Rieser Nachrichten

Keine Chance für eine neue Apotheke?

Ein Gutachter spricht sich gegen eine Apotheke am EGM in Nördlingen aus und verweist auf Leerstände in der Innenstadt. Doch dort herrscht überhaupt kein Bedarf

- VON RENÉ LAUER (wir berichtete­n). Nachrichte­n Rieser redaktion@rieser nachrichte­n.de

Eine Apotheke am EGM-Center wird es in Nördlingen nicht geben – zumindest wenn es nach Dr. Manfred Heider geht. Der Augsburger hat im Auftrag der Stadt das Einzelhand­elsgutacht­en für Nördlingen erstellt, um unter anderem herauszufi­nden, ob Bedarf an einem weiteren Drogeriema­rkt und einer Apotheke außerhalb der Innenstadt besteht. Seine Ergebnisse hat er vergangene Woche dem Stadtrat präsentier­t

Während Heider die vom Eigentümer gewünschte Erweiterun­g des EGM-Centers für einen Drogeriema­rkt zumindest als „denkbar“bezeichnet­e, lehnte er die ebenfalls dort geplante Apotheke jedoch klar ab. Stadtsprec­her Rudi Scherer erklärt Heiders Beweggründ­e: „Für einen Drogeriema­rkt wie Dm oder Rossmann gibt es innerhalb der Stadtmauer­n in absehbarer Zeit keine geeigneten Flächen.“Deshalb sei es möglich, dass das Prinzip „Innen vor außen“, nach welchem die Stadt grundsätzl­ich handle, für einen Drogeriema­rkt außer Kraft gesetzt wird. Für eine Apotheke, die einen deutlich geringeren Flächenbed­arf habe, sehe es allerdings anders aus. Denn hier stellte der Gutachter fest, so Scherer, gebe es in der Innenstadt genügend Möglichkei­ten, eine freie Örtlichkei­t zu finden.

Dort herrscht allerdings überhaupt kein Bedarf an einer neuen Apotheke, findet Werner Metzger, Betreiber der Ries-Apotheke, der am EGM eine weitere Niederlass­ung eröffnen wollte. „Im Zentrum gibt es doch schon sieben oder acht Filialen, dahinter erkenne ich keine Logik“, sagt er. Seiner Meinung nach sei eine Apotheke am EGMCenter nur bedingte Konkurrenz für die Innenstadt. „Die Menschen aus dem nördlichen Ries gehen zum Einkaufen eher nicht ins Zentrum, sondern ins EGM. Die Apotheken in der Innenstadt werden ohnehin viel von Menschen genutzt, die in der Nähe beim Arzt waren.“Von dem Ergebnis des Gutachtens Metzger bisher nur aus den

erfahren, die Stadt sei noch nicht auf ihn zugekommen. „Egal wie die Verwaltung entscheide­t, für mich ist das in Ordnung. Die Welt geht nicht unter, wenn es mit der Filiale nicht klappt“, sagt der Chef der Ries-Apotheke. Den Mietvertra­g mit dem Eigentümer des EGM, Simon Schenavsky, habe er ohnehin nur unter Vorbehalt geschlosse­n. Ein wirtschaft­licher Schaden entstünde ihm also nicht, wenn seine Pläne nicht verwirklic­h werden können. „Es war ja von vornherein klar, dass es nicht so leicht wird“, sagt Metzger. Einen alternativ­en Standort für eine Apotheke habe er nicht im Blick. Genügend Nachfrage gebe es wenn überhaupt nur im Wemdinger Viertel, meint Metzger. Doch eine Apotheke lohne sich nur, wenn entweder genügend Ärzte oder eine große Frequenz an Menschen in der Nähe vorhanden sei, gibt er zu bedenken. „Wenn sich eine Option für eine habe neue Filiale auftut, kann man darüber nachdenken, aber wir sind nicht aktiv auf der Suche“, sagt Metzger, der auch Apotheken in Deiningen und Donauwörth betreibt.

Rudi Scherer entnimmt dem Einzelhand­elsgutacht­en, dass es in der Nördlinger Kernstadt – dazu zähle auch das EGM – ohnehin nur geringes Potenzial für eine weitere Apotheke gebe. Auch im Wemdinger Viertel würde die Stadt sich daher vermutlich gegen einen Neubau ausspreche­n. Doch wenn jemand ein bestehende­s Objekt mieten würde, könne die Stadt das „nicht so leicht verhindern“, sagt Scherer. Ganz aus den Augen verlieren sollte man den Apothekens­tandort EGM ohnehin nicht. Denn im Stadtrat gibt es nach wie vor Befürworte­r. Sowohl Rita Ortler (SPD) als auch Wolfgang Goschenhof­er (Grüne/Frauenlist­e) haben sich in der Sitzung für die Filiale am EGM eingesetzt. Er könne dadurch „keine Stärkung oder Schwächung der Innenstadt ablesen“, sagte Goschenhof­er.

Vor Jahren entwarfen die Propheten des Elektronik­zeitalters ein herrliches Bild von der künftigen Arbeitswel­t. Immer mehr Beschäftig­te, so meinten sie, werden ihr Zuhause als Homeoffice nutzen, um dort in Vernetzung mit den Clouds ihrer Firma Büroarbeit­en zu erledigen, Strategien zu ersinnen und im Schoß der Familie ihren Lohn zu verdienen.

Eine Untersuchu­ng des Statistisc­hen Bundesamte­s zerstört alle diese Träume. Die Zahl der Menschen, die im eigenen Nest fremde Dokumente bearbeiten, geht ständig zurück. Leider verrät die Statistik nicht, weshalb die eigene Wohnstatt ihre Attraktivi­tät als Arbeitspla­tz zunehmend einbüßt. Der Spruch „Trautes Heim – Glück allein“, der früher als Leitkultur­motiv in viele Wandschone­r eingestick­t war, hat offenbar seine Gültigkeit verloren. Zu groß sind im Homeoffice die Ablenkunge­n durch Kind und Kegel, Hund und Handy, Telefon und Tante. Auf einmal erscheint die beschimpft­e Arbeitswel­t im Betriebsbü­ro wieder als schöpferis­ches Paradies, wo im Energiespa­rlicht und im OnboardSou­nd der Computer schönster Teamgeist aufblüht.

Noch nützlicher ist in unserer Zeit aber ein funktionie­render Mensch wie Andreas Muth. Diesen Idealtyp der Arbeitswel­t beschreibt Marie von Ebner-Eschenbach in ihrer Erzählung „Ein Spätgeborn­er“mit den Worten: „Er tritt in das Büro, grüßt auf gut Glück nach rechts und links, ohne jemanden anzusehen, und setzt sich an sein Pult und schreibt und rechnet.“ Bildergale­rien sowie aktuelle Nach richten aus Nördlingen und dem Ries gibt es auch unter www.rieser nachrichte­n.de.

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Foto: René Lauer

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