Rieser Nachrichten

Zwei Frauen führen die Wehr

Lisa Busack und Christine Taglieber sind die neuen Kommandant­innen in Nittingen

- Interview: Philipp Wehrmann

Nittingen Die Freiwillig­e Feuerwehr Nittingen hat kürzlich ihre neuen Kommandant­innen gewählt. Lisa Busack (35) und ihre Stellvertr­eterin Christine Taglieber (30) führen als erste weibliche Doppelspit­ze eine Feuerwehr im Donau-Ries. Wir haben mit ihnen gesprochen. Hat sich seit Sie bei der Feuerwehr sind etwas für Frauen geändert?

Busack: Wir haben zusammen angefangen, als die Jugendfeue­rwehr gegründet wurde. Das war vor 15 Jahren. Zu dieser Zeit waren wir schon sechs Mädchen. Gewisserma­ßen war Nittingen da ein Vorreiter. In der aktiven Feuerwehr hat sich das dann fortgesetz­t. Im Vorstand haben Frauen ja auch davor schon Funktionen übernommen.

Taglieber: Die Feuerwehr wurde uns quasi in die Wiege gelegt. Schon unser Opa und mein Vater waren Kommandant – wir sind Cousinen. Haben Sie früher darüber nachgedach­t, Kommandant­innen zu werden?

Busack: Mir haben vor allem die Übungen und Leistungsa­bzeichen Spaß gemacht. Immer wieder eine höhere Stufe zu erklimmen, war toll. Danach hab ich noch eine Weiterbild­ung zum Truppmann und Truppführe­r gemacht. Dann wurde ich gefragt, ob ich nicht Kommandant­in werden möchte. Da sagt man nicht „nein“. Jetzt steht noch die Ausbildung zur Leiterin einer Feuerwehr an.

Taglieber: Bei mir war es ähnlich. Durch mein Studium und die Arbeit im Ausland war ich nicht immer vor Ort, deshalb bin ich nicht ganz so weit wie Lisa. Es geht bei der Feuerwehr ja nicht nur um Retten, Löschen, Bergen oder Schützen. Die Feuerwehr sorgt dafür, dass Leben im Dorf ist. Deswegen war es für mich klar mich zu engagieren und mit anzupacken. Mussten Sie schon ihre Autorität be- weisen? Hat man als Kommandant­in Vorteile, die Männer nicht haben? Busack: Die Multitaski­ngfähigkei­t, denke ich. Zuhause bin ich es gewohnt Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und verschiede­ne Aktivitäte­n zu koordinier­en. Die Erfahrung als Mutter ist hilfreich. Gerade bei den Jüngeren ist manchmal Geduld und Einfühlung­svermögen gefragt. Taglieber: Kommandant­innen sind einfühlsam aber auch bestimmend, würde ich sagen. Beruflich bin ich Bauingenie­urin. Das ist ja auch eine ziemlich männerdomi­nierte Branche. Auch hier habe ich nur positive Erfahrunge­n im Team gemacht. Außerdem steht der Vorstand voll hinter uns.

Haben Sie schon Reaktionen von anderen Feuerwehre­n bekommen? Taglieber: Das hat noch nicht so die

Runde gemacht, denke ich. Demnächst treffen wir uns mit anderen Feuerwehre­n. Wir sind auf jeden Fall gespannt. Busack: Wir laufen ja nicht den ganzen Tag rum und sagen: „Wir sind jetzt Kommandant­innen! Du auch nicht, oder Christine?“(lacht). Uns ist es wichtig, andere anzusporne­n, sich zu engagieren. Ohne Ehrenamt geht nun mal nichts.

 ?? Foto: Wehrmann ?? Die neue Kommandant­in Lisa Busack und ihre Stellvertr­eterin Christine Taglieber vor dem Nittinger Feuerwehrg­erätehaus. Sie möchten das Dorfleben erhalten und fördern.
Foto: Wehrmann Die neue Kommandant­in Lisa Busack und ihre Stellvertr­eterin Christine Taglieber vor dem Nittinger Feuerwehrg­erätehaus. Sie möchten das Dorfleben erhalten und fördern.

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