Eine gute Stadt für Kreative
Die freien Künstler Marianne und Helmut Ranftl haben die Nördlinger Ateliertage mitinitiiert. Im Gespräch verraten sie, was sie besonders an der Riesmetropole schätzen
Frau Ranftl, wie lebt es sich als freischaffende Künstler in einer Kleinstadt wie Nördlingen?
Marianna Ranftl: Es lebt sich gut in Nördlingen. Vor allem die kurzen Wege sind toll. Ich kann auch mal schnell wegen einer Viertelstunde rüber ins Atelier. In einer Stadt wie München wäre so ein Leben wie hier finanziell und vom allgemeinen Aufwand sicherlich nicht möglich.
Helmut Ranftl: Und man hat wenig Ablenkungen, man kann sich aufs Wesentliche – auf seine Arbeit – konzentrieren.
Was halten Sie von den Nördlinger Ateliertagen? Waren Sie von Anfang an dabei?
Marianne Ranftl: Wir waren von Anfang an dabei und sogar die Mitinitiatoren der Aktion. Die Stadt hat sich dabei gut mit eingebracht.
Helmut Ranftl: Anfangs waren es sechs Künstler, die mit dem Event begonnen haben. Dann kam von Seiten der Stadt die Bitte, das auszuweiten und auch Leute, die Kunst als Hobby machen, dazuzunehmen. Und die Ateliertage so zu gestalten, dass jeder, der ein eigenes Atelier in der Stadt hat, mitmachen kann. Ganz unabhängig davon, ob er sich nun als Kunst-Profi oder als Laie fühlt.
Welches Gefühl ist es, Besucher in sein Allerheiligstes zu lassen?
Helmut Ranftl: Normal ist es ja so, dass dieses Atelier ein Arbeitsraum ist, in dem es mehr oder weniger chaotisch zugeht, gerade, wenn man wie wir, mit Materialien arbeitet. Aber die Ateliertage sind ein willkommener „Es gibt in Nördlingen viele Künstler, die einiges bewe gen. Eigentlich erstaunlich für so eine Kleinstadt.“
Marianne Ranftl Anlass, eine Zäsur, also zu sagen, jetzt räumt man mal wieder auf. Und so sieht der Besucher keine eigentliche Arbeitsatmosphäre, sondern mehr einen Ausstellungsraum.
Was wollen die Besucher von Ihnen wissen?
Marianne Ranftl: Die Besucher interessieren sich für Techniken, fragen: Wie kommt man dazu, Kunst zu machen? Seit wann macht man das? Was kostet es? Das sind Fragen, übrigens meist die gleichen, egal ob jetzt Schüler, Studenten oder Erwachsene sie stellen. Gibt es auch direkt Käufer?
Helmut Ranftl: Ab und zu schon, es wäre natürlich wünschenswert, wenn das stärker der Fall wäre. Aber es werden viele Dinge angebahnt, auch zum Beispiel Ausstellungen. Sagen wir mal, es kommt jemand, der eine Ausstellungsmöglichkeit hat, das ist schon passiert, ja.
Was ist der Schwerpunkt Ihrer Arbeit im Moment?
Marianne Ranftl: Also Textil wird bei mir immer das Medium sein. Das Neue sind aktuell Übernähungen und Stickbilder.
Helmut Ranftl: Bei mir ist es so, dass ich immer in Sequenzen arbeite. Gerade bin ich bei quadratischen Formaten, ein Meter auf ein Meter, die ich bisher nur in kleinen Formaten hatte. Immer wieder sind es auch Materialrückgriffe.
Gibt es weitere Pläne?
Helmut Ranftl: Wir sind aktuell eingeladen zu einer Ausstellung der Schwäbischen Galerie in Oberschönenfeld, das geht es um Material in der Kunst. Wir sind mit vier anderen Künstlern dabei. Vernissage ist am 18. Mai.
Was halten Sie von der Kunstszene in Nördlingen?
Marianne Ranftl: Die Kunstszene ist hier sehr breit gestreut und es gibt viele Künstler, die einiges bewegen. Eigentlich erstaunlich, für so eine Kleinstadt. Allerdings, das muss man feststellen, fehlt der Nachwuchs.
Was würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Helmut Ranftl: Eine größere Akzeptanz, nicht nur zu den Ateliertagen, sondern, dass die Leute auch unter der Zeit mutig sind, anrufen und fragen: Darf ich mal was sehen? Darf ich mal was probieren? Das wäre toll. Und mehr Aufmerksamkeit seitens der Stadt und öffentlichen Institutionen, vielleicht auch die Mittel, Kunst zu fördern, die Unterstützung zu steigern.