Auf der anderen Seite
Der Wemdinger Tunnel in Nördlingen ist für den Verkehr gesperrt, der direkte Weg ins größte Nördlinger Viertel dicht. Mit welchen Folgen die Geschäftsleute kämpfen
Es ist nur ein kurzes Stück. Keine 200 Meter. Vom Kreisverkehr vor dem Wemdinger Tunnel durch die Röhre auf die andere Seite ins Wemdinger Viertel. Mit dem Auto oder Fahrrad braucht man für diesen Weg Sekunden. Zu Fuß vielleicht ein paar Minuten. Schnell ins Wemdinger Viertel heißt als Autofahrer aber in diesen Tagen, einen Umweg über die Nürnberger Straße oder die Kerschensteinerstraße in Kauf zu nehmen. Zu Fuß oder mit dem Fahrrad geht es über die Höhnbrücke. Statt knapp 200 Meter sind es jetzt rund 1,2 Kilometer oder mehr. Aber was bedeutet das für die Geschäfte, die direkt hinter der Unterführung abgeschnitten von der Innenstadt sind?
Auf dem Hof der Kfz-Werkstatt von Ingo May stehen mehrere Autos. Die Hebebühnen sind ebenfalls besetzt. „Ich hab meine Stamm- kundschaft“, sagt May. Bei ihm habe sich nichts geändert. Nur bei der Baustelle würde sich seiner Meinung nach nichts tun.
Knapp vor dem Tunnel direkt an der Absperrung befindet sich die Tabak-Börse. Die Regale im Laden sind voll. Eine Verkäuferin berichtet, dass sich der Umsatz mit den Zigaretten halbiert habe. Das LottoGeschäft sei gleich geblieben. Das liege ihrer Meinung nach an den „treuen Stammkunden“. Susanne Vierkorn vom Stadtmarketingverein Nördlingen sagt: „Kleine Beeinträchtigungen wird es bei einer solchen Baustelle immer geben.“Der Verkehr auf den Umleitungen würde fließen. Bisher habe sich noch niemand beim Stadtmarketingverein beschwert. Die Sperrung der Lerchenstraße im vergangenen Jahr wäre schlimmer gewesen. „Wichtig ist, dass man sich darauf einstellt und eventuell eine viertel Stunde früher losfährt“, sagt Vierkorn, die damit an die Kunden appellieren möchte.
Willy Enßlin hat eine Gärtnerei an der Wemdinger Straße. Zu ihm kommen deutlich weniger Leute, sagt er. Viele, die über die Kerschensteinerstraße fahren, würden an der Kreuzung kurz vor seinem Laden abbiegen. Früher hätten viele beim Vorbeifahren schnell gehalten und noch etwas gekauft. Auch seine Kunden seien über die Sperrung der Unterführung unzufrieden. „Alle finden es schlecht, dass der Tunnel so lange zu ist“, sagt Enßlin. Von seinem Geschäft aus hat er einen guten Blick auf den Supermarkt gegenüber. Dort seien es auch deutlich weniger Autos.
Hans-Peter Trüdinger, Inhaber der gleichnamigen Metzgerei in der Wemdinger Straße, sagt: „Es hält sich in Grenzen.“Glücklich sei man zwar nicht, es könnte aber schlimmer sein. Die Baustelle an der Lerchenstraße im vergangenen Jahr und jetzt noch die Sperrung des Tunnels würde sich ein wenig auf geplante Investitionen auswirken. „Man muss ein paar Sachen einfach zurückstellen“, sagt der Metzger. Vor allem zu den Stoßzeiten seien etwas weniger Kunden da, die es sich wohl zweimal überlegen würden, den Umweg in Kauf zu nehmen. Trüdinger ist aber gespannt, ob sich das Kaufverhalten der Kunden nach anderthalb Jahren Baustelle wieder ändert. Ein Gutes habe aber die Baustelle aber. „Wir haben deutlich mehr Parkplätze vor dem Laden“, sagt Trüdinger.
In einem Punkt sind sich fast alle Ladenbesitzer einig: Ändern könne man nichts an der aktuellen Lage. Immerhin sei ja schon seit Jahren über den Bau gesprochen worden, es sei nur eine Frage der Zeit gewesen, bis gebaut wird. Noch bis Mitte Juli 2018 soll der Wemdinger Tunnel gesperrt bleiben. Danach wird es wieder nur ein kurzes Stück sein.