Rieser Nachrichten

Virtuose an sperrigem Instrument

Kontrabass-Solist und Pianist geben Konzert in Reimlingen

- VON ERNST MAYER

„Der Kontrabass spielt ein Solo.“Da denkt jedes Kind an den Elefanten im „Karneval der Tiere“von Camille Saint Saëns, den der Kontrabass imitiert. Den hat Antonio Rosetti nicht gespielt, nur deshalb, weil es dieses Stück noch gar nicht gab. Er hätte das problemlos gekonnt. Zu Beginn seines Wallerstei­n-Engagement­s war er nämlich tatsächlic­h als Kontrabass­ist in die Hofkapelle des Fürsten Kraft Ernst eingestell­t worden, ehe er die Kapellmeis­ter-Stelle angeboten bekam.

Trotz dieser Befähigung war von Rosetti keine einzige Kompositio­n für dieses Instrument in Form eines Solokonzer­ts in der Notensamml­ung des Fürsten zu finden. Weil Schloss Reimlingen bei den RosettiFes­tspielen zu den kleineren Spielorten gehört, ist es für Kammermusi­k in geringer Besetzung geeignet. Im Gedenken an Rosettis Bass-Karriere engagierte man für das Reimlinger Schlosskon­zert den Kontrabass-Solisten Philipp Stubenrauc­h mit dem litauische­n Pianisten Vadim Chaimovich.

Johann Sebastian Bach „Sonate für Viola da Gamba und Klavier Nr.1 G-dur, BWV 1027“stand auf ihrem Programm. So etwas kann man also auch mit dem Kontrabass spielen, und damit ein Publikum fasziniere­n, wie Philipp Stubenrauc­h mit seinem Spiel auf dem ziemlich sperrig erscheinen­den Instrument bewies, natürlich auch mit einer exzellente­n Begleitung durch das Klavier.

Rosetti, gelernter Kontrabass­ist, ließ sich, mangels Solostück, von Vadim Chaimovich mit der „Klavierson­ate B-Dur“an dem Konzert vertreten. Mit solchen Klavierstü­cken war für Rosetti nicht nur für den Broterwerb wesentlich mehr verdient als mit Kontrabass­stücken, sondern sie verschafft­en ihm auch hohes Ansehen und guten Absatz bei seinen meist adeligen Noten-Kunden. Den Grund dafür lieferte Pianist Chaimovich mit seinem heiterunbe­schwerten Vortrag dieser B-Dur-Klavierson­ate.

Eine weitere Anleihe für ein BassSolo nahm Stubenrauc­h nun bei Henry Eccles mit dessen „Sonate für Violine und Continuo“, gesetzt in A-Dur. Die feine Melodik vermochte Stubenrauc­h mit weicher Tongebung zu gestalten, die schnellen Passagen mit bewunderns­wertem Lagenspiel und sicherer Grifftechn­ik mühelos zu meistern.

Nach einem meditative­n Klavierstü­ck

Expressive­s Stück eines finnischen Jazzbassis­ten

von Petr Caikowskij konnte der Bassist zeigen, was mit seinem Instrument noch alles möglich ist, in einem expressive­n Stück des finnischen Jazzbassis­ten Teppo Hautaaho mit der Bezeichnun­g „Kadenza“, das den Bass an die Grenzen der tonalen und technische­n Möglichkei­ten führte. Die „Sonate A-Dur für Kontrabass und Klavier“von Adolf Misek versetzte das Publikum wieder in die Tonalität der Spätromant­ik, ob in andächtige­n oder spielerisc­hen Teilen, die virtuosen Musiker waren bestens aufeinande­r abgestimmt; die Zuhörer spendeten den beiden dafür reichliche­n Applaus.

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Foto: Mayer Rosetti spielte zunächst Kontrabass. Deshalb gab es in Reimlingen ein Konzert mit Philipp Stubenrauc­h (links) und Vadim Chaimovich.

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