Drei gegen einen: Prügelbande leugnet Faustschläge
Justiz Am Nördlinger Busbahnhof ist ein heute 18-Jähriger brutal geschlagen worden. Die Angeklagten bestreiten die Tat
Nördlingen Drei junge Männer im Sitzungssaal des Nördlinger Amtsgerichts – sie grinsen spitzbübisch. Der Blick geht nach links und nach rechts zu den Mitangeklagten. Nach gleichgültiger Mimik, als das Opfer von dem Nachmittag erzählt, als er zusammengeschlagen wurde, wieder dieses Grinsen. Die Hände bewegen sie nervös vor dem Gesicht, die Ellbogen abgestützt auf dem Tisch. „Warum soll ich mich entschuldigen, wenn ich nichts getan habe?“, sagt ein zwanzigjähriger Ägypter, ähnlich sind die Aussagen der beiden weiteren Angeklagten, sie stammen aus Syrien. Keiner von ihnen gesteht. Die Schlägerei gab es allerdings zweifellos, wie bei der Verhandlung des Jugendgerichts am Nördlinger Amtsgericht festgestellt werden konnte.
Die Prügelbande soll Anfang Dezember 2016 einen heute 18-jährigen Afghanen am Nördlinger Busbahnhof zusammengeschlagen haben. Während zwei der Männer die Hände des Opfers auf den Rücken drückten, soll der Älteste mit der Faust in den Bauch und gegen den Kopf geschlagen haben. Der Anklage zufolge soll sogar die Drohung „ich mach dich tot“gefallen sein. Auch der Angriff mit einem Messer wird dort erwähnt.
Das Opfer erzählt, es habe am Bushahnhof auf eine Freundin gewartet und telefoniert, als die drei auf ihn zukamen. Sie forderten ihn auf, aufzulegen. Doch der junge Mann sagte, er habe keine Zeit für sie. Und er wolle nicht mit Syrern reden. Danach folgten Schläge und Tritte. Schließlich, so erzählt er weiter, soll der Älteste ihn aufgefordert haben, mit auf die Toilette zu gehen und gesagt haben , „ich will dich töten“. Woher die Schnittwunde an seinen Fingern gekommen sei, könne er nicht genau sagen. Allerdings glaubt er, ein kleines Taschenmesser gesehen zu haben. Dann hauten die zwei anderen ab, der Dritte sagte schließlich noch: „Es ist noch nicht vorbei, wir werden dich nicht in Ruhe lassen“und flüchtete ebenfalls.
Die Freundin, die mit weiteren Leuten zum Bahnhof lief, sah nach eigenen Angaben ihren Kumpel schon aus der Ferne am Boden liegen, zwei der Männer auf ihn einschlagend. Ein weiterer Zeuge stammt aus Oettingen. Er habe jemanden zum Bahnhof gebracht und dieselbe Situation erkannt, die sich aber nach einem Hupen von ihm aufgelöst haben soll. Zwei der Männer konnte er identifizieren.
Der Vorsitzende Richter Andreas Krug bezeichnete die Aggressivität der Männer und die fehlende Einsicht vor Gericht als „hinterfotzig“. Hier „nur von einem verbalen Streit zu sprechen“, sei definitiv nicht angebracht. Dass die Angeklagten überhaupt nicht zu ihrem Fehlverhalten stehen, komme selten vor. Er sprach die Prügelbande der gemeinschaftlichen Körperverletzung schuldig und verurteilte sie zu je zwei Wochen Jugendarrest, 100 Stunden Sozialarbeit und einem Anti-Aggressionstraining. Krug verurteilte alle gleich, auch wenn wohl der Älteste am brutalsten war. Die beiden anderen seien allerdings schon wegen Drogen und Diebstahls auffällig geworden. „Mitgehangen, mitgefangen“, sagte Krug.
Nicht eindeutig bewiesen werden konnte, ob ein Messer im Spiel war und die Morddrohung gefallen sei.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Laut Richter und Vertretung der Staatsanwaltschaft ist damit zu rechnen, dass gegen das Urteil Berufung eingelegt wird.