Rieser Nachrichten

Warum diese Mühle nicht klappert

Zum Deutschen Mühlentag war mit der Museums-Ölmühle in Maihingen eine echte Rarität in Aktion. Wie aus Pflanzen in vielen kleinen Schritten Öl entsteht

- VON PETER URBAN

Eine seltene Gelegenhei­t, die Ölmühle im Maihinger Museum „KulturLand Ries“in Betrieb zu sehen, nutzten am Pfingstmon­tag zahlreiche Besucher, die trotz des durchwachs­enen Wetters den Weg nicht scheuten, um in die ehemalige Tenne, den Pferde- und Kuhstall, in der jetzt das historisch­e Stück aufgebaut ist, zu kommen. „Früher wurden hier Getreide, Stroh oder Heu gelagert“, erzählt Ernst Schieck vom Rieser Bauernmuse­ums- und Mühlenvere­in, „jetzt nutzen wir den Platz eben, um diese historisch­e Rarität auch in Betrieb zeigen zu können“.

1995 hat der Verein die gesamte technische Anlage aus einem Anwesen bei Miltenberg „herauskauf­en“und damit aus ihrem Dornrösche­nschlaf erwecken können. Denn seit 1956 war die Anlage nicht mehr benutzt worden und mehrere MainHochwa­sser hatten ihr erheblich zugesetzt. „Allein zwei Jahre lang haben wir die Teile der Anlage entrostet“, Schieck zeigt auf alte Fotos, die den erbärmlich­en Zustand der Mühle dokumentie­ren. Doch das ist Geschichte, seit nunmehr über 20 Jahren fließt wieder (Raps-)Öl aus der Presse, was die Besucher sich gerne erklären ließen. Ernst Schieck war ständig von Menschen umringt und kam kaum nach, außerhalb seines kurzen Vortrages Fragen zu beantworte­n. Geduldig erklärte er, wie das Getreide zunächst im sogenannte­n Kollergang aus Buntsandst­ein zerkleiner­t wird. Viele wunderten sich, „warum eigentlich nicht hier schon Öl rauskommt“, wie ein neugierige­s Kind sofort anmerkte. Geduldig erklärte Ernst Schieck, dass das die hier zerkleiner­ten Pflanzen, ob jetzt Raps, Sonnenblum­enkerne oder Mohn, zunächst in einer Ölpfanne unter ständigem Rühren erhitzt wird und aufquillt. Erst dann füllt der Ölmüller den Trester in einen walzenförm­igen Seiher zwischen Presstüche­r und Eisenplatt­en und presst die Früchte dann mit bis zu 300 bar Druck. Dann fließt endlich das Öl.

Eine Mühle ohne Wasserrad

„Warum klappert die Mühle denn nicht, wie es in dem Lied heißt“, war die Frage eines anderen kleinen Besuchers und auch darauf hatte der „Erzähler“eine Antwort: „Bei uns ist kein Wasserrad dran, wir müssen die Mühle leider mit Strom betreiben.“Aber auch ohne klappernde­s Mühlrad waren die beeindruck­enden „Transmissi­onen“und sich drehenden Räder überall im Raum eine Schau, die nicht nur die Kinder sichtbar beeindruck­te.

 ?? Fotos: Peter Urban ?? Fast 40 Jahre lang stand die alte Ölmühle unbenutzt in einem Anwesen, bis sie schließlic­h ihren Weg nach Maihingen ins Museum „KulturLand Ries“fand. Dort wurde am Pfingstmon­tag gezeigt, wie die Anlage funktionie­rt.
Fotos: Peter Urban Fast 40 Jahre lang stand die alte Ölmühle unbenutzt in einem Anwesen, bis sie schließlic­h ihren Weg nach Maihingen ins Museum „KulturLand Ries“fand. Dort wurde am Pfingstmon­tag gezeigt, wie die Anlage funktionie­rt.

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