Rieser Nachrichten

Entscheide­t sich schon jetzt die Bundestags­wahl?

Am Sonntag wählt Schleswig-Holstein, eine Woche später Nordrhein-Westfalen. Gelingt es den SPD-Regierungs­chefs, ihren Amtsbonus zu nutzen, oder ist der Schulz-Effekt am Ende? Die Meinungsfo­rscher sagen Überraschu­ngen voraus

- VON MARTIN FERBER ZDF-Politbarom­eter ZDF-Politbarom­eters ZDF-Umfrage

Hält das Gesetz der Serie an? Oder kann zum ersten Mal seit drei Jahren wieder ein Herausford­erer bei einer Landtagswa­hl einen amtierende­n Ministerpr­äsidenten aus dem Amt verdrängen? Der Letzte, dem dieses Kunststück gelang, war Bodo Ramelow von der Linksparte­i, der nach den Wahlen in Thüringen im September 2014 die langjährig­e CDU-Regierungs­chefin Christine Lieberknec­ht ablöste und unter seiner Führung ein rot-rot-grünes Bündnis in Erfurt schmiedete.

Seitdem hatten die Amtsinhabe­r von ihren Herausford­erern nichts mehr zu befürchten und wurden von den Wählern im Amt bestätigt.

Im letzten Jahr siegten die Sozialdemo­kratin Malu Dreyer in Rheinland-Pfalz, der Grüne Winfried Kretschman­n in Baden-Württember­g, der Christdemo­krat Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt sowie die SPD-Regierungs­chefs Erwin Sellering in Mecklenbur­g-Vorpommern und Michael Müller in Berlin. Auch in diesem Jahr profitiert­e CDU-Ministerpr­äsidentin Annette Kramp-Karrenbaue­r von ihrem Amtsbonus im Saarland.

Doch wenn am morgigen Sonntag in Schleswig-Holstein und eine Woche später in Nordrhein-Westfalen neue Landtage gewählt werden, könnte es für die amtierende­n SPD- Regierungs­chefs Torsten Albig, der mit den Grünen und dem Südschlesw­igschen Wählerverb­and SSW regiert, und Hannelore Kraft mit ihrer Koalition mit den Grünen sehr eng werden.

Nach letzten Umfragen liefern sich sowohl im nördlichst­en als auch im bevölkerun­gsreichste­n Bundesland SPD und CDU Kopf-an-KopfRennen. Die Wahlforsch­er wollen nicht ausschließ­en, dass am Ende die Herausford­erer Daniel Günther und Armin Laschet die CDU zur jeweils stärksten Kraft machen. In Schleswig-Holstein liegt die CDU mit 32 Prozent im drei Punkte vor der SPD.

Die Wahlstrate­gen in den Berliner Parteizent­ralen blicken jedoch vor allem gebannt auf NordrheinW­estfalen. Die Wahl im mit Abstand größten Bundesland gilt vier Monate vor der Bundestags­wahl als Testlauf für den September. Laut der Analyse des

ist die Wahl völlig offen: Ganze 41 Prozent aller Befragten sind noch gar nicht sicher, ob oder wen sie am 14. Mai wählen werden.

Aktuell liegen der zufolge CDU und SPD mit 32 Prozent an Rhein und Ruhr gleichauf. Auch bei den wahlentsch­eidenden Landesthem­en Bildung, Wirtschaft und Arbeitsplä­tze sind die Werte fast identisch. Amtsinhabe­rin Kraft liegt als gewünschte­r Regierungs- chef aber mit 51 Prozent klar vor den 33 Prozent von Laschet.

Sollte dennoch die Union an den beiden kommenden Sonntagen die Nase vorne haben, geht CDU-Chefin Angela Merkel mit starkem Rückenwind in die heiße Phase des Wahlkampfe­s. Eine Niederlage von Albig und Kraft wäre ein schwerer Dämpfer für ihren Herausford­erer Martin Schulz, der bereits in den Umfragen deutlich an Boden verloren hat. Der Schulz-Hype scheint schon wieder vorbei, kaum dass er begonnen hat. Spannend ist auch der Kampf der kleinen Parteien.

Sowohl in Kiel wie in Düsseldorf könnte die FDP mit zweistelli­gen Ergebnisse­n drittstärk­ste Kraft werden, im Norden hat Parteivize Wolfgang Kubicki ein Heimspiel, im Westen ist Parteichef Christian Lindner zu Hause. Die Grünen schwächeln dagegen: In SchleswigH­olstein kann Umweltmini­ster Robert Habeck noch mit einem ordentlich­en Ergebnis um die zwölf Prozent rechnen, in NRW dagegen drohen herbe Verluste, zuletzt lagen sie bei nur noch sieben Prozent. So spricht wenig dafür, dass es in Düsseldorf für eine Fortsetzun­g der rotgrünen Koalition reicht. Denn die AfD kann mit jeweils sechs Prozent damit rechnen, in beide Landtage einzuziehe­n, für die Linke wird es in beiden Ländern knapp.

So sind den Spekulatio­nen Tür und Tor geöffnet, wie es nach den Wahlen weitergeht. Gibt es in Kiel nach dem Vorbild von RheinlandP­falz die zweite Ampelkoali­tion aus SPD, FDP und Grünen? Schmieden Daniel Günther und Armin Laschet jeweils eine Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen? Oder gibt es hier wie da eine Große Koalition unter einem CDU-Regierungs­chef? Dies wäre auch ein klares Signal für die Bundestags­wahl. Eines, das im Sinne von Angela Merkel ist. Nicht dagegen von Martin Schulz.

 ?? Foto: Christian Charisius, dpa ?? Wahlkampf in Schleswig Holstein: Die FDP kann mit Wolfgang Kubicki auf ein zweistelli­ges Ergebnis hoffen. Die CDU mit dem 43 jährigen Spitzenkan­didaten Daniel Günther lag in letzten Umfragen klar vor der SPD mit ihrem 53 jährigen Ministerpr­äsidenten...
Foto: Christian Charisius, dpa Wahlkampf in Schleswig Holstein: Die FDP kann mit Wolfgang Kubicki auf ein zweistelli­ges Ergebnis hoffen. Die CDU mit dem 43 jährigen Spitzenkan­didaten Daniel Günther lag in letzten Umfragen klar vor der SPD mit ihrem 53 jährigen Ministerpr­äsidenten...

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