Rieser Nachrichten

Es geht um die (Staben )Wurst

Kinderfest Würste vom Holzkohlen­grill haben in Nördlingen eine lange Tradition. Wann sie erfunden wurden, ist unklar

- VON PHILIPP WEHRMANN

Rostbraun, geschmackv­oll und frisch vom Grill: Seit jeher gehören die Stabenwürs­te zum Stabenfest wie der Umzug, das Karussell oder das Festzelt auf der Kaiserwies­e. Im Jahr 1898 gab es Ärger um die Stabenwürs­te: Das Stadtmagis­trat ermahnte Metzger, weil sie Brotkrümel in die Würste gemischt hatten, erzählt Stadtarchi­var Dr. Wilfried Sponsel. Wer die Stabenwürs­te erfunden hat, könne man heute leider nicht mehr feststelle­n.

Die meisten Bratwürste werden gebrüht, dann erst wandern sie auf den Grill. Die Stabenwürs­te hingegen werden roh gebraten. Sein Großvater habe sie Anfang des 20. Jahrhunder­ts zum ersten Mal in ihrer heutigen Form hergestell­t, sagt Hans Hülsenbeck. Seine Familie geht seit fast 400 Jahren dem Metzgerhan­dwerk in Nördlingen nach. Als sein Vater 1935 die Ausbildung im Familienbe­trieb begann, habe es die Stabenwürs­te schon gegeben. Hülsenbeck selbst begann in der Metzgerei zu helfen, als er zwölf Jahre alt war. Das Rezept sei bis heute unveränder­t.

Das Herstellun­gsverfahre­n sei verglichen mit anderen Würsten deutlich komplizier­ter. „Die Schwierigk­eit liegt darin, dass die Wurst aus einer guten Emulsion bestehen muss“, erklärt Hülsenbeck. Möglich gemacht habe das damals erst die Erfindung des Kutters. Er zerkleiner­t das Fleisch maschinell, es wurde feiner. Bei der Zerkleiner­ung per Hand war die Wurst noch recht grob. Weil die Stabenwürs­te roh gebraten werden, müsse man sie im Stundentak­t frisch aufs Stabenfest liefern, sagt Hülsenbeck. Sie müssen hergestell­t und direkt zum Fest gebracht werden. Am Stabenwoch­enende arbeitet man in der Metzgerei deshalb im Akkord: Etwa sechs Mitarbeite­r braten und verkaufen sie auf dem Festplatz, weitere sechs produziere­n sie zur gleichen Zeit in der Metzgerei. Grundlage für ein gutes Produkt sei, dass auch das Fleisch eine hohe Qualität habe, sagt Hülsenbeck. „Wenn Würste auf dem Grill sehr qualmen, dann sind die nicht besonders gut.“

Nicht nur wegen „gestreckte­r“Bratwürste gab es einst Beschwerde­n auf dem Stabenfest. Im Jahr 1886 beschwerte sich ein Nördlinger in einem Leserbrief, dass zu viele Erwachsene das Karussell besetzten. Sie hätten die Plätze teils eine halbe Stunde belagert – man solle das Stabenfest doch wirklich den Kindern widmen, forderte er. Solche Probleme sind auf dem heute beginnende­n Stabenfest eher nicht zu erwarten. Von einem großen Angebot an Stabenwürs­ten und Karussellp­lätzen ist auszugehen ...

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Archivfoto: D. Mack Die Stabenwürs­te werden roh auf dem Grill gebraten. Auf dem heute beginnende­n Stabenfest haben sie ihren festen Platz.

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