Zufriedene Kunden, magerer Gewinn
Bei der Generalversammlung der Dorfladen-Genossenschaft verzichtet der Vorsitzende auf eine weitere Amtszeit. Der Bürgermeister plädiert für mehr Einkaufen vor Ort
Der Megesheimer Dorfladen ist seit 17 Jahren ein wichtiger Bestandteil und Treffpunkt für die Bürger. Gehen die Eier beim Backen aus, dann schaut man eben schnell vorbei und besorgt sich neue. Ohne den Laden müssten die Megesheimer unter anderem bis nach Oettingen fahren, sollte der Nachbar einmal nicht aushelfen können. Aber nicht nur für die kleinen Besorgungen, sondern auch für den Wocheneinkauf reicht das Sortiment. Die Kunden sind zufrieden, doch in diesem Jahr stimmen die Zahlen nicht mehr.
Nicht nur das. Kürzlich, bei der Generalversammlung der Dorfladen-Genossenschaft, teilte der Vorsitzende Florian Lechner mit, dass er für keine weitere Amtszeit zur Verfügung steht. Er sagte auf Nachfrage der klar, dass sein Entschluss nichts mit den Zahlen zu tun habe. Nein, es sei schließlich für jeden einmal an der Zeit, so Florian Lechner, kürzerzutreten. Das mache der Papst und auch ein Philipp Lahm. Bei ihm sei das nicht anders. Dass er nicht weiter Vorsitzender ist, bedeute aber nicht, dass er sich nicht mehr für den Dorfladen engagieren würde. Die geschäftliche Geschichte des Megesheimer Dorfladens liest sich eigentlich recht positiv. Seit der Eröffnung im Jahr 2000 konnte die Genossenschaft einen Mitgliederzuwachs von 25 Prozent verbuchen, registriert sind derzeit 190 Anteile und ein sechsstelliges Eigenkapital liege auf der hohen Kante. Kein Megesheimer muss sich also derzeit Gedanken machen, dass er bald auf seinen Dorfladen verzichten muss. „Wir leben noch, uns geht es gut und wir haben auch ein Polster, mit dem man gut durch ein Tief kommt“, sagt Lechner.
Von zehn Euro Umsatz blieben aber letztlich nur 2,5 Cent Gewinn. Der Umsatz von über einer halben Million ließ unter dem Strich nur ein Plus von knapp 2000 Euro übrig, heißt es in einer Pressemitteilung. Das läge zum einen an den deutlich gestiegenen Personal- und damit verbundenen Sozialkosten, an den höheren Energiepreisen und letztlich auch am Rückgang der Kundenzahlen. „Unser Ergebnis ist zwar besser wie nix, aber der Rückgang ist schon besorgniserregend“, konstatierte die Vorsitzende Elisabeth Klotz in ihrem Geschäftsbericht und rief die Dorfbevölkerung auf, die wohnortnahe Versorgung besser zu nutzen. Birgit Kolb als Vorsitzende des Aufsichtsrates schlug vor, die sonst übliche Dividende in Form eines Einkaufsgutscheines zu streichen und den mäßigen Gewinn den Rücklagen hinzuzubuchen, was von der Versammlung einstimmig angenommen wurde.
Bürgermeister Karl Kolb zeigte sich enttäuscht angesichts des mageren Ergebnisses. Dies sei zwar noch nicht „dramatisch“, jedoch appellierte er eindringlich an die Mitbürger, nicht weiterhin so „schizophren“zu handeln und die nahen Oettinger Discounter vorzuziehen.
Bei der Generalversammlung im Gasthaus Trollmann freute sich der scheidende Vorsitzende Lechner über das engagierte Personal, das bei den Kunden viel Anklang findet, das sich regelmäßig geschäftlich wie auch gesellig trifft und das harmonisch zusammenspielt. Auch in den verantwortlichen Gremien Vorstandschaft, Beirat und Aufsichtsrat stimme „die Chemie“. 2016 kauften weit über 40 000 Kunden ein, wobei die Zahl der auswärtigen Kunden stetig wächst. „Wir sind gut. Aber wir können noch besser werden“, war das Resümee des DorfladenChefs. Neben Lechner hört auch Birgit Kolb als zweite Vorsitzende auf, für sie ist Bernd Lechner gewählt worden. Regina Lechner bleibt als dritte Vorsitzende. Aufsichtsräte sind weiterhin Henry Wetzstein und Bernd Lechner, als Beiräte wurden auch Andrea Wünsch und Richard Schneider wiedergewählt. Das Gremium muss nun einen neuen Vorsitzenden finden. Es hätte wohl schon einen Kandidaten gegeben, dieser sprang aber dann aus persönlichen Gründen wieder ab. Lechner glaubt, dass sich viele Leute also Vorsitzende eignen würden. Die Voraussetzung, so sagt er: „Zeit, Engagement und die Tatsache, dass man zum Laden stehen kann.“
„Wir leben noch, uns geht es gut und wir haben auch ein Polster, mit dem man gut durch ein Tief kommt.“
Florian Lechner