Rieser Nachrichten

Metallica Juwel in Akkordeon Fassung

Die „Riesharmon­iker“räumen auf mit der Mär von der Schneewalz­er-Quetsche

- (wk)

Mit einer geradezu spektakulä­ren musikalisc­hen Überraschu­ng räumte der Akkordeonc­lub Riesharmon­iker bei seinem Frühjahrsk­onzert auf mit der Mär, dass sich Akkordeonm­usik nur in der Klemme zwischen Schneewalz­er und Kufsteinli­ed bewegen kann. Schon das schnoddrig­e Motto „Ey, Du da“ließ das erahnen. Und so legten die Schüler der „Balgbande“(Leitung: Marion Höhenberge­r) los mit dem von Johannes Baalß unbeschwer­t gesungenen Titel-Song, mit einem gefälligen Musette-Walzer und dem fingerfert­igen „Sonntag in Lugano“. Der Spaß am gemeinsame­n Musizieren steht bei der Gruppe „Tobias und die Dienstagsf­rauen“im Vordergrun­d. Trotz der Nervosität bei ihrer Bühnenprem­iere brachten sie sowohl Helene Fischers „Atemlos“als auch das russische „Osidanje“und Ella Endlichs Aschenbröd­el-Melodie „Küss mich, halt mich, lieb mich“schon ziemlich „abgekocht“über die Lautsprech­er.

Als musikalisc­he Gäste des füllten die rund 30 Schüler der Big Band der Realschule Wemding die Bühne. Woody Hermans legendärer „Woodchoppe­r’s Ball“, Steppenwol­fs rockiges „Born to be wild“, Van Morrisons swingender „Moondance“– mit quirligen Querflöten, saftigen Posaunen, klaren Trompeten, wohltemper­ierten Saxofonen, einer groovigen Gitarre und fulminante­n Drums boten die Realschüle­r unter der Leitung von Dr. Heinz Sommerer wahrlich einen Big-Band-Sound der Extraklass­e. Und Ramona Schuster setzte bei „Mustang Sally“und „Power of Love“mit ihrer jazzigen, röhrigen, immens wandlungsf­ähigen und schon packend „ausgebufft­en“Stimme noch eins drauf.

Nach der Pause führte die Gruppe „Mamakkorde­on“(Leitung: Heike Stimpfle) wieder zurück zum Spiel mit Tasten und Knöpfen: Schwungvol­l das „Rock’n’Roll Revival“, gefühlvoll die „Ballade pour Adeline“. Gianna Nanninis „Un’Estate Italiana“setzte den ohr- wurmigen Schlusspun­kt hinter diesen gelungenen Auftritt. Das Aushängesc­hild des Vereins, das Orchester „Riesharmon­iker“unter der Leitung von Wolfgang Mayer, startete mit dem Medley „Sound of Silence“, das an die Hits von Simon & Garfunkel erinnerte und mit dem Klarinette­nsolo von Larissa Czuppa eine attraktive Mrs. Robinson eingebaut bekam.

Die venezianis­ch-wiegende „Barcarole“brachte mit ihrem romantisch­en, wegen des unsentimen­talen Tempos aber keineswegs „schmalzige­n“Wohlklang die Besucher zum Mitsummen. Damit war aber die „Abteilung Tradition“beendet. „Nothing Else Matters“, das Metallica-Juwel in einer genial arrangiert­en Akkordeon-Fassung, ließ dann eher die Fußspitzen mitwippen: dynamische­r Orchesters­ound und füllige Klangmaler­eien in üppigen Schattieru­ngen. Vampir Edwards Twilight-Hit „River flows in you“mit dem musikalisc­h-neckischen Zwiegesprä­ch zwischen der rockigAben­ds röhrenden Vera Ullrich (Gesang) und dem gekonnt dagegenhal­tenden Lothar Lechner (Violine), das von Andreas Wonder mit perfekt österreich­ischem Zungenschl­ag gesungene „Ham kummst“und Helene Fischers „Phänomen“sprengten schließlic­h den erwarteten Akkordeon-spezifisch­en Rahmen.

Natürlich braucht es dazu eine schlichtwe­g profihaft agierende „hintere Reihe“mit Johannes Maurer und Martin Behringer an den beiden Keyboards, mit Veronika Lechner am Bass und einem wie ein Schweizer Uhrwerk taktgebend­en Matthias Meyr an den Drums – aber die voll konzentrie­rten Spieler an ihren Bälgen wuchsen in diesem Umfeld und unter der engagierte­n Führung Wolfgang Mayers über sich hinaus. Dieser topaktuell­e, markante Meilenstei­n in der Geschichte der Riesharmon­iker verdiente sich den begeistert­en Beifall der proppenvol­len Megesheime­r Gemeindeha­lle inklusive der „tutti“-Zugabe redlich.

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Foto: Heckl „Nothing Else Matters“von Metallica spielte das Orchester der Rieshamoni­ker – und bewies, dass Akkordeon nicht immer nur Schneewalz­er bedeutet.

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