Rieser Nachrichten

Eine gute Stadt für Kreative

Die freien Künstler Marianne und Helmut Ranftl haben die Nördlinger Ateliertag­e mitinitiie­rt. Im Gespräch verraten sie, was sie besonders an der Riesmetrop­ole schätzen

- Interview: Peter Urban

Frau Ranftl, wie lebt es sich als freischaff­ende Künstler in einer Kleinstadt wie Nördlingen?

Marianna Ranftl: Es lebt sich gut in Nördlingen. Vor allem die kurzen Wege sind toll. Ich kann auch mal schnell wegen einer Viertelstu­nde rüber ins Atelier. In einer Stadt wie München wäre so ein Leben wie hier finanziell und vom allgemeine­n Aufwand sicherlich nicht möglich.

Helmut Ranftl: Und man hat wenig Ablenkunge­n, man kann sich aufs Wesentlich­e – auf seine Arbeit – konzentrie­ren.

Was halten Sie von den Nördlinger Ateliertag­en? Waren Sie von Anfang an dabei?

Marianne Ranftl: Wir waren von Anfang an dabei und sogar die Mitinitiat­oren der Aktion. Die Stadt hat sich dabei gut mit eingebrach­t.

Helmut Ranftl: Anfangs waren es sechs Künstler, die mit dem Event begonnen haben. Dann kam von Seiten der Stadt die Bitte, das auszuweite­n und auch Leute, die Kunst als Hobby machen, dazuzunehm­en. Und die Ateliertag­e so zu gestalten, dass jeder, der ein eigenes Atelier in der Stadt hat, mitmachen kann. Ganz unabhängig davon, ob er sich nun als Kunst-Profi oder als Laie fühlt.

Welches Gefühl ist es, Besucher in sein Allerheili­gstes zu lassen?

Helmut Ranftl: Normal ist es ja so, dass dieses Atelier ein Arbeitsrau­m ist, in dem es mehr oder weniger chaotisch zugeht, gerade, wenn man wie wir, mit Materialie­n arbeitet. Aber die Ateliertag­e sind ein willkommen­er „Es gibt in Nördlingen viele Künstler, die einiges bewe gen. Eigentlich erstaunlic­h für so eine Kleinstadt.“

Marianne Ranftl Anlass, eine Zäsur, also zu sagen, jetzt räumt man mal wieder auf. Und so sieht der Besucher keine eigentlich­e Arbeitsatm­osphäre, sondern mehr einen Ausstellun­gsraum.

Was wollen die Besucher von Ihnen wissen?

Marianne Ranftl: Die Besucher interessie­ren sich für Techniken, fragen: Wie kommt man dazu, Kunst zu machen? Seit wann macht man das? Was kostet es? Das sind Fragen, übrigens meist die gleichen, egal ob jetzt Schüler, Studenten oder Erwachsene sie stellen. Gibt es auch direkt Käufer?

Helmut Ranftl: Ab und zu schon, es wäre natürlich wünschensw­ert, wenn das stärker der Fall wäre. Aber es werden viele Dinge angebahnt, auch zum Beispiel Ausstellun­gen. Sagen wir mal, es kommt jemand, der eine Ausstellun­gsmöglichk­eit hat, das ist schon passiert, ja.

Was ist der Schwerpunk­t Ihrer Arbeit im Moment?

Marianne Ranftl: Also Textil wird bei mir immer das Medium sein. Das Neue sind aktuell Übernähung­en und Stickbilde­r.

Helmut Ranftl: Bei mir ist es so, dass ich immer in Sequenzen arbeite. Gerade bin ich bei quadratisc­hen Formaten, ein Meter auf ein Meter, die ich bisher nur in kleinen Formaten hatte. Immer wieder sind es auch Materialrü­ckgriffe.

Gibt es weitere Pläne?

Helmut Ranftl: Wir sind aktuell eingeladen zu einer Ausstellun­g der Schwäbisch­en Galerie in Oberschöne­nfeld, das geht es um Material in der Kunst. Wir sind mit vier anderen Künstlern dabei. Vernissage ist am 18. Mai.

Was halten Sie von der Kunstszene in Nördlingen?

Marianne Ranftl: Die Kunstszene ist hier sehr breit gestreut und es gibt viele Künstler, die einiges bewegen. Eigentlich erstaunlic­h, für so eine Kleinstadt. Allerdings, das muss man feststelle­n, fehlt der Nachwuchs.

Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?

Helmut Ranftl: Eine größere Akzeptanz, nicht nur zu den Ateliertag­en, sondern, dass die Leute auch unter der Zeit mutig sind, anrufen und fragen: Darf ich mal was sehen? Darf ich mal was probieren? Das wäre toll. Und mehr Aufmerksam­keit seitens der Stadt und öffentlich­en Institutio­nen, vielleicht auch die Mittel, Kunst zu fördern, die Unterstütz­ung zu steigern.

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