Rieser Nachrichten

Zwei „Bufdis“für die Grundschül­er

An zwei Nördlinger Grundschul­en helfen junge Menschen, die Schüler zu fördern und die Lehrer zu entlasten. Beide Schulen suchen noch nach Nachfolger­n

- VON PHILIPP WEHRMANN

In der Grundschul­e liegen zwischen dem Können der Schüler oftmals Welten. Manche erlernen den Schulstoff im Flug, einigen fällt es etwas schwerer. Häufig steht auch eine Sprachbarr­iere zwischen Lehrer und Schülern: Viele Kinder ziehen mit ihren Eltern nach Deutschlan­d, werden eingeschul­t, aber beherrsche­n die Sprache nicht. Für Lehrer bedeutet das viel Arbeit. Die Grundschul­e Mitte und die Grundschul­e an der Schillerst­raße in Nördlingen bieten deshalb seit einigen Jahren die Möglichkei­t, im Rahmen eines Bundesfrei­willigendi­enstes (BFD) ein Jahr lang die Schüler zu unterstütz­en.

Der Rektor der Grundschul­e an der Schillerst­raße, Kurt Moll, erzählt, man habe vor zehn Jahren damit angefangen. Viele Schüler hätten schlichtwe­g zusätzlich­e Hilfe benötigt, die ein Lehrer allein nicht bieten könne. Ein Bundesfrei­willigendi­enstleiste­nder, oder kurz „Bufdi“, fülle diese Lücke. Für junge Leute sei ein BFD eine gute Möglichkei­t, sich etwas zu orientiere­n, aber auch Fähigkeite­n und Kenntnisse zu erlernen. Letzteres sei besonders hilfreich, wenn sie ein Lehramtsst­udium anstreben oder aus- probieren wollen, ob der Beruf etwas für sie ist.

Seit einigen Monaten arbeitet Sina Loske an der Grundschul­e an der Schillerst­raße als Bufdi. Vergangene­s Jahr legte sie am TheodorHeu­ss-Gymnasium Nördlingen ihr Abitur ab, danach wollte sie etwas Praxiserfa­hrung sammeln, sagt sie. Den Wunsch, Lehrerin zu werden, habe sie schon davor gehabt. In der Praxis habe sie aber gemerkt, dass es ihr besonders viel Spaß mache, Kindern dabei zu helfen, Deutsch zu lernen. „Davor hätte ich nicht daran gedacht, später Deutsch als Fremdsprac­he zu unterricht­en“, sagt sie.

Es sei schön, die Entwicklun­g der Kinder ein Jahr lang beobachten zu können. Wenn ein Kind Probleme mit dem Schulstoff habe, dann helfe es häufig, wenn diesen neben dem Lehrer eine weitere Person erneut erklären kann, sagt sie. Manchmal habe man einen anderen Blickwinke­l oder erkläre es anhand einer anderen Methode. Wenn das Kind sich dann leichter tue, merke man, dass die eigene Arbeit Sinn mache, sagt sie. Sina Loske unterstütz­t die Lehrer beim Unterricht, betreut die Kinder nachmittag­s bei den Hausaufgab­en und hilft Kindern mit schlechten Deutschken­ntnissen, die Sprache zu lernen.

Julius Breitling arbeitet als Bufdi an der Grundschul­e Mitte. Er hatte nach seinem Abitur am AlbrechtEr­nst-Gymnasium in Oettingen vergangene­s Jahr ebenfalls den Plan, später Lehrer zu werden. „Ich wollte nach der Schule aber nicht direkt an die Uni“, sagt er. Der BFD habe ihn in seiner Entscheidu­ng, Lehramt zu studieren, noch einmal bestärkt.

Vormittags betreut er einzelne Schüler außerhalb des Unterricht­s. Einige Schüler täten sich besonders schwer, den Schulstoff zu lernen, auch häufig aufgrund der Sprachkenn­tnisse. Es sei notwendig, ihnen viel Zeit zu widmen. Anfangs sei es noch neu für ihn gewesen, Verantwort­ung für die Schüler zu tragen. Nach ein paar Wochen habe er sich aber daran gewöhnt – außerdem sei ja immer ein Lehrer in der Nähe, an den er sich wenden könne. Als Bufdi habe man auf jeden Fall eine andere Beziehung zu den Schülern wie als Lehrer, sagt er. Zwar respektier­ten ihn die Schüler, er könne aber auch mal einen Spaß mit ihnen machen, ein High-Five geben oder zusammen Fußball spielen. Das liege auch daran, dass die meisten Schüler ihn duzen dürfen.

Den Grundschul­stoff, zum Beispiel schriftlic­hes Multiplizi­eren, eigne man sich schnell wieder an, sagt er. Ihn den Kindern näherzubri­ngen, müsse man allerdings erst lernen. Am Anfang habe er einen Jungen betreut, der neu nach Deutschlan­d gekommen sei und überhaupt kein Deutsch gesprochen habe. Mittlerwei­le nehme der Bub wie jeder andere am Unterricht teil und schreibe sogar erfolgreic­h die Deutschtes­ts mit – so etwas zu begleiten, sei für ihn schon ein tolles Gefühl.

Die Grundschul­e an der Schillerst­raße und die Grundschul­e Mitte suchen noch nach möglichen Nachfolger­n, die im kommenden Schuljahr einen Bundesfrei­willigendi­enst leisten wollen. Man hoffe, dass man demnächst fündig werde, sagt Moll. Die Bufdis leisteten einen wichtigen Beitrag zum Lernerfolg der Kinder. Außerdem würden sie ein Bindeglied in der Schulfamil­ie darstellen – das wolle man zukünftig nicht missen. O

zum Bundesfrei­willi gendienst gibt es im Sekretaria­t der beiden Grundschul­en in Nördlingen. Das Sekretaria­t der Grundschul­e an der Schillerst­raße ist telefonisc­h unter Telefon 09081/3897 erreichbar. Das Sekreta riat der Grundschul­e Mitte ist unter 09081/1051 erreichbar.

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Foto: Philipp Wehrmann Sina Loske (Mitte) betreut zwei Schülerinn­en der zweiten Klasse der Nördlinger Grundschul­e an der Schillerst­raße bei den Hausaufgab­en. Sie nehmen vielen Lehrern mit die ser Aufgabe Arbeit ab.

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