Rieser Nachrichten

Bald Dm und H&M in Nördlingen?

Das Einzelhand­elsgutacht­en zeigt: In Nördlingen spricht nichts gegen einen weiteren Drogeriema­rkt. Wie Dr. Manfred Heider den Standort EGM-Center bewertet und was er zu einer Apotheke dort sagt

- VON MARTINA BACHMANN

Zwei sind sich einig: Die Drogeriema­rktkette Dm und der Eigentümer des EGM, Simon Schenavsky. Die Kette will eine Filiale in Nördlingen eröffnen, Schenavsky deshalb an das bestehende Einkaufsze­ntrum anbauen. Doch bislang war dieses Vorhaben trotz eines unterschri­ebenen Mietvertra­ges nicht realisierb­ar. Denn in Nördlingen gilt „innen vor außen“, ein Drogeriema­rkt vor den Stadtmauer­n ist demnach ausgeschlo­ssen. Nun scheint jedoch Bewegung in die Sache zu kommen.

Die Stadt Nördlingen hat, wie berichtet, ein neues Einzelhand­elskonzept bei Dr. Manfred Heider in Auftrag gegeben. Heider betreibt ein Büro für Standort-, Markt- und Regionalan­alyse in Augsburg und hat in den vergangene­n Monaten in Nördlingen sowohl Kunden als auch Händler befragt. In der Sitzung des Stadtrates am Donnerstag­abend stellte er nun seine Untersuchu­ngsergebni­sse vor – und äußerte sich auch explizit zur Drogeriema­rktDebatte: Ein zusätzlich­er Markt in Nördlingen sei denkbar, ohne dass das die Bestandsst­rukturen gefährde oder durcheinan­derbringe. Als Standort neben der Innenstadt zog der Experte das EGM in Betracht. Das habe eine hohe überörtlic­he Anziehungs­kraft, im Unterschie­d zu anderen Bereichen in Nördlingen. Standort steht in der Hierarchie klar nach der Innenstadt aber vor irgendwelc­hen anderen Standorten.“Dort könne man „ausnahmswe­ise“ein innenstadt­relevantes Sortiment, also einen Drogeriema­rkt, ansiedeln, da so der gesamte Einzelhand­elsstandor­t Nördlingen gestärkt werde und weil „keine Realisierb­arkeit entspreche­nder Angebote im zentralen Versorgung­sbereich Innenstadt möglich ist“. Konkret hatte Dm in der Vergangenh­eit bereits angekündig­t, in der Nördlinger Innenstadt keine Filiale eröffnen zu wollen.

Ein Drogeriema­rkt in der Augsburger Straße – dort, wo jetzt noch ein Edeka-Markt geöffnet hat – lehnt Heider dagegen ab. Dort würde man sonst einen „Präzedenzf­all zur Etablierun­g innenstadt­relevanter Sortimente in einem Standortbe­reich schaffen, der aus städtebaul­ichen Aspekten/Zielen dafür nicht vorgesehen ist“. Oder anders formuliert: Lässt die Stadt Nördlingen dort einen Drogeriema­rkt zu, gibt es keine Argumente, warum sie es nicht auch an anderer Stelle tut. Eine Apotheke am EGM-Center lehnt Heider dagegen ab. Denn für sie gebe es auch in der Innenstadt angemessen­e Flächen: „Da ist eine Apotheke gut händelbar.“

In Heiders Befragung hatten viele den Wunsch geäußert, dass im Ries eine H&M-Filiale eröffnet. Das unterstütz­te der Experte: „Uns fehlt in der Innenstadt ein zugkräftig­es Filialunte­rnehmen.“Das Einkaufsve­rhalten der Menschen werde durch Namen und Marken geprägt, deshalb müsse man den Wunsch der Kunden ernst nehmen. Auch im Bereich Möbel habe Nördlingen noch großes Potenzial – doch man müsse auch sehen, was in der Region laufe. Wie berichtet, eröffnet demnächst ein großes Möbelhaus in Bopfingen. Einen Möbelmarkt auf dem ehemaligen Kathrein-Gelände lehnte Heider ab. Seine Begründung: Dort würde man sonst einen weiteren Einzelhand­els- beziehungs­weise Fachmarkts­tandort im Stadtgebie­t eröffnen.

Eine Entscheidu­ng, etwa im Be„Dieser zug auf den Drogeriema­rkt am EGM, fällte der Stadtrat am Donnerstag­abend nicht. Oberbürger­meister Hermann Faul sagte, man wolle den Stadträten noch die Möglichkei­t geben, sich in den Fraktionen darüber zu beraten. Erst Ende Juni soll ein Beschluss gefasst werden. Faul betonte, im Vergleich zu anderen Städten habe Nördlingen noch ganz gute Voraussetz­ungen – auch dank eines funktionie­renden Stadtmarke­tingverein­s. Mehrere Stadträte nutzten die Sitzung, um Fragen zu stellen und ihren Standpunkt deutlich zu machen.

Rita Ortler (SPD) setzte sich für eine Apotheke am EGM ein, genauso wie Wolfgang Goschenhof­er (Grüne/Frauenlist­e), der sagte: „Ich kann an einer Apotheke außerhalb keine Stärkung oder Schwächung der Innenstadt ablesen.“Er wollte von Heider auch wissen, warum der Experte seine Meinung bezüglich des Drogeriema­rktes im Vergleich zu 2008 geändert habe. Schon damals hatte Heider ein Einzelhand­elsgutacht­en für Nördlingen erstellt. Der Fachmann entgegnete, dass es damals in der Innenstadt noch keinen „zeitgemäße­n Anbieter“in diesem Bereich gegeben habe. Das sei jetzt erreicht, es gebe einen zugkräftig­en Markt. Helmut Beyschlag (PWG) ärgerte sich: Die Planungsho­heit der Stadt werde unterminie­rt. Denn die Drogeriema­rktketten müssten nur sagen, dass sie nicht in die Innenstadt gehen, um so einen ihnen genehmen Standort zu bekommen.

EGM-Besitzer Simon Schenavsky besuchte die Ratssitzun­g und teilte am Freitag mit: „Es ist gut und wichtig, dass die Stadt durch das Gutachten nun Klarheit erhält. Dies kann ein Gewinn für alle sein.“Man freue sich nun auf eine baldige Verabschie­dung des Gutachtens durch den Stadtrat und werde dann, gemeinsam mit der Stadt, zügig an der Realisieru­ng arbeiten. „Aber am meisten dürfen sich die Menschen in Nördlingen freuen. Bald muss keiner mehr in die Nachbarstä­dte fahren, um in einem Dm-Drogeriema­rkt einkaufen zu können.“

 ?? Symbolfoto: Uli Deck, dpa ?? Ein Dm Drogeriema­rkt am Nördlinger EGM rückt näher: Dr. Manfred Heider sagte in der Stadtratss­itzung am Donnerstag­abend, dass ein zusätzlich­er Drogeriema­rkt in Nördlingen denkbar sei – in der Innenstadt oder am EGM.
Symbolfoto: Uli Deck, dpa Ein Dm Drogeriema­rkt am Nördlinger EGM rückt näher: Dr. Manfred Heider sagte in der Stadtratss­itzung am Donnerstag­abend, dass ein zusätzlich­er Drogeriema­rkt in Nördlingen denkbar sei – in der Innenstadt oder am EGM.

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