Nationalpark nahe Niederschönenfeld?
Im Freistaat soll es ein drittes Schutzgebiet dieser Art geben. Dafür stehen bereits mögliche Standorte fest. Ein weiterer wird nun im südlichen Landkreis diskutiert
Mit der Ausweisung eines dritten Nationalparks in Bayern will die Bayerische Staatsregierung nach Aussage von Umweltministerin Ulrike Scharf ein Ausrufezeichen beim Naturschutz setzen. Nach Spessart und Rhön sind hierbei inzwischen auch die Donau-Auenwälder im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, im Bereich Ingolstadt und neuerdings mit einem kleinen Teil des Donau-Ries-Kreises südlich von Niederschönenfeld in den Mittelpunkt der Diskussion gerückt. Das Umweltministerium in München hat vor geraumer Zeit den Startschuss für einen offenen und intensiven Dialogprozess gegeben.
Ein solcher Dialog fand gestern im Umweltausschuss des DonauRieser Kreistages statt – sehr offen und kontrovers. Zwei Vertreterinnen des Ministeriums, Ulrike Lorenz und Ursula Schuster, erläuterten dem Gremium den derzeitigen Sachstand und stellten sich einer ganzen Reihe von Fragen der Kreisräte. Das Gremium schaffte es allerdings nach einer gut einstündigen Diskussion nicht, in Bezug auf die Donauauen zu einem geschlossenen Meinungsbild zu kommen. Vielmehr kamen die vielfältigen Interessenslagen zum Ausdruck. Die Meinungen reichten von grundsätzlicher Zustimmung bis zur klaren Ablehnung. Lorenz bezeichnete in ihren Ausführungen die Auwälder an der Donau zwar als Bereich von „besonderer ökologischer Bedeutung“. Allerdings sei dort ein wesentliches Kriterium nicht gegeben: Man komme auf keine 10000 Hektar zusammenhängendes Gebiet – eine absolute Grundvoraussetzung für einen Nationalpark. Deshalb seien die Donauauen auch „nicht erste Priorität.“Wenn überhaupt, könne sich das Ministerium diesen Landstrich lediglich als Teil eines großen Verbundes entlang der Donau mit den Jurawäldern bei Weltenburg im Landkreis Kehlheim vorstellen. „Die Donauauen allein werden jedenfalls kein Nationalpark. Dafür ist die Gebietskulisse zu klein“, machte Lorenz deutlich.
Obwohl die Vertreterinnen des Ministeriums noch keinerlei konkrete Angaben machten, begehrten gestern im Ausschuss neben den der Landwirtschaft nahestehenden Kreisräten auch die Bürgermeister der betroffenen Kommunen auf. Beispielsweise Alois Schiegg (CSU), Rathauschef in Marxheim, sieht im Falle eines „Nationalparks Donauauen“überwiegend Nachteile – für die Landwirtschaft, die Jäger, aber auch für die Bevölkerung, die dann manche Bereiche wohl nicht mehr betreten dürfe.
Karl Wiedenmann (CSU) kritisierte, dass bis dato kein Kartenmaterial vorliege, welches das in Frage kommende Gebiet anschaulich mache. Und außerdem: Auf der Landwirtschaft herrsche momentan ein enormer Druck, der durch die Einschränkungen eines Nationalparks noch weiter zunehme werde, gab der frühere Kreisobmann des Bauernverbandes zu bedenken. Zudem würde der Unteren Naturschutzbehörde beim Landratsamt „Tür und Tor“geöffnet, betonte Wiedenmann. Was er mit dieser Äußerung konkret meinte, ließ er offen.
Aufgeschlossen äußerten sich hingegen Vertreter der anderen Fraktionen. Dr. Peter Thrul (PWG) kann sich Ausläufer eines Nationalparks in der Region ebenso vorstellen, wie Albert Riedelsheimer (Grüne) und Matthias Fritzsche (ÖDP). Nicht grundsätzlich abgeneigt zeigte sich ebenso Hans Roßkopf (SPD). Auch der christsoziale Landrat Stefan Rößle nimmt bei diesem Thema einmal mehr eine andere Haltung ein als beispielsweise der „Landwirtschaftsflügel“der CSU/JBKreistagsfraktion. Er sei durchaus offen für das Thema Nationalpark, meinte Rößle. Allerdings benötige er noch genauere Unterlagen seitens des Ministeriums, um sich eine umfassende Meinung zu bilden oder gar einen Beschlussvorschlag für die Kreisgremien formulieren zu können.
Ursula Schuster erklärte, das Umweltministerium wolle „zusammen mit einer Region“einen dritten Nationalpark entwickeln, wo auch immer das sein werde. Gerne könne sich der Landkreis Donau-Ries an dem Dialogprozess beteiligen. „Die Anregungen und Wortmeldungen aus der Umweltausschuss-Sitzung nehmen wir auf jeden Fall mit ins Ministerium“, so Lorenz.