Zwei „Bufdis“für die Grundschüler
An zwei Nördlinger Grundschulen helfen junge Menschen, die Schüler zu fördern und die Lehrer zu entlasten. Beide Schulen suchen noch nach Nachfolgern
In der Grundschule liegen zwischen dem Können der Schüler oftmals Welten. Manche erlernen den Schulstoff im Flug, einigen fällt es etwas schwerer. Häufig steht auch eine Sprachbarriere zwischen Lehrer und Schülern: Viele Kinder ziehen mit ihren Eltern nach Deutschland, werden eingeschult, aber beherrschen die Sprache nicht. Für Lehrer bedeutet das viel Arbeit. Die Grundschule Mitte und die Grundschule an der Schillerstraße in Nördlingen bieten deshalb seit einigen Jahren die Möglichkeit, im Rahmen eines Bundesfreiwilligendienstes (BFD) ein Jahr lang die Schüler zu unterstützen.
Der Rektor der Grundschule an der Schillerstraße, Kurt Moll, erzählt, man habe vor zehn Jahren damit angefangen. Viele Schüler hätten schlichtweg zusätzliche Hilfe benötigt, die ein Lehrer allein nicht bieten könne. Ein Bundesfreiwilligendienstleistender, oder kurz „Bufdi“, fülle diese Lücke. Für junge Leute sei ein BFD eine gute Möglichkeit, sich etwas zu orientieren, aber auch Fähigkeiten und Kenntnisse zu erlernen. Letzteres sei besonders hilfreich, wenn sie ein Lehramtsstudium anstreben oder aus- probieren wollen, ob der Beruf etwas für sie ist.
Seit einigen Monaten arbeitet Sina Loske an der Grundschule an der Schillerstraße als Bufdi. Vergangenes Jahr legte sie am TheodorHeuss-Gymnasium Nördlingen ihr Abitur ab, danach wollte sie etwas Praxiserfahrung sammeln, sagt sie. Den Wunsch, Lehrerin zu werden, habe sie schon davor gehabt. In der Praxis habe sie aber gemerkt, dass es ihr besonders viel Spaß mache, Kindern dabei zu helfen, Deutsch zu lernen. „Davor hätte ich nicht daran gedacht, später Deutsch als Fremdsprache zu unterrichten“, sagt sie.
Es sei schön, die Entwicklung der Kinder ein Jahr lang beobachten zu können. Wenn ein Kind Probleme mit dem Schulstoff habe, dann helfe es häufig, wenn diesen neben dem Lehrer eine weitere Person erneut erklären kann, sagt sie. Manchmal habe man einen anderen Blickwinkel oder erkläre es anhand einer anderen Methode. Wenn das Kind sich dann leichter tue, merke man, dass die eigene Arbeit Sinn mache, sagt sie. Sina Loske unterstützt die Lehrer beim Unterricht, betreut die Kinder nachmittags bei den Hausaufgaben und hilft Kindern mit schlechten Deutschkenntnissen, die Sprache zu lernen.
Julius Breitling arbeitet als Bufdi an der Grundschule Mitte. Er hatte nach seinem Abitur am AlbrechtErnst-Gymnasium in Oettingen vergangenes Jahr ebenfalls den Plan, später Lehrer zu werden. „Ich wollte nach der Schule aber nicht direkt an die Uni“, sagt er. Der BFD habe ihn in seiner Entscheidung, Lehramt zu studieren, noch einmal bestärkt.
Vormittags betreut er einzelne Schüler außerhalb des Unterrichts. Einige Schüler täten sich besonders schwer, den Schulstoff zu lernen, auch häufig aufgrund der Sprachkenntnisse. Es sei notwendig, ihnen viel Zeit zu widmen. Anfangs sei es noch neu für ihn gewesen, Verantwortung für die Schüler zu tragen. Nach ein paar Wochen habe er sich aber daran gewöhnt – außerdem sei ja immer ein Lehrer in der Nähe, an den er sich wenden könne. Als Bufdi habe man auf jeden Fall eine andere Beziehung zu den Schülern wie als Lehrer, sagt er. Zwar respektierten ihn die Schüler, er könne aber auch mal einen Spaß mit ihnen machen, ein High-Five geben oder zusammen Fußball spielen. Das liege auch daran, dass die meisten Schüler ihn duzen dürfen.
Den Grundschulstoff, zum Beispiel schriftliches Multiplizieren, eigne man sich schnell wieder an, sagt er. Ihn den Kindern näherzubringen, müsse man allerdings erst lernen. Am Anfang habe er einen Jungen betreut, der neu nach Deutschland gekommen sei und überhaupt kein Deutsch gesprochen habe. Mittlerweile nehme der Bub wie jeder andere am Unterricht teil und schreibe sogar erfolgreich die Deutschtests mit – so etwas zu begleiten, sei für ihn schon ein tolles Gefühl.
Die Grundschule an der Schillerstraße und die Grundschule Mitte suchen noch nach möglichen Nachfolgern, die im kommenden Schuljahr einen Bundesfreiwilligendienst leisten wollen. Man hoffe, dass man demnächst fündig werde, sagt Moll. Die Bufdis leisteten einen wichtigen Beitrag zum Lernerfolg der Kinder. Außerdem würden sie ein Bindeglied in der Schulfamilie darstellen – das wolle man zukünftig nicht missen. O
zum Bundesfreiwilli gendienst gibt es im Sekretariat der beiden Grundschulen in Nördlingen. Das Sekretariat der Grundschule an der Schillerstraße ist telefonisch unter Telefon 09081/3897 erreichbar. Das Sekreta riat der Grundschule Mitte ist unter 09081/1051 erreichbar.