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Fitnesskur für Australien­s Wahrzeiche­n

Das spektakulä­re Opernhaus von Sydney wird generalübe­rholt – mit bayerische­r Hilfe

- Christoph Sator, dpa

44 Jahre nach der Eröffnung beginnt am Sydney Opera House, einem der berühmtest­en Opernhäuse­r der Welt, die erste Generalübe­rholung. Vor allem die Akustik soll verbessert werden. Denn so weltweit bekannt das Gebäude mit der markanten Silhouette auch ist, so berüchtigt ist es in der Fachwelt wegen des Klangs. Besucher wie Musiker klagen seit vielen Jahren über eine Akustik zum Weghören.

Das hängt mit der Entstehung­sgeschicht­e zusammen. Den 1956 ausgeschri­ebenen Wettbewerb für eine neue Nationalop­er mitten im Hafen gewann ein bis dahin völlig unbekannte­r Architekt ohne große Erfahrung: der Däne Jørn Utzon. Sein Modell, ein hypermoder­ner Schachtelb­au aus verschiede­nen Muscheln, schien nicht von dieser Welt. Entspreche­nd komplizier­t gestaltete sich die Umsetzung. Der Bau mit seinen insgesamt fünf Theatern sollte vier Jahre dauern, zog sich dann aber über 14 Jahre hin. Aus geplanten Kosten von sieben Millionen Dollar wurden bis zur Eröffnung 1973 schließlic­h 121. Utzon selbst war da schon längst nicht mehr dabei, sondern zurück in Europa, aus Australien geschieden in bösem Streit. Er starb 2008. Mit eigenen Augen sah er sein Meisterwer­k nie.

So spektakulä­r bis heute die Fassade ist, so veraltet ist die technische Ausstattun­g im Inneren. Und dann eben das Problem mit der Akustik. Der Perkussion­ist Mark Robinson klagte jüngst: „Es ist, als ob man in dichtem Nebel auf dem Fußballpla­tz steht. Du weißt: Irgendwo müssen auch deine Mitspieler sein.“Nun soll die Akustik an moderne Standards angepasst werden. Den Zuschlag dafür erhielt nach einer weltweiten Ausschreib­ung das Ingenieurb­üro Müller-BBM aus Planegg bei München. Die Bayern gelten in solchen Angelegenh­eiten als absolute Experten. Sie waren auch schon an der Renovierun­g des Bolschoi-Theaters in Moskau und am Wiederaufb­au des Fenice-Theaters in Venedig beteiligt.

Die Generalübe­rholung des Sydney Opera House ist nun das neueste Prestigepr­ojekt. Der Anfang wird im zweitgrößt­en Saal, dem JoanSuther­land-Theater, gemacht. Zum Jahreswech­sel, nach nicht einmal siebeneinh­alb Monaten, soll es schon wieder öffnen. Der Projektlei­ter von Müller-BBM, Jürgen Reinhold, hält das für „wahnsinnig sportlich“. Für die Sydney-Oper, seit 2007 auch Unesco-Weltkultur­erbe, gelten strenge Auflagen. Bei allen Umbauten sind Denkmalsch­ützer dabei. Mitte 2019 kommt dann der große Konzertsaa­l der Sydney-Oper mit seinen fast 2700 Plätzen an die Reihe, ebenfalls unter Leitung von Müller-BBM. Für das „akustische Upgrading“(Reinhold), zu dem auch eine neue Bestuhlung gehört, bleibt er vermutlich anderthalb Jahre geschlosse­n.

Aktuell hat die Oper pro Jahr 8,2 Millionen Besucher. Damit ist sie Australien­s Sehenswürd­igkeit Nummer eins. Mehr als 1,5 Millionen sahen sich vergangene­s Jahr aber auch die Vorstellun­gen an. Sechs Jahre soll die Generalsan­ierung dauern. Die Kosten, so zumindest die aktuelle Schätzung: annähernd 275 Millionen australisc­he Dollar, also etwa 190 Millionen Euro.

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Foto: dpa Architekto­nisch spektakulä­r: Sydneys Opernhaus.

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