Auf einer Ebene mit den Superreichen
Sie können sich die schönsten Wohnungen kaufen, doch einige Millionäre in London fühlen sich trotzdem nicht wohl. Denn Touristen starren ihnen direkt ins Wohnzimmer
London Design des Gebäudes stets eine Terrasse für die Öffentlichkeit auf höchster Ebene“vorgesehen habe – was die nun erzürnten Anwohner der Tate damals offenbar nicht zu interessieren schien. Als sie einzogen, befand sich die Erweiterung des berühmten Kunstmuseums noch in der Errichtungsphase.
Erst im vergangenen Juni eröffnete der spektakuläre Anbau, das sogenannte Switch House, das mit ockerfarbenen und versetzt gestapelten Ziegelsteinen ummauert wurde. Die neue Galerie, die von den Schweizer Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron entworfen wurde, lockte seit vergange- nem Sommer eine Rekordzahl von Besuchern an. Die Ausstellungsfläche des Museums hat sich um 60 Prozent vergrößert. Und zu den Attraktionen gehört eben auch die Aussichtsplattform, deren Besuch wie der Eintritt ins Museum kostenfrei ist.
Eine Lösung für den Sicht-Streit, die der ehemalige Tate-Chef Nicholas Serota vor einigen Monaten vorschlug, klang zunächst einfach und naheliegend: Wie wäre es schlichtweg, Gardinen oder Rollläden anzubringen? Doch offenbar scheint diese Art von Sichtschutz nicht zum luxuriösen Stil der Bewohner zu passen. Sie gingen jedenfalls nicht auf den Ratschlag ein. Etliche Kommentatoren lästerten daraufhin über die reiche Oberschicht, die vor ihren Fenstern im Normalfall keine Gardinen brauche. Zu abgehoben wohnten deren Mitglieder – im wahrsten Sinn des Wortes.
Ein Tate-Besucher, der in einem der Apartments ein Teleskop am Fenster entdeckte, befand via sozialer Medien: Wenn die Menschen in dem Wohnblock ein Fernrohr nutzen, um auf „das einfache Volk niederzuschauen“, das an der Themse entlangspaziert, habe die Öffentlichkeit durch die Aussichtsplattform nun endlich die Chance, zurückzustarren.