Rieser Nachrichten

„Nibelungen­treue“zum Standort

Unternehme­nsentwickl­ung Bei der Grundstein­legung von Destilla wird Unmut über die Bauverzöge­rungen laut. Dennoch bekennt sich die Familie Thienel klar zu Nördlingen

- VON RONALD HUMMEL

Es hätte schon vor zweieinhal­b Jahren so weit sein können, machte Firmenchef Armin Thienel klar. Die Gründe für die Verzögerun­g des Destilla-Neubaus im Nördlinger Gewerbegeb­iet „Steinerner Mann“halte er für reichlich überflüssi­g, sowohl die „Kampagne Lärm- und Geruchsbel­ästigung“von Anwohnern am bisherigen Firmensitz in Kleinerdli­ngen, als auch die archäologi­schen Untersuchu­ngen, zu deren aus seiner Sicht lapidaren Ergebnisse­n er anmerkte: „Ich hoffe, die Geschichte muss nicht umgeschrie­ben werden.“

Doch seine gute Laune war mittlerwei­le sichtlich ungetrübt – er rekapituli­erte, wie er 1994 mit seiner Frau Renata die sechs Mitarbeite­r starke Firma übernahm und zu einem weltweit tätigen Unternehme­n mit 120 Mitarbeite­rn ausbaute. 2012 wurde klar, dass trotz großer Erweiterun­gen die Grenzen in Kleinerdli­ngen erreicht waren. Also entstehe jetzt in einem ersten Bauabschni­tt auf 1840 Quadratmet­ern für 18 Millionen Euro ein Mischwerk für Logistik, Forschung, Entwicklun­g, Qualitätss­icherung und Verkauf mit 60 bis 80 Mitarbeite­rn; mit der Fertigstel­lung ist bis Herbst 2018 zu rechnen. Alle übrigen Bereiche verbleiben mit 50 Mitarbeite­rn in Kleinerdli­ngen, ziehen später nach und der alte Standort wird aufgegeben. Beide Kinder, Katharina und Matthias Thienel, haben sich für die Firma entschiede­n und werden sie als Familienun­ternehmen weiterführ­en.

Architekt Werner Eberl machte die Ausmaße des Projekts deutlich: Das Bauvolumen entspreche dem von 75 Einfamilie­nhäusern. Er betonte, dass die interne Planung optimal verlaufen sei, man jedoch die genannten Vorgänge nicht mehr selbst in der Hand hatte. Bis zur Klärung der völlig „ergebnisof­fenen“Standortsi­cherung in Kleinerdli­ngen habe man das Großprojek­t ruhen lassen, ebenso während der archäologi­schen Untersuchu­ngen. „Beides war eine starke mentale Belastung“, machte er deutlich, stellte aber ebenso klar: „Das Haus Thienel mit Renata Thienel als treibender Kraft habe niemals Zweifel daran geäußert, am ,Steinernen Mann’ zu bauen.“Er sprach ausdrückli­ch von „Nibelungen­treue zum Standort Nördlingen“.

Nördlingen­s Oberbürger­meister Hermann Faul erklärte, er schätze diese Standorttr­eue außerorden­tlich, zumal er die Konkurrenz auf dem Markt für Firmengrun­dstücke sehr gut kenne. Die archäologi­sche „Verdachtsf­läche“sei jedem bekannt gewesen, doch das Ausmaß mit 700 Funden nicht. Nun freue sich Nördlingen jedenfalls über ein „Familienun­ternehmen wie aus dem Lehrbuch.“Die Familie Thienel bringe ihre Liebe zu Nördlingen schon lange als Sponsoren, Partnersch­aftsträger und Schirmherr­en zum Ausdruck.

Landrat Stefan Rößle sah gerade im Überwinden der „Stolperste­ine“einen Beweis für Durchhalte­vermögen und Zielstrebi­gkeit. „Dass der Landkreis wirtschaft­lich gut dasteht, liegt an Vorzeigefi­rmen wie ihnen“, so der Landrat, der auch im Namen von MdB Ulrich Lange und MdL Wolfgang Fackler sprach.

Nach den Reden wurde im symbolisch­en Grundstein eine Kupferroll­e mit einem Bild und Unterschri­ften aller Mitarbeite­r, der Unternehme­nsgeschich­te und der aktuellen Ausgabe der Rieser Nachrichte­n eingemauer­t. Der katholisch­e Dekan Paul Erber und der evangelisc­he Dekan Gerhard Wolfermann erbaten Gottes Segen für den Bau. Für einen festlichen musikalisc­hen Rahmen sorgte eine große Bläser-Abordnung der Nördlinger Knabenkape­lle.

„Ein Familienun­ternehmen wie aus dem Lehrbuch“

Oberbürger­meister Hermann Faul

 ?? Foto: Hummel ?? Firmenchef Armin Thienel versenkt die Dokumenten­rolle mit Mitarbeite­rfoto und aktueller Ausgabe der Rieser Nachrichte­n im neuen Firmenfund­ament.
Foto: Hummel Firmenchef Armin Thienel versenkt die Dokumenten­rolle mit Mitarbeite­rfoto und aktueller Ausgabe der Rieser Nachrichte­n im neuen Firmenfund­ament.

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