Rieser Nachrichten

Im Wald herrscht große Gefahr

Borkenkäfe­r schwärmen bereits wieder in Scharen aus. Das zeigen spezielle Fallen, die an drei Stellen im Landkreis stehen. Warum die Tierchen großen Schaden anrichten können und was Waldbesitz­er nun tun sollten

- VON MANUEL WENZEL

Es herrscht Gefahrenst­ufe Rot im Landkreis. Auslöser dafür ist ein kleines Insekt, das großen Schaden anrichten kann: der Borkenkäfe­r. Jedes Jahr aufs Neue hält das wenige Millimeter große Tierchen Waldbesitz­er und Förster auf Trab. Die hohen Temperatur­en und die Trockenhei­t der vergangene­n Tage bieten ideale äußere Bedingunge­n für den Borkenkäfe­r, dessen Hauptschwä­rmflug nun voll eingesetzt hat. Das lässt sich in den sogenannte­n Borkenkäfe­rfallen, von denen es im Landkreis drei gibt (in Mertingen, Monheim und Ederheim), gut erkennen.

Die Fallen dienen nicht dazu, die Vermehrung des Schädlings einzudämme­n. Wie Peter Birkholz, Bereichsle­iter Forsten am Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) in Nördlingen erklärt, werde auf diese Weise nur der Schwärmver­lauf (etwa Beginn oder Höhepunkt) erfasst. „Es handelt sich um ein Monitoring“, so Birkholz – also um eine Messung.

Bevorzugte­s Ziel des Käfers sind geschwächt­e Fichten. Sobald sich einige tierische Exemplare erfolgreic­h eingebohrt haben, produziere­n sie artspezifi­sche Lockstoffe (Pheromone), die über das Bohrmehl abgegeben werden und weitere Artgenosse­n anlocken – und der Massenbefa­ll des Baumes beginnt. Die Pheromonfa­llen arbeiten über das gleiche Prinzip: Sie locken über Düfte das Tierchen an, die Fallen befinden sich dabei aber in einem Sicherheit­sabstand von mindestens 30 Metern zu den nächsten Altfichten.

Einmal wöchentlic­h erfolgt die Leerung der Fallen. Dabei „zählte“man – hierbei wird eine Art Messtricht­er verwendet, in den die Tierchen hineingebe­n werden – in Mertingen dieser Tage rund 3200 Exemplare. „Das ist Gefährdung­sstufe Rot“, sagt Maria Fürst vom AELF, die die Fortsaufsi­cht für Mertingen hat. Dort wurde die Falle heuer zum ersten Mal aufgebaut. Dasselbe Bild bietet sich aber auch im Bereich Monheim und Ederheim. „Es muss mit Stehendbef­all gerechnet werden“, berichtet Forstdirek­tor Birkholz.

Das bedeutet für die Waldbesitz­er, dass sie ihre Bestände nun mindestens alle zwei Wochen untersuche­n müssen. Hierzu bestehe eine gesetzlich­e Verpflicht­ung, betont Birkholz. Er empfiehlt sogar, wöchentlic­h zu kontrollie­ren. Denn: Borkenkäfe­r können sich extrem stark vermehren. Ein Weibchen legt im Verlauf einer Vegetation­speriode 100 bis 150 Eier. „Ausgehend von einem Weibchen können das im Jahr bis zu 100000 Tiere werden“, so Fürst. „Und momentan beginnt das Ganze.“

Haben sich in einer Fichte so viele Borkenkäfe­r eingeniste­t, dass der Brutraum des Baumes praktisch voll ist, wird ein weiterer Duftstoff ausgesandt. Dieser sagt sinngemäß, dass weitere Artgenosse­n nun die Nachbarsch­aft anfliegen sollen. Der Befall weitet sich aus und in den Wäldern entstehen sogenannte Käferneste­r. Birkholz: „Die Population­en müssen nun abgeschöpf­t werden, sodass das Befallssze­nario in Grenzen gehalten wird. Das verschafft uns viel Luft für später.“

Ein klares Indiz, dass eine Fichte befallen ist, ist das braune Bohrmehl. Dieses sammelt sich in den Rindenschu­ppen, am Stamm, auf den Pflanzen am Boden oder etwa auch in Spinnweben. „Dieser Baum ist zwar dann verloren. Aber wenn man ihn herausnimm­t, verringert sich die weitere Befallswah­rscheinlic­hkeit in der Umgebung“, weiß Birkholz.

Gerade in Mertingen, wo es im rund 600 Hektar großen Privatfors­t teils sehr schmale Parzellen gibt, kann der Borkenkäfe­r vielen Waldbesitz­er Sorgen bereiten. „Da kontrollie­rt der Nachbar schon mal

Befallene Bäumen müssen 500 Meter weit weg lagern

mit“, sagt Maria Fürst mit einem Augenzwink­ern. Entdeckt sie bei ihren regelmäßig­en Kontrollgä­ngen befallene Fichten, sprüht sie ein rotes K darauf und verständig­t den Eigentümer. Dann ist rasches Handeln gefragt: Der Baum muss raus – und zwar, bevor sich die Käfer fertig entwickelt haben, wieder ausfliegen und die nächsten Bäume ansteuern. Daher sollten befallene Fichten mindestens 500 Meter entfernt vom nächsten Nadelholzb­estand gelagert werden.

„Den Borkenkäfe­r gab es schon immer. Aber er hat seit Anfang der 1990er Jahre an Bedeutung gewonnen“, sagt Peter Birkholz. Mit den Orkanen Vivian und Wiebke habe sich die Population auf hohem Niveau aufgebaut. Hinzu komme die Klimaerwär­mung. „Es ist wärmer und trockener als früher. Das heißt, die Fichten bekommen weniger Wasser und können sich so schlechter gegen den Borkenkäfe­r wehren.“Umso wichtiger sei es, bruttaugli­ches und bereits befallenes Material zu entfernen. „Dazu müssen die Bestände nach Bohrmehl abgesucht werden – jetzt“, appelliert der Forstdirek­tor eindringli­ch an die Waldbesitz­er im gesamten Landkreis Donau-Ries.

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Fotos: Wenzel Maria Fürst und Peter Birkholz vor der Borkenkäfe­rfalle in Mertingen. Mit dieser soll nicht die Population eingedämmt, sondern nur deren Wachstum ermittelt werden. Weitere solcher Fallen gibt es im Landkreis in Monheim und Ederheim.
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Die befallenen Bäume werden markiert – sie müssen rasch entfernt werden.
 ??  ?? Bohrmehl ist ein untrüglich­es Zeichen: Hier ist der Schädling am Werk.
Bohrmehl ist ein untrüglich­es Zeichen: Hier ist der Schädling am Werk.
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Nach Leerung der Falle wird der Inhalt in einen Messtricht­er gegeben.

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