Welche Folgen hat Trumps Ausstieg?
Die USA verlassen das internationale Klimaabkommen. Der Schritt zieht viele Konsequenzen nach sich. Nun ist die Frage, wie sich die anderen Staaten der Welt verhalten werden
Den Klimawandel zu leugnen, wie das Donald Trump (...) getan hat, ist vergleichbar damit, zu bestreiten, dass die Erde rund ist. Die Menschen weigern sich oft, etwas zur Kenntnis zu nehmen, das ihnen unbequem ist und das sie zum Handeln zwingen würde. Trump weiß, dass er das Offensichtliche abstreiten und damit sogar noch Stimmen gewinnen kann. An der Realität ändert er damit aber nichts. Und wieder bietet er keine Alternative zu dem, was er sabotiert.
Donald Trumps Schlachtruf „America first“hallte einmal um den Erdball, als der US-Präsident ohne Rücksicht auf internationale Partner die Kündigung des Pariser Klimavertrags erklärte. Was sein drastischer Schritt konkret für Politik und Klima bedeutet:
Welche Folgen hat Trumps Kündigung des Klimaschutzvertrags für die Umwelt?
Sollten die USA tatsächlich mit dem Ausstieg aus dem Pariser Klimavertrag alle bisherigen Zusagen über den Haufen werfen, könnte dies laut Berechnungen von Klimaforschern die Erde um 0,3 Grad mehr erwärmen, als wenn sich die USA an ihre selbst gegebenen Verpflichtungen halten. Bislang hatten die USA zugesagt, den bei der Verbrennung von Öl, Kohle und Gas erzeugten klimaschädlichen Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) bis 2025 um 27 Prozent zu reduzieren – ausgehend vom Wert von 2005. Da der Beitrag der USA ein Fünftel dessen ausmacht, was alle Staaten an CO2-Ausstoß sparen wollen, wären die Umweltfolgen spürbar: Laut Forschern drohen weltweit mehr Unwetter, Stürme, Hochwasser und Dürren.
Wie realistisch ist es, dass die USA jetzt auch ihre Umweltpolitik ver- ändern und tatsächlich mehr Treibhausgas in die Luft blasen?
Nein, sagt der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber: „Der gesamte Klimavertrag von Paris ist natürlich nicht beerdigt.“Es gebe nur drei Staaten, die sich nicht beteiligen: „Syrien, Nicaragua und nun die USA. Aber 192 Staaten stehen weiter dazu.“Die Frage ist aber, ob die US-Entscheidung eher Nachahmer findet oder eher eine Trotzreaktion auslöst. „Das Entscheidende wird sein, ob beispielsweise China – das Land mit höchster Produktion von Treibhausgasen – die Anstrengungen verstärkt, um gutzumachen, was die USA jetzt versäumen“, sagt Schellnhuber.
Können andere Staaten einen Ausfall der USA wettmachen?
Tatsächlich fällt China hier die Schlüsselrolle zu. Trump kritisiert, dass das Riesenreich bis 2030 seinen Treibhausgasausstoß erhöhen darf. Dies hat China tatsächlich durchgesetzt, da es Nachholbedarf bei der Industrialisierung hat. Allerdings wachsen dort die Umweltschutzbemühungen angesichts drastischer Luftverschmutzung und Naturzerstörung. Sollte China etwa eine hohe Pflichtquote für die Zulassung von Elektro- statt Spritfahrzeugen vorschreiben, hätte dies weitreichende Folgen für die deutsche und amerikanische Automobilindustrie. In Deutschland warnt die Industrie dagegen vor einer Verschärfung der eigenen Klimaziele.
Was sind die Folgen für die internationale Klimapolitik?
anderen Länder unberührt: Fast alle Staaten haben Klimaschutzpläne erstellt – viele zum ersten Mal. Die Industrieländer helfen ärmeren Ländern auch finanziell. Hier fehlen bald zwei Milliarden Dollar zugesagter US-Hilfen. Doch fast alle Länder haben das Ziel, Erneuerbare Energien auszubauen. Allein das führt zu einer großen Reduktion von mehreren Milliarden Tonnen Treibhausgasen, wie der Klimaexperte Niklas Höhne erklärt. Allerdings hat sich seit Ausrufung des Ziels, die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, die Erde bereits um rund ein Grad erwärmt. „Es wird sehr, sehr schwer werden, mit oder ohne USA, dieses Ziel zu erreichen“, sagt Johannes Cullmann von der Weltwetter-Organisation.
Wie geht es weiter?
Die Kündigung der USA wird frühestens am 4. November 2020 wirksam – einen Tag nach der nächsten Präsidentenwahl. Trump fordert vorher Neuverhandlungen, was Europa und China bislang ablehnen. Gibt es keinen Kompromiss, würden die USA ihren Einfluss auf die internationale Klimapolitik verlieren. Dies sehen manche Klimaschützer sogar als Vorteil, da Washington stets als Bremser galt: „Es ist eher eine Sache, die die USA schwächen wird“, sagt Klimaforscher Schellnhuber.