Ein neues, altes Zuhause für Möbel
Im Sommer eröffnet XXXLutz in Bopfingen, dort wo Kunden einst bei Möbel Mahler ihre Einrichtung kauften. Noch ist das Gebäude eine einzige Baustelle – das ändert sich aber Tag für Tag
An den Anblick muss man sich erst gewöhnen. Das liegt aber nicht an den weißen Aufklebern. Auch nicht daran, wie das Licht darauf fällt. Es ist die Farbe. Wer würde so ein hellrote Küche mit schwarzen Arbeitsflächen in sein Haus einbauen? „Das knallt“, sagt Julian Viering vom Unternehmen XXXLutz. Er bezweifelt selbst, dass die Küche ein Verkaufsrenner wird. Das Rot sei eben ein „Eyecatcher“.
Noch herrscht dort, wo im Sommer ein neues Möbelhaus eröffnen soll, Chaos. Bretter, Spanplatten, verpackte Küchengeräte und große Lüftungsrohre liegen herum. „Die verkaufen wir aber nicht“, sagt Markus Gutsmiedl in seinem niederbayerischen Dialekt. Er ist der Projektleiter der Großbaustelle an der B29 in Bopfingen. Einst befand sich Möbel Mahler in diesem Gebäude, bald wollen XXXLutz und Mömax ihre Pforten öffnen. Aber noch ist der Eingang mit seiner knapp 25 Meter hohen Glasfassade geschlossen. Auch wenn der volle Parkplatz vor dem Gebäude anderes erwarten lässt. „Derzeit sind ungefähr 300 Arbeiter von 30 Firmen auf der Baustelle am Arbeiten“, sagt Volker Michels, Leiter der Unternehmenskommunikation.
Aber wenn man so durch die Gänge wandelt, ist keine Menschenseele unterwegs. Hier und da im Labyrinth der Trennwände arbeitet ein Handwerker an einer Küche oder einem Wohnzimmer. Da wird ein Schrank gebaut oder ein Kabel verlegt. Dazwischen hat sich ein Arbeiter hingelegt und macht ein kleines Mittagschläfchen. Wohnkojen nennen sich diese kleinen Abteile, die der Kunde betreten kann. „Von der Uhr an der Wand bis zur Kerze auf dem Wohnzimmertisch. Alles kann gekauft werden“, erzählt Julian Viering vom Unternehmen. 500 solcher Wohnkojen entstehen gerade, 60000 Artikel werden angeboten. 70 Lastwagen bringen jeden Tag Ladung um Ladung zum Möbelhaus.
Im zweiten Obergeschoss folgt Küche auf Küche. Hier und da stehen verpackte Kühlschränke und Öfen herum, die Dunstabzugshauben hängen schon an der Decke. Die hellrote Küche steht direkt vor dem Restaurant. Dieses bietet einen beeindruckenden Ausblick auf den Eingangsbereich, wo noch einige Kabel aus dem Boden schauen, und den Spindelaufgang. 150 Gäste können die kreisrunde Konstruktion bewundern, die ein Markenzeichen von Möbel Mahler war. „Eigentlich war so etwas schon außer Mode gekommen, in einem anderen Möbelhaus bauen wir aber auch wieder eine Spindel“, sagt Gutsmiedl.
Im ersten Obergeschoss ist gähnenden Leere. Ein paar in Folie eingeschweißte Bürostühle stehen herum. Von den Wohnzimmern ist noch nichts zu sehen. Im Erdgeschoss sollen Lampen, Gardinen und Bettwäsche angeboten werden. hinten im Eck liegen vereinzelt Kunstrasenmatten im künstlichen Licht. XXXLutz verkauft auch Gartenmöbel. Um in den Keller zu kommen, müssen die Kunden eine Rolltreppe benutzen. Dort sind noch viele leere Kojen, wo später Bäder und Büros entstehen sollen. Vom Untergeschoss bis zur Decke misst das Gebäude 28 Meter.
Bis zu 260 Mitarbeiter werden in Zukunft auf der 40000 Quadratmeter großen Verkaufsfläche arbeiten. Nur zum Vergleich: So groß ist die Kaiserwiese in Nördlingen. Mehr als 1000 Bewerber haben sich beim Unternehmen gemeldet – sie sind alle zum Gespräch eingeladen worden. Rekord waren ungefähr 40 Be- werbungsgespräche an einem Tag. Von Möbel Mahler hat XXXLutz 20 Mitarbeiter übernommen. Gutsmiedl bleibt als Projektleiter bis der Laden läuft und der eigentliche Hausleiter, Patrick Kraus, eingearbeitet worden ist.
Versteckt in einer Ecke im Untergeschoss ist der Zugang zum kleineren der beiden Lager, das noch ziemlich leer ist. „Dieser Backstagebereich sehen die Kunden nie beim Einkauf“, sagt Viering. In den kommenden drei bis vier Wochen wird entschieden, wann der genaue Eröffnungstermin ist. Dann sollen 400 Mitarbeiter und ein Kassenzelt vor dem Gebäude einen reibungslosen Start gewährleisten. Der ErsteinGanz druck sei nämlich wichtig. „Der Kunde gibt uns nur eine Chance“, sagt Volker Michels. Und Bopfingen wäre ein wichtiger Standort, besonders wegen seiner Vergangenheit. „Viele Menschen aus der Region sind froh, wieder ein großes Möbelhaus zu haben“, sagt Viering. Bis zur Eröffnung müsse aber noch einiges geschehen. Alle Lampen werden getestet und speziell auf die Wohnkojen ausgerichtet. Das Restaurant muss in einem Stresstest vor der Eröffnung Frühstück und Mittagessen für die Mitarbeiter kochen. „Ob sie wollen oder nicht“, sagt Gutsmiedl. Noch fehlt der Koch. Bei Investitionskosten von 40 Millionen Euro sollte das aber kein Problem sein.