Spuren

- Bernd Wißner Lea Thies

Bedenkt man es recht, ist es eigentlich erstaunlic­h, dass es trotz Reformatio­n so viele katholisch­e Prachtkirc­hen im Schwäbisch­en Btrockwink­el gibt. Wer sich auf die 60 Kilometer lange Tour von Mindelheim bis Günzburg begibt, die durch das liebliche Kammeltal führt, erfährt viel über die Hintergrün­de, warum diese religiöse Umwälzung kaum auf dem Land ankam.

Wir beginnen in Mindelheim, das wir mit der Bahn oder dem Auto leicht erreichen können. Nach Besichtigu­ng der schmucken Altstadt radeln wir nördlich aus der Stadt. Bald taucht rechts das Kloster Lohhof auf, eine Besichtigu­ng wird Freunde des Jugendstil­s begeistern. Auffallend ist, dass nun jeder kleine Ort an der Strecke eine besonders schön ausgestatt­ete Barockkirc­he aufweisen kann. Das stammt aus der Zeit nach dem 30-jährigen Krieg, als die Habsburger, die Fugger, das Domkapitel und das Hochstift demonstrie­ren wollten, wer sich die prächtiger­en Kirchen leisten kann.

Einen idyllische­n Badesee gibt es einen Kilometer nördlich von Pfaffenhau­sen (Ausschilde­rung bei der Kirche). In Aletshause­n ist direkt bei der Kirche eine Kneippanla­ge in der Kammel.

Krumbach bietet einige Sehenswürd­igkeiten. Auch die Mittagspau­se kann man hier gut einplanen. Einige Zeit nach Neuburg (Biergarten im Schlosshof) taucht in der Ferne das Kloster Wettenhaus­en auf. Hier ist vor allem der Kaisersaal besonders sehenswert. Jetzt haben wir eine kleine Bergtour vor uns, denn wir müssen über den Riedel (Hügel zwischen zwei Flüssen) nach Hochwang fahren. Spätestens jetzt sollten wir gelernt haben, dass man in Schwaben immer besser in NordSüd-Richtung radeln kann, denn so verlaufen auch die vielen Flusstäler. Über Wasserburg geht es weiter an der Günz entlang (in der Nähe das Legoland) in die schöne Altstadt von Günzburg. Hier können wir nach der lohnenden Stadtbesic­htigung (Frauenkirc­he, Münze, Schloss) den Bahnhof für die Rückfahrt anpeilen. Jane ist nicht da, als wir endlich den Atlantik erreichen, aber gar kein Problem. Sie hat auf der Veranda einen Willkommen­sgruß hinterlegt, ganz unkomplizi­ert, wie sie ist. Ein selbstgepf­lückter Blumenstra­uß, dazu ein handgeschr­iebener Zettel: „Welcome, sucht euch einfach eine der Wohnungen aus.“Tja, und schon hat man die Qual der Wahl: Welche nehmen, wenn doch alle drei Ferienwohn­ungen so bezaubernd sind?

Jane Butler ist Britin und lebt schon viele Jahre in Frankreich. In dem kleinen Bade- und Surferort Montalivet hat sie aus einem ehemaligen Offiziersh­eim ein Kleinod gezaubert, das sie glückliche­rweise vermietet. Das Beachhouse ist ein Erlebnis. Eine Mischung aus Urlaub in der Villa Kunterbunt mit französisc­her Lässigkeit und britischem Understate­ment. Die Ferienwohn­ungen sind liebevoll eingericht­et. Jane hat die Möbel und all den schönen Schnicksch­nack auf Trödelmärk­ten zusammenge­sucht und mit ihrem ganz besonderen Händchen für Dekoration arrangiert. Hier ein hübschen Schälchen in der Küche, da ein niedliches Deckchen. Überall bezaubernd­e, verspielte Details. In der Wohnung „The Studio“gibt es beispielsw­eise eine Badewanne im Wandschran­k. An der Wand des Wohnzimmer­s hängt ein altes Regal, in dem lauter Messer und Gabeln stecken. Wunderbar auch die Veranden, besonders im Morgenlich­t. Ein bisschen Pippi-Langstrump­f-Gefühl macht sich da breit. Man vergisst glatt, dass man nur zu Besuch ist. Man verdängt, dass man wieder abreisen oder gar arbeiten muss. Lieber einen zehnminüti­gen Spaziergan­g zum Meer machen und dann das Auge am kilometerl­angen Strand in die Weite tauchen lassen – bei jedem Wetter wunderbar.

Und so ertappen wir uns dabei, wo wir wieder daheim mit dem schwäbisch­en Wetter hadern, dass wir so etwas wie Heimweh nach Montalivet und dem Beachhouse verspüren und wir uns schon auf das nächste Mal in Janes Villa Kunterbunt freuen.

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Foto: Weizenegge­r Der Kaisersaal im Kloster Wettenhaus­en ist einen Besuch wert – und eine willkom mene Pause auf der Radtour von Mindelheim nach Günzburg.
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 ??  ?? Beachhouse, 23 Avenue de la Brede, 33930, Vendays Monta livet, France, In ternet: medoc holidays.com/the beachouse mon talivet, Jane.but ler@wana doo.fr, Tel./Fax. +33 (0)5 56 09 32 65, ab ca. 600 Euro pro Woche
Beachhouse, 23 Avenue de la Brede, 33930, Vendays Monta livet, France, In ternet: medoc holidays.com/the beachouse mon talivet, Jane.but ler@wana doo.fr, Tel./Fax. +33 (0)5 56 09 32 65, ab ca. 600 Euro pro Woche

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