Abgezockt von der Autovermietung
Vor allem in Urlaubsländern werden Kunden von Mietwagenfirmen abkassiert. Aber auch in Deutschland pflegen viele Anbieter eine schwer nachvollziehbare Preispolitik
Da war das Schnäppchen plötzlich kein Schnäppchen mehr: Nur 35 Euro sollte der Mietwagen kosten, den Fred Dickmann während seines Spanien-Urlaubs bei der Hertz-Billigtochter FireFly für 28 Tage gebucht hatte. Doch als er ihn nach Ablauf der Mietzeit am Flughafen Malaga zurückgeben wollte, kroch die Mitarbeiterin des Autovermieters mit einer Taschenlampe halb unter das Auto – und fand eine minimale Macke im Lack unterhalb der Stoßstange. „Ich bin mir sicher, dass diese Macke vorher schon dort war und wir sie nur bei der Übergabe nicht gesehen hatten“, sagt Dickmann, der im Stuttgarter Raum wohnt. Doch die Mitarbeiterin ließ nicht mit sich reden: 192 Euro verlangte sie dafür.
Extrem günstige Lockvogelangebote, bei denen Kunden anschließend für angebliche Versicherungsschäden zur Kasse gebeten werden. Vermeintlich mit Versicherung gebuchte Fahrzeuge, bei denen bei der Abholung darauf bestanden wird, dass doch noch eine zusätzliche Versicherung notwendig sei – was den Mietpreis mitunter verdoppelt. Extras wie ein Kindersitz oder ein Navigationsgerät, die teurer sind als der Mietwagen selbst. Wenn es darum geht, den Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen, kennt die Kreativität von Autovermietungen kaum Grenzen – vor allem in beliebten Urlaubsländern wie Spanien oder Italien. Und es sind längst nicht nur die kleinen Hinterhofvermietungen, die unseriös agieren, sondern mitunter auch die großen Player der Branche.
„Auch größere Vermietungen arbeiten oft mit Lockangeboten und möchten dann diese Preise am Schalter ausgleichen, indem sie Versicherungen und Zusatzleistungen verkaufen, die der Kunde nicht wirklich braucht“, sagt Karen Frommert vom Verbraucherportal „MyTripCar“. „Die Mitarbeiter bekommen Provisionen für den Verkauf von Extraleistungen, um die Einnahmen zu fördern.“Mitunter komme es in Urlaubsländern auch vor, dass ausländischen Kunden deutlich mehr in Rechnung gestellt wird, als gerechtfertigt wäre. Der Kunde weiß dann häufig nicht, wie er sich richtig verhalten soll. „Es ist kompliziert, da der Verbraucher die Gesetze des Urlaubslandes nicht kennt und meistens die Sprache nicht beherrscht“, so Frommert.
Ein weiteres Problem ist, dass ein Großteil der Anmietungen über Online-Vergleichsportale zustande kommt. „Viele dieser Preisvergleichs-Suchmaschinen vergleichen nur den Basismietpreis, weil sie Kunden mit günstigen Preisen anlocken möchten“, sagt Frommert. Über mögliche Zusatzkosten wird hingegen nicht informiert.
Auch in Deutschland versuchen Autovermietungen des Öfteren, ihren Kunden mit billigen Tricks das Geld aus der Tasche zu ziehen. So pflegen Fahrzeugverleiher zunehmend eine Preispolitik, die kaum noch nachzuvollziehen ist. Sie werben mit Dumpingmieten von einer Handvoll Euro pro Tag, nur um dann für Extraleistungen horrende Gebühren draufzuschlagen. Der tatsächliche Mietpreis, den der Fahrer am Ende zu zahlen hat, kann dann schnell beim Doppelten oder Dreifachen des Basistarifs liegen.
Das zeigt ein Vergleich der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen bei sieben bundesweit tätigen Autovermietern. Besonders krass berechnet wurde ein Service, der Eilige oder Vergessliche trifft: das Volltanken nach Abgabe des Vehikels. Zu den Gepflogenheiten der Branche gehört es, dass der Wagen mit vollem Tank ausgehändigt wird und ebenso wieder retour gegeben werden muss. Wer das versäumt, muss fürs Auffüllen oft aberwitzige Liter-Preise zahlen.
Die Düsseldorfer Verbraucherschützer ermittelten am Beispiel von 40 Litern, was Verleiher ihren Kunden so abknöpfen. InterRent forderte satte 140 Euro, bei Avis, Sixt, Europcar und Hertz waren es sogar 160 Euro. Das entspricht vier Euro pro fehlendem Liter Kraftstoff. Budget wusste das sogar noch zu toppen: Über 190 Euro kassierte das Unternehmen, wenn das Auto bei Stationen abgestellt wurde, die in direkter Nähe zu Flughafen oder Bahnhof gelegen waren. Und daran hätte auch der vorab gebuchte Volltankservice „EZ Fuel“nichts geändert: Der kostete zwar nur 18,30 Euro extra – im Kleingedruckten steht jedoch, dass er nur bis zu einer Fahrstrecke von 120 Kilometern gilt. Einziger wirklich fairer Anbieter in dem Test war Starcar: Hier wurde lediglich der aktuelle Benzinpreis zuzüglich einer Servicepauschale von 8 Euro in Rechnung gestellt.
Auch wenn es um das Anmieten von Zubehör ging, konnte Starcar preislich punkten. Rund 3,50 Euro für den Kindersitz sowie 4 Euro für das Navi rechnete der Autoverleiher pro Tag ab. 7 Euro (Sitz) und 5 Euro (Navi) waren es bei InterRent. Beim Gros der Anbieter schlug das Zubehör dagegen mit rund jeweils 10 Euro pro Tag zu Buche. Spitzenreiter war Hertz: Knapp 20 Euro und rund 18 Euro kosteten Kindersitz und Navi dort am Tag.
„Diese Probleme sind immer häufiger, es gibt sie auch in Holland, Frankreich und auch Deutschland“, sagt Mietwagenexpertin Frommert. Verbraucher haben aber schon bei der Buchung Möglichkeiten, die unseriösen Offerten von seriös kalkulierten Angeboten zu unterscheiden: „Wenn das Angebot sehr viel billiger als das von anderen Anbietern ist, muss man ahnen, dass etwas dahintersteckt“, sagt Frommert.
Auch Fred Dickmann hat aus dem Vorfall von Malaga gelernt: „Für 35 Euro kann man eben kein Auto mieten, auch nicht in Spanien und auch nicht in der Saure-Gurken-Zeit im Februar.“
Wer am Ende nicht volltankt, muss hohe Preise zahlen