Mehr Schultern für das Riesenfest
In Zukunft will sich das kleine Organisationsteam für die Nördlinger Großveranstaltung breiter aufstellen. Die Preise sollen auch in Zukunft niedrig bleiben
Die vergangenen beiden Stadtmauerfeste sprengten alle Dimensionen – es strömten jeweils 80 000 Besucher in die Altstadt. Doch nicht allein die Besucherzahl wuchs jenseits aller Erwartungen an – Sicherheitsvorschriften, die in den vergangenen Jahren generell für Großveranstaltungen verschärft wurden, erforderten bereits 2016 einen viel höheren personellen und organisatorischen Aufwand als je zuvor; generell wächst die Flut an Vorschriften weiter.
Immer noch wird das Fest von einer kleinen Kerntruppe der Stadtverwaltung organisiert, bestehend aus Peter Schiele, Birgit Kapeller und Rudi Scherer, unterstützt von weiteren Kräften aus der Stadtverwaltung und anderen Helfern. Sie sind mit großer Begeisterung und Herzblut dabei, aber Ordnungsamtsleiter Schiele richtet den Blick nach vorne: „Soll das Fest seinen derzeitigen Charakter behalten und zukunftsfähig bleiben, muss die Organisation auf mehr Schultern verteilt werden.“Bislang habe man aus jahrzehntelangen Erfahrungen heraus vieles geschickt improvisiert, die Besucher verhielten sich allesamt besonnen und alles nahm einen glücklichen Verlauf. Aber auf Glück sei eben nicht immer Verlass. Selbstverständlich werde der Stadtrat über neue Formen entscheiden.
Schiele und Scherer haben bereits erste Gespräche mit Stadträten geführt, bei denen bislang eine Grundrichtung vorherrscht: „Tendenziell will man das Fest wohl eher nicht an einen externen Verein, eine GbR, GmbH oder eine Agentur übergeben“, ist Schieles Eindruck. Erfahrungsgemäß liefe dies auf eine Kommerzialisierung hinaus, was die Eintrittspreise exorbitant in die Höhe treiben und den individuellen, volkstümlichen Charakter gefährden würde.
Pressesprecher und Kultur-Organisator Rudi Scherer führt Gespräche mit dem Verband Histori- sche Kinder- und Heimatfeste an, in dem auch die Stadt Nördlingen Mitglied ist: „Man kann verschiedene Städte nicht immer vergleichen, aber ohne die Stadt, die im Hintergrund ihr Netz spannt, geht es praktisch nirgends“, fasst er die Erfahrungen zusammen.
Will man die Organisation bei der Verwaltung und anderen Kräften der Stadt lassen, brauche man das Rad nicht neu zu erfinden: „Wir werden ja bisher schon unter anderem von Teilen der Verwaltung gemäß den Fachbereichen unterstützt“, sagt Schiele. So habe sich die Stadtkämmerei um Tickets und Eintrittsgelder gekümmert und auch das Ordnungsamt trage viel zum reibungslosen Ablauf bei. Setze man Verwaltungs-Profis, ehrenamtliche Kräfte und externe Profis, wie einen bereits im vergangenen Jahr engagierten Sicherheitsberater, verstärkt und organisiert ein, sei das Fest auch künftig gut aufgestellt. Und ohne die zahllosen teilnehmenden Vereine aus Stadt und Land gehe ja ohnehin nichts. Die Kerntruppe würde weiterhin alles koordinieren und auch 2019 und 2022 vollen Einsatz zeigen, parallel könne man dann auch schon erfahrene Nachfolger in der Verwaltung aufbauen. „Einfach nur Ordner weitergeben reicht nicht für eine Nachfolge“, sagt Schiele, der ebenso wie Rudi Scherer sein ganzes Arbeitsleben lang in die Festorganisation hineingewachsen ist. 2019 könnte man neue Kräfte in der Praxis einsetzen, drei Jahre später könnten diese dann bereits auf Erfahrungen zurückgreifen. Wie gesagt, letztendlich entscheidet der Stadtrat und es steht noch nichts fest – außer dem Datum fürs nächste Stadtmauerfest vom 6. bis 8. September 2019.
„Einfach nur Ordner weiter geben, reicht nicht für eine Nachfolge.“
Peter Schiele
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