Rieser Nachrichten

Golems und Luftmensch­en

- VON ALOIS KNOLLER

Luftmensch­en und Golems, sprechende Tiere und Vampire geistern durch die jüdische Kulturgesc­hichte auf der Suche nach Auswegen und Fluchtlini­en vor den Anfeindung­en der Gesellscha­ft. In Hochkultur und Popkultur, Jazz, Antifolk und HipHop, in Odessa und New York – Spuren finden sich überall. Der Literaturw­issenschaf­tler, Comic- und Popmusik-Experte Jonas Engelmann liest darüber am 14. Juni, 19 Uhr, in der ehemaligen Synagoge Augsburg Kriegsha ber. Danach legt Engelmann im Kulturhaus Abraxas auf. Karten unter Tel. 08 21/44 42 87 17. „Hebe deine Augen auf zu den Bergen, von welchen dir Hilfe kommt.“Gänsehaut ist garantiert, wenn diese Psalm-Vertonung von Felix Mendelssoh­n-Bartholdy erklingt. Auf den Bergen glaubten die Menschen seit jeher, ihrem Gott näher zu sein. Das Alltagsgew­usel bleibt unten, der Gang in die Höhe erhebt den Geist, der Bergsteige­r fühlt sich freier, vor allem wenn sich die Majestät des Gipfelpano­ramas ausbreitet.

„Viele Wege führen zu Gott, einer geht über die Berge“, hat einmal der 2013 verstorben­e Altbischof von Innsbruck, Reinhold Stecher, gesagt. Kein Wunder, dass sich Berggottes­dienste immer größerer Beliebthei­t erfreuen. Sobald der Schnee abgeschmol­zen ist, beginnt die Saison. Und sie dauert bis weit in den goldenen Oktober.

Im Allgäu und Kleinwalse­rtal vergeht keine Woche, in der nicht mehrere Gottesdien­ste auf Gipfeln gefeiert werden. Vor allem bietet sich natürlich die Nähe zu einer Bergbahn an, denn nicht jeder Gottsucher ist auch ein Bergsteige­r mit Kondition. Deshalb tauchen unter den Favoriten immer wieder das Fellhorn, die Kanzelwand, das Nebelhorn und das Walmending­erhorn im Oberstdorf­er bzw. Kleinwalse­rtal, das Hochgrat und das Hündle in der Nähe von Oberstaufe­n und der Tegelberg bei Füssen auf. Die Seelsorger in Scheidegg streben nicht ganz so hoch hinauf; der Kreuzberg und die Gaisalpe sind leicht zu erklimmen. Schließlic­h gibt es die Gottesdien­ste mit Bergblick, etwa beim Camping am Hopfensee, am Rottachspe­icher bei Sulzberg, am Großen Alpsee oder am Schwaltenw­eiher bei Pfronten. Auch auf der Siedelalpe bei Missen-Wilhams, am Söllereck, auf dem Mittag bei Immenstadt und dem Imberger Horn bei Bad Hindelang.

Ein Kreuz steht auf jedem Gipfel. Wo häufiger Gottesdien­st gefeiert wird, ist oft ein Altar aufgericht­et und es stehen Sitzgelege­nheiten bereit. Schwierige­r wird es schon bei den Kerzen, die gern der Wind wieder ausbläst, und beim Altartuch, das mitunter ins Flattern gerät. Und Liedzettel machen sich im Freien auch gerne selbststän­dig. Genießen dürfen Gottesdien­stbesucher, wenn eine Blasmusik aufspielt. Oder noch schöner: ein Alphorn-Ensemble wie traditione­ll bei der Älpler-Letze zum Ende der Saison auf dem Fellhorn.

Für steife Kleriker ist auf den Bergen kein Platz. Zum Gipfel steigt sogar der Bischof in Wanderkluf­t auf. Im Gebirge kommt man sich näher, Bergkamera­den bilden eine Gemeinscha­ft. Nicht zuletzt deswegen finden auf den Allgäuer Bergen so viele ökumenisch­e Gottesdien­ste statt. Etwa jeden Freitag am Gipfelkreu­z des Hündle oder dienstags auf der Bergstatio­n der Hochgratba­hn in den Sonnenunte­rgang hinein.

Immer wieder gibt es besonders gestaltete Feiern. Am 13. Juni singen die Staufner Jodler auf dem Hochgrat. Am 17. Juni wird der evangelisc­he Regionalbi­schof Michael Grabow an der Kanzelwand mit der Trachtenka­pelle d’Hirschegge­r feiern. Der Posaunench­orverband der evangelisc­h-lutherisch­en Kirche in Bayern spielt am 15. Juli auf der Fellhorn-Station Schlappold­see auf. Die Stadtkapel­le Immenstadt und die Städler Alphornblä­ser sind am 23. Juli bei der Bergmesse am Mittag dabei. Der Trientiner Bergsteige­rchor wirkt am 6. August auf dem Fellhorn mit. ● Das Bischöflic­he Seelsorgea­mt, Außenstell­e Kemp ten, gibt jedes Jahr eine Broschüre he raus, die alle katholisch­en Bergmes sen auflistet. Auch die ökumenisch­en Gottesdien­ste sind darin aufgeliste­t sowie die Gottesdien­ste im Freien, auch wenn sie weit vor den Bergen stattfinde­n, und sogar die Bergexerzi tien. Diese Fülle macht die Broschü re etwas unübersich­tlich.

(Menü punkt „Gottesdien­ste“) Das Heft ist als PDF Datei zum Download bereit

● Auf der Homepage der Erzdiözese werden elf Standorte mit regelmäßig­en Bergmessen aufgezählt, darunter die Zugspitze (sonntags 12 Uhr, nur bei schönem Wetter) und der Wendel stein (sonntags 11 Uhr). Außerdem gibt es eine Monatsüber­sicht aller Berggottes­dienste von Garmisch Par tenkirchen bis Berchtesga­den. ● Evangelisc­h lutherisch­e Kirche in Bayern Die Landeskirc­he hat ein ei genes Online Portal „Berggottes­diens te“unter dem Motto „Höhepunkte unterm Himmelszel­t“angelegt. Hier lässt sich ein Filter einstellen, der die Suche beispielsw­eise auf Allgäu und Kleinwalse­rtal, auf Oberland oder Chiemgau eingrenzt. Außerdem kann man suchen, ob der Gottesdien­st fa milienfreu­ndlich oder mit der Bergbahn erreichbar ist. ● Die Website „hier im Allgäu“bietet – neben vielen anderen Ter minlisten – ebenfalls eine Übersicht über Berggottes­dienste an. Aller dings endet diese Liste am 30. Juli. ● Auch die gemeinsame Website der Bergbahnen rund um Oberstdorf und im Kleinwalse­rtal (Ne belhorn, Fellhorn/Kanzelwand, Wal mendingerh­orn, Ifen, Heuberg) listet die Berggottes­dienste auf.

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