Varta wächst
Der Batteriehersteller will an den Standorten in Nördlingen und Ellwangen künftig noch mehr produzieren und dazu neue Mitarbeiter einstellen
Dass international tätige Unternehmen ihre Produktion ins Ausland verlagern, ist keine Seltenheit. Mittlerweile vielleicht sogar die Regel. Umso überraschender ist es dann, wenn ein Unternehmen, das über Vertretungen in 75 Ländern verfügt, sich für den gegenteiligen Weg entscheidet. Die Anlagen dort erweitert, wo die Mitarbeiter so teuer sind, wie kaum an einem anderen Ort der Welt.
Herbert Schein, Vorstandsvorsitzender der Varta AG, hat sich bewusst dafür entschieden, die Heimatstandorte auszubauen. 100 neue Mitarbeiter möchte er in der Zentrale in Ellwangen einstellen. Viele der Angestellten im Stammwerk von Varta würden aus dem Ries kommen, sagt Schein. Die „Varta Microbattery“, eine der beiden Tochtergesellschaften der Varta Aktiengesellschaft, produziert dort die kleinen Batteriezellen – über eine Milliarde Stück im Jahr –, die in verschiedensten kabellosen Geräten auf der ganzen Welt zum Einsatz kommen.
Im Nördlinger Standort der „Varta Storage“, die zweite Tochtergesellschaft, wo unter anderem Energiezwischenspeicher für Eigenheimbesitzer mit Solaranlagen gefertigt werden, kann sich Schein ebenfalls gut vorstellen, dass die Kapazitäten bald erhöht werden müssen. „Im Frühjahr erleben wir im Bereich der Systemspeicher einen riesigen Hype“, sagt Schein. Wer auf seinem Hausdach Energie produziere, wolle diese natürlich auch gerne selbst nutzen. Erst recht, wenn die Einspeisevergütung für die produzierte Energie ins Stromnetz durch die wegfallende Förderung in den nächsten Jahren niedriger wird, sei eine weitere Steigerung der Nachfrage für die Energiespeicher von Varta zu erwarten, meint der Vorstandsvorsitzende.
Es ist noch nicht lange her, da hat sich die neue Varta Storage als neu gegründetes Unternehmen im Nördlinger Technologiecentrum Westbayern angesiedelt. Schon bald war die Firma so groß geworden, dass ein neues Gebäude her musste. Im ehemaligen Produktionsgebäude der Wollspinnerei Busse in der Nürnberger Straße fand die Varta Storage mit mittlerweile 60 Mitarbeitern ein neues Zuhause. Im Ausstellungsraum werden stolz die bisher entwickelten Speichermodelle für das Eigenheim präsentiert. Doch dabei soll es nicht bleiben.
Wenn es nach Herbert Schein geht, soll Varta Storage sich in Zukunft auch in weiteren Bereichen auf dem Markt etablieren. Dabei hat er zum Beispiel tragbare Haushaltsund Gartengeräte ins Auge gefasst. „Schnurlose Produkte werden die herkömmlichen immer weiter verdrängen“, meint der Varta-Chef. Egal ob beim Staubsauger, beim Rasenmäher oder der Bohrmaschine, Kabelanschlüsse würden immer seltener werden. Die Anforderungen an die Batterie sei unabhängig vom Endgerät immer gleich: Sie soll möglichst viel Leistung haben und dabei wenig wiegen, das sei wichtiger als ein niedriger Preis. Solche Produkte zu bauen und zu entwickeln, dabei helfe das Know-How der Fachkräfte aus der Region.
Varta will sich in weiteren Marktsegmenten etablieren