Wie Kinder mit Vitaminen versorgt werden können
Reicht es aus, Kindern regelmäßig die Zähne zu putzen, oder muss mit Tabletten nachgeholfen werden? Experten klären auf, wann nachgeholfen werden sollte
Als Eltern will man für den Nachwuchs alles richtig machen. Also verzichtet die werdende Mama während der Schwangerschaft auf Rohmilchprodukte und Kaffee, nimmt Folsäure und bereitet sich mit Atemübungen auf die Strapazen der Geburt vor. Aber auch wenn das Kleine dann auf der Welt ist, hören die präventiven Maßnahmen zum Wohl des Kindes nicht auf.
Ein Punkt auf der Liste ist dabei die Gabe von Fluorid-Tabletten, mit denen Karies vermieden werden soll. Dies betont auch Dr. Sigrid Scharrer-Bothner, Kinderärztin in Nördlingen: „Die Gesellschaft für pädiatrische Gastroenterologie empfiehlt definitiv die tägliche Einnahme von Fluoridtabletten. Dadurch wird die Zahnschmelzbildung gefördert und Karies vermieden.“Diese Gabe von Fluorid-Tabletten werde dann erst beendet, wenn die Zähne stabil mit Zahnpasta geputzt werden könnten.
Dieser von Kinderärzten weithin vertretenen Meinung widersprechen allerdings die Zahnärzte deutlich, die im Gegenteil sogar vor der zusätzlichen Einnahme von Fluorid in Tablettenform warnen. Zahnarzt Dr. Claus Böckh erklärt hierzu: „Zusatzfluoride sind heutzutage nicht mehr nötig. Zum einen wird dieses Spurenelement über die Nahrung, zum Beispiel durch Wasser oder Speisesalz, aufgenommen, zum anderen genügt es zur Kariesvorbeugung völlig, ab dem ersten Zahn mit einer altersentsprechenden Zahnpasta zu putzen. Dies ist nach dem heutigen Stand der Wissenschaft völlig ausreichend.“Der Zahnmediziner warnt sogar vor den Folgen einer Überdosierung: „Gerade bei Kindern besteht die Gefahr, zu viel Fluorid aufzunehmen. Das zieht dann ein ästhetisches Problem nach sich, denn durch die direkte Einlagerung des Fluorids im Zahnschmelz, entstehen unschöne weiße Flecken am Zahn.“
Zur Kariesprophylaxe rät der Zahnarzt daher den Eltern, auf andere Gewohnheiten Acht zu geben, zum Beispiel Wasser statt Säften oder Limonaden als Hauptdurstlöscher zu nutzen, keine Zwischenmahlzeiten einzunehmen, regelmäßig Zähne zu putzen und zum Zahnarzt zu gehen – aber eben keine Zusatzfluoride zu geben.
Oftmals sind diese Tabletten noch kombiniert mit Vitamin D, um einer Rachitis, einer Knochenwachstumsstörung vorzubeugen. Die Empfehlung von Kinderärztin Sigrid Scharrer-Bothner lautet hier: Dem Baby sollte ungefähr anderthalb Jahre lang täglich Vitamin D gegeben werden, circa zwei erlebte Winter lang. Vitamin D werde im Körper mit Hilfe der Sonneneinstrahlung gebildet und könne in ausreichender Menge nur schwierig über die Nahrung aufgenommen werden. Daher müsse es auf jeden Fall in Tablettenform zugeführt werden, um das Knochenwachstum zu fördern und das Immunsystem zu stärken.
Gleichzeitig gibt es auch immer wieder Stimmen, die betonen, dass es ausreicht, regelmäßig mit dem Kind an der frischen Luft bei Sonnenschein spazieren zu gehen, Muttermilch beziehungsweise angereicherte Säuglingsnahrung zu geben, um das Baby ausreichend und auf natürlichem Weg mit Vitamin D zu versorgen.
Doch während sich bei Neugeborenen Gedanken gemacht werden, ob dieses Schutz- und Regelhormon zugegeben wird, gerät das bei größeren Kindern oder gar Erwachsenen völlig ins Hintertreffen. Dr. Claus Daumann, der in Oettingen praktiziert, befasst sich seit zehn Jahren intensiv mit diesem Thema und geht noch einen Schritt weiter: „Sein ganzes Leben lang muss der Mensch auf seinen Vitamin D-Spiegel achten, denn Knochen, Muskeln und Immunsystem profitieren von Vitamin D.“
In der heutigen Zeit sei dies aber nicht immer ganz leicht, da sich unser Leben sonnenfeindlich gestalte, Sonnenschutz die Vitamin D-Bildung in der Haut verhindere und die moderne Ernährung nicht für eine gute Versorgung ausreiche.