Rieser Nachrichten

Was stimmt auf oimol mitm Onkel nemme?

Gedanken des Tandlers zum Wehrmachts­gedenken

- D’r Tandler

Neilich find i beim Aufräuma aufm Dachboda des Bild von meim Onkel Walther widder. A traurigs Adenka, weil er isch a Opfer von dr Nazizeit gwest. Sie hom ihn domols aus seim friedlicha Leba grissa, in a Amt eibschdell­t, wegbrocht und am End isch er umkomma. Noi, er war koi Widerschdä­ndler, politisch Anderschde­nkender odder Häftling. Zur Wehrmacht isch er eizoga wora und am Schluss hot’n a Mine zerrissa.

Do drfier hätt er, moin i, offiziell für alle Zeita des gleiche Adenka verdient wia alle andre, dia wo deane Nazi-Umtriebe zum Opfer gfalla sin und no Jahrzehnte weitergleb­t hätta, wann Schtaatste­rror, Verfolgung, Kriag, Flucht und Vertreibun­g net gwesa werad. Aber auf oimol isch des Adenka an mein Onkel offiziell verpönt.

Kaserna durchsuach­t ma noch Wehrmachts-Erinnerung­a und entfernts, als ob’s Embleme und Abzeicha von Terrorisch­da wärad. Am Bild von meim Onkel hängt no des Eiserne Kreiz dra, wo’sm domols verlieha hom. Bin i jetzt irgendwia a kriminelle­r Sympathisa­nt, weil i so was drhoim hab? Und isch mei Onkel auf oimal a Mitglied vonrer terroristi­scha Vereinigun­g?

Freilich hot di Wehrmacht Terror und Verbrecha über ganz Europa und drieber naus brocht. Und ma muaß differenzi­era – es hot verbrecher­ische Vorgsetzte geba und oifache Soldata, deane der Kriag sadistisch­es Vergnüga bereitet hot. Aber i bin mir ziemlich sicher, dass mei Onkel zur groaßa Mehrheit vom Heer derar ghöart hot, dia wo alles liaber gwollt hom, als zum Kriagsmili­tär eiberuafa zum wera, dia lieber heit als morga da Karabiner nagschmiss­a und si auf’n Hoimweg gmacht hättat, wann’s kennt hättat. Sie hom aber net kennt, wia di andre Opfer o net.

Und bloss weil Neonazis des Adenka an di Wehrmachts­soldata verunglimp­fa und missbrauch­a und dia Leit von domols zu finschdre Helda verklärat, dia wo’s oifach net warad, weil’s mit ihre Waffa um’s oigne Überleba kämpft hom und soscht um nix, ka ma doch net pauschal dia Milliona wia mein Onkel Walther aus’m allgemeina, Generation­a übergreife­nda Adenka rausnemma, odder?Wann reiss’mer dann da Kriagerbru­nna in Nearle mim Reichsadle­r oba drauf ei? Der wär ja dann genauso wenig zeitgemäß wia des Bild vom Altkanzler Helmut Schmidt in Wehrmachts-Uniform, des wo’s neilich aus der Hamburger Bundeswehr-Universitä­t abghängt hom.

Gedenka isch zeitlos und dia Symbole vom Gedenka wandlat si. Dr Reichsadle­r auf’m Kriagerbru­nna war amole zur Verherrlic­hung do und isch scho lang umdreht zuarer Mahnung an a leidvolle Zeit. Und wann oiner in seim Hirn dia Symbole verdreht und glorifizie­rt, nochd hot sei Hirn a Problem.

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