Im Wald herrscht große Gefahr
Borkenkäfer schwärmen bereits wieder in Scharen aus. Das zeigen spezielle Fallen, die an drei Stellen im Landkreis stehen. Warum die Tierchen großen Schaden anrichten können und was Waldbesitzer nun tun sollten
Es herrscht Gefahrenstufe Rot im Landkreis. Auslöser dafür ist ein kleines Insekt, das großen Schaden anrichten kann: der Borkenkäfer. Jedes Jahr aufs Neue hält das wenige Millimeter große Tierchen Waldbesitzer und Förster auf Trab. Die hohen Temperaturen und die Trockenheit der vergangenen Tage bieten ideale äußere Bedingungen für den Borkenkäfer, dessen Hauptschwärmflug nun voll eingesetzt hat. Das lässt sich in den sogenannten Borkenkäferfallen, von denen es im Landkreis drei gibt (in Mertingen, Monheim und Ederheim), gut erkennen.
Die Fallen dienen nicht dazu, die Vermehrung des Schädlings einzudämmen. Wie Peter Birkholz, Bereichsleiter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Nördlingen erklärt, werde auf diese Weise nur der Schwärmverlauf (etwa Beginn oder Höhepunkt) erfasst. „Es handelt sich um ein Monitoring“, so Birkholz – also um eine Messung.
Bevorzugtes Ziel des Käfers sind geschwächte Fichten. Sobald sich einige tierische Exemplare erfolgreich eingebohrt haben, produzieren sie artspezifische Lockstoffe (Pheromone), die über das Bohrmehl abgegeben werden und weitere Artgenossen anlocken – und der Massenbefall des Baumes beginnt. Die Pheromonfallen arbeiten über das gleiche Prinzip: Sie locken über Düfte das Tierchen an, die Fallen befinden sich dabei aber in einem Sicherheitsabstand von mindestens 30 Metern zu den nächsten Altfichten.
Einmal wöchentlich erfolgt die Leerung der Fallen. Dabei „zählte“man – hierbei wird eine Art Messtrichter verwendet, in den die Tierchen hineingeben werden – in Mertingen dieser Tage rund 3200 Exemplare. „Das ist Gefährdungsstufe Rot“, sagt Maria Fürst vom AELF, die die Fortsaufsicht für Mertingen hat. Dort wurde die Falle heuer zum ersten Mal aufgebaut. Dasselbe Bild bietet sich aber auch im Bereich Monheim und Ederheim. „Es muss mit Stehendbefall gerechnet werden“, berichtet Forstdirektor Birkholz.
Das bedeutet für die Waldbesitzer, dass sie ihre Bestände nun mindestens alle zwei Wochen untersuchen müssen. Hierzu bestehe eine gesetzliche Verpflichtung, betont Birkholz. Er empfiehlt sogar, wöchentlich zu kontrollieren. Denn: Borkenkäfer können sich extrem stark vermehren. Ein Weibchen legt im Verlauf einer Vegetationsperiode 100 bis 150 Eier. „Ausgehend von einem Weibchen können das im Jahr bis zu 100000 Tiere werden“, so Fürst. „Und momentan beginnt das Ganze.“
Haben sich in einer Fichte so viele Borkenkäfer eingenistet, dass der Brutraum des Baumes praktisch voll ist, wird ein weiterer Duftstoff ausgesandt. Dieser sagt sinngemäß, dass weitere Artgenossen nun die Nachbarschaft anfliegen sollen. Der Befall weitet sich aus und in den Wäldern entstehen sogenannte Käfernester. Birkholz: „Die Populationen müssen nun abgeschöpft werden, sodass das Befallsszenario in Grenzen gehalten wird. Das verschafft uns viel Luft für später.“
Ein klares Indiz, dass eine Fichte befallen ist, ist das braune Bohrmehl. Dieses sammelt sich in den Rindenschuppen, am Stamm, auf den Pflanzen am Boden oder etwa auch in Spinnweben. „Dieser Baum ist zwar dann verloren. Aber wenn man ihn herausnimmt, verringert sich die weitere Befallswahrscheinlichkeit in der Umgebung“, weiß Birkholz.
Gerade in Mertingen, wo es im rund 600 Hektar großen Privatforst teils sehr schmale Parzellen gibt, kann der Borkenkäfer vielen Waldbesitzer Sorgen bereiten. „Da kontrolliert der Nachbar schon mal
Befallene Bäumen müssen 500 Meter weit weg lagern
mit“, sagt Maria Fürst mit einem Augenzwinkern. Entdeckt sie bei ihren regelmäßigen Kontrollgängen befallene Fichten, sprüht sie ein rotes K darauf und verständigt den Eigentümer. Dann ist rasches Handeln gefragt: Der Baum muss raus – und zwar, bevor sich die Käfer fertig entwickelt haben, wieder ausfliegen und die nächsten Bäume ansteuern. Daher sollten befallene Fichten mindestens 500 Meter entfernt vom nächsten Nadelholzbestand gelagert werden.
„Den Borkenkäfer gab es schon immer. Aber er hat seit Anfang der 1990er Jahre an Bedeutung gewonnen“, sagt Peter Birkholz. Mit den Orkanen Vivian und Wiebke habe sich die Population auf hohem Niveau aufgebaut. Hinzu komme die Klimaerwärmung. „Es ist wärmer und trockener als früher. Das heißt, die Fichten bekommen weniger Wasser und können sich so schlechter gegen den Borkenkäfer wehren.“Umso wichtiger sei es, bruttaugliches und bereits befallenes Material zu entfernen. „Dazu müssen die Bestände nach Bohrmehl abgesucht werden – jetzt“, appelliert der Forstdirektor eindringlich an die Waldbesitzer im gesamten Landkreis Donau-Ries.