Wie stehen die Chancen für die Reaktivierung?
Für die Verbindung Nördlingen – Wassertrüdingen wären in der Region diverse Baumaßnahmen nötig. Der stellvertretende Landrat Reinhold Bittner favorisiert eine weitere Machbarkeitsstudie nicht
Aufgrund steigender Bevölkerung, Ansiedlung von Industrie, einer relativ intakten Bahnstrecke und der Kleinen Landesgartenschau in Wassertrüdingen gebe es laut Dr. Frank Molder jetzt die große Chance zur Realisierung der Hesselbergbahn. Auch die Umfahrung Oettingens, für die wieder Pläne vorliegen würden, sei ein Argument. Diese Chancen der Reaktivierung waren Thema eines Infoabends vom Bund Naturschutz, Ortsgruppe Oettingen. Andreas Braun und Albrecht Röttger beleuchteten Historie, aktuelle Situation und zukünftige Möglichkeiten vor rund 50 Interessierten.
Braun ging auf die Machbarkeitsstudien mit der Vorgabe von 1000 Personen pro Kilometer und Tag ein, die zwischen Wassertrüdingen nach Gunzenhausen, nicht aber von Wassertrüdingen nach Nördlingen erreicht wurden.
Knackpunkt sei die Deutsche Bundesbahn, die eine Durchleiteverbindung nach Pleinfeld wolle und nach deren Finanzplan sei eine Umsetzung erst in fünf Jahren möglich. Für die Verbindung Wassertrüdingen – Nördlingen müsste in Auhausen, Dürrenzimmern und Oettingen gebaut und an der Munninger Straße zwei neue Bahnsteige eingerichtet werden. Richtung Wemding müsse bei Oettingen ein neuer Bahnübergang gebaut werden, der kleine Bahnübergang bei Hainsfarth könne nach Brauns Einschätzung aufgelassen werden.
Ein kombiniertes Bahn-Bus-System sei laut Röttger die richtige Vorgehensweise für das Ries, denn die bisherigen Machbarkeitsstudien seien „Mittelfränkisch gerechnet“worden. Die fehlende Personenfrequenz von 960 Fahrgästen auf 1000 Fahrgästen zwischen Wassertrüdingen und Nördlingen könne mit durchgehender Verbindung nach Donauwörth und einem Haltepunkt bei Hainsfarth erreicht werden. Die Gesamtinvestition zur Streckeninstandsetzung von 4,9 Millionen Euro würde laut Röttger von der BayernBahn erwirtschaftet. Er wies auf fünf Millionen Euro Zuschüsse vom Bund für den Streckenabschnitt bei Dombühl hin und auf 6,5 Millionen Euro für den kreuzungsfreien Ausbau bei Langlau. Dazu fünf Millionen Euro für den Bahnübergang bei Möttingen.
Eine intensive Diskussion schloss sich an, bei der eine von Röttger neue Machbarkeitsstudie von stellvertretendem Landrat Reinhold Bittner nicht favorisiert wurde. Ende des Jahres greife ein neuer Fahrplan in Richtung München und Aalen und dieser sollte bedacht werden. Eine Studie für 3500 Euro mache wenig Sinn. Der Kreistag wird laut Bittner in zwei Jahren eine eigene Studie beauftragen.
Für Oettingens Bürgermeisterin Petra Wagner stehe die Bahn „auf jeden Fall auf der Agenda“, wobei keine Verschlechterung im Schulverkehr erreicht werden dürfe. Positiv sei die Bahnreaktivierung für Touristen, Pendler und Geschäftsleute, die gerne die Fahrzeit nutzten. Die Beförderung von Kindern von Busbahnhöfen zu Schulzentren werde überall in Deutschland praktiziert und auch in der Region gelingen, wandte Wagner ein. Teil der Lösung und kein Hinderungsgrund sei das optimale Zusammenspiel von Bus und Bahn.
Auf Unverständnis stieß bei Klaus Schülein, dass angesichts des Investitionsvolumens und dem Willen die Umsetzung bei den potenziellen Betreibern noch nicht erfolgt sei.