Zwei Frauen führen die Wehr
Lisa Busack und Christine Taglieber sind die neuen Kommandantinnen in Nittingen
Nittingen Die Freiwillige Feuerwehr Nittingen hat kürzlich ihre neuen Kommandantinnen gewählt. Lisa Busack (35) und ihre Stellvertreterin Christine Taglieber (30) führen als erste weibliche Doppelspitze eine Feuerwehr im Donau-Ries. Wir haben mit ihnen gesprochen. Hat sich seit Sie bei der Feuerwehr sind etwas für Frauen geändert?
Busack: Wir haben zusammen angefangen, als die Jugendfeuerwehr gegründet wurde. Das war vor 15 Jahren. Zu dieser Zeit waren wir schon sechs Mädchen. Gewissermaßen war Nittingen da ein Vorreiter. In der aktiven Feuerwehr hat sich das dann fortgesetzt. Im Vorstand haben Frauen ja auch davor schon Funktionen übernommen.
Taglieber: Die Feuerwehr wurde uns quasi in die Wiege gelegt. Schon unser Opa und mein Vater waren Kommandant – wir sind Cousinen. Haben Sie früher darüber nachgedacht, Kommandantinnen zu werden?
Busack: Mir haben vor allem die Übungen und Leistungsabzeichen Spaß gemacht. Immer wieder eine höhere Stufe zu erklimmen, war toll. Danach hab ich noch eine Weiterbildung zum Truppmann und Truppführer gemacht. Dann wurde ich gefragt, ob ich nicht Kommandantin werden möchte. Da sagt man nicht „nein“. Jetzt steht noch die Ausbildung zur Leiterin einer Feuerwehr an.
Taglieber: Bei mir war es ähnlich. Durch mein Studium und die Arbeit im Ausland war ich nicht immer vor Ort, deshalb bin ich nicht ganz so weit wie Lisa. Es geht bei der Feuerwehr ja nicht nur um Retten, Löschen, Bergen oder Schützen. Die Feuerwehr sorgt dafür, dass Leben im Dorf ist. Deswegen war es für mich klar mich zu engagieren und mit anzupacken. Mussten Sie schon ihre Autorität be- weisen? Hat man als Kommandantin Vorteile, die Männer nicht haben? Busack: Die Multitaskingfähigkeit, denke ich. Zuhause bin ich es gewohnt Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen und verschiedene Aktivitäten zu koordinieren. Die Erfahrung als Mutter ist hilfreich. Gerade bei den Jüngeren ist manchmal Geduld und Einfühlungsvermögen gefragt. Taglieber: Kommandantinnen sind einfühlsam aber auch bestimmend, würde ich sagen. Beruflich bin ich Bauingenieurin. Das ist ja auch eine ziemlich männerdominierte Branche. Auch hier habe ich nur positive Erfahrungen im Team gemacht. Außerdem steht der Vorstand voll hinter uns.
Haben Sie schon Reaktionen von anderen Feuerwehren bekommen? Taglieber: Das hat noch nicht so die
Runde gemacht, denke ich. Demnächst treffen wir uns mit anderen Feuerwehren. Wir sind auf jeden Fall gespannt. Busack: Wir laufen ja nicht den ganzen Tag rum und sagen: „Wir sind jetzt Kommandantinnen! Du auch nicht, oder Christine?“(lacht). Uns ist es wichtig, andere anzuspornen, sich zu engagieren. Ohne Ehrenamt geht nun mal nichts.