O Santa Esmeralda
Timm Schauen und Murat Parlak begeistern im Rotochsenkeller
Es gibt Konzerte, die entwickeln eine Eigendynamik, die man nur als phänomenal bezeichnen kann. Und werden dadurch zu Ereignissen, die im wahrsten Sinn des Wortes „einmalig“sind. So was könnte man, selbst wenn man wollte, nur bedingt wiederholen. So geschehen in der Nördlinger Schauspielmanufaktur. Ein Duo, Timm Schauen und Murat Parlak, das sich den seltsamen Namen „Esmeralda“gegeben hat, gastierte bereits zum dritten Mal bei Niko Jilka. Zwei Männer und zwei Instrumente, die eigentlich nicht zusammenpassen, und trotz allem eine Symbiose eingehen, die atemberaubend ist.
Der in Kempten geborene Komponist, Pianist und Sänger Murat Parlak ist ein Künstler der besonderen Art. Bereits in jungen Jahren, während seines Klavierstudiums, gab er Konzerte in Europa, Costa Rica, Panama und Honduras. Sein musikalisches Repertoire ist vielfältig: Kompositionen für Orchester, Chor, Soloinstrumente sowie erfolgreiche Theatermusiken.
International bekannt wurde Murat Parlak als langjähriges Bandmitglied der britischen New-WaveIkone Anne Clark. Mit dem Projekt „Esmeralda“begeisterten Murat Parlak (Klavier, Gesang) und Timm Schauen (Schlagzeug) durch Virtuosität und nahtlose Übereinstimmung. Zeitweise waren die Rhythmen so verzahnt, dass man klanglich kaum Unterschiede feststellen konnte, die perfekte Symbiose eben. Der fast volle Rotochsenkeller klatschte, tanzte und feierte bis kurz vor Mitternacht, ein Konzert, das nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum bis zur Erschöpfung forderte. Am Schluss waren alle restlos zufrieden.
Timm Schauen, im richtigen Leben Lehrer am AEG in Oettingen, glänzte an seinem Schlagzeug, beobachtete ständig seinen Partner von hinten und nahm jeden noch so abrupten Rhythmuswechsel sofort auf. Die beiden „ekstatischen Wildsäue“(Originalton Jilka bei der Ansage) begannen mit Elton Johns „Rocket Man“und kamen über Sting, Radiohead, Toto und Lionel Ritchie („Easy“, hier machte das Publikum begeistert den Backgroundchor) zu Billy Joels „Piano Man“. Ein Song, der ein unglaubliches Vorspiel auf dem „Spinett“bekam, ein Rezitativ aus Händels Oper „Rinaldo“, das Parlak, wie alle seine Gesangsparts, mit seiner äußerst wandelbaren Stimme voller Inbrunst sang. Immer wieder streute Murat auch Lehrreiches in seine Conferencen, spielte „Hänschen klein“in einer Version, wie sie Mozart, Beethoven oder z. B. Händel gespielt hätten. Und er bewies akustisch, dass die amerikanische Punkband „Killers“hemmungslos Harmonien bei Beethoven geklaut hat. Und so tobten die beiden weiter quer durch die Musikgeschichte und beschworen, dass sie keine „Musikrassisten“sind, jede Richtung habe seine Berechtigung, auch Roberto Blanco beispielsweise.
Das eigentlich letzte Stück, und die x-te Zugabe, „My Way“von Frank Sinatra, bekam ein rasendes klassisches Vorspiel von Skriabin, unglaublich virtuos und den wirklich endgültigen Schlusspunkt setzte „Esmeralda“mit einem Medley aus Stings „Message in a Bottle“und „Morgen kommt der Weihnachtsmann“. Es war mehr als ein Geschenk, dieser denkwürdige Abend!