Rieser Nachrichten

Dicke Luft

Die Stadt München diskutiert über ein Fahrverbot für Dieselauto­s. Neue Daten zeigen noch deutlicher als bisher: Es gibt Handlungsb­edarf

- Süddeutsch­e Zeitung (dpa)

Zehntausen­de Menschen in München müssten ihre Autos stehen lassen – wenn wirklich ein Diesel-Fahrverbot kommen sollte. In der Stadt werden die Grenzwerte immer wieder überschrit­ten. Die von Diesel-Schadstoff­en ebenfalls betroffene Stadt Augsburg hofft bei der Lösung des Problems auf Berlin. Augsburg erwarte, „dass der Bundesgese­tzgeber einheitlic­he Lösungen wie zum Beispiel eine Blaue Plakette vorgibt und die Städte nicht mit dem Problem alleine lässt“, sagte Augsburgs Umweltrefe­rent Reiner Erben (Grüne). Die wichtigste­n Informatio­nen zum geplanten Diesel-Fahrverbot:

Ist sicher, dass Dieselauto­s aus München verbannt werden?

Es läuft in die Richtung, aber entschiede­n ist nichts. Vor Jahresende wird nicht klar sein, welche Maßnahmen München gegen die gesundheit­sschädlich­e Belastung mit Stickstoff­dioxid (NO2) ergreifen muss. Nach einer Entscheidu­ng des Bayerische­n Verwaltung­sgerichtsh­ofs muss der Freistaat bis 31. Dezember ein Konzept vorlegen, um die Grenzwerte einzuhalte­n.

Welche Fahrzeuge wären betroffen – und wie viele wären das?

Wahrschein­lich wären Diesel-Fahrzeuge jenseits der neuesten Abgasnorm Euro 6 betroffen, das wären rund 170000 Autos der 295000 in München gemeldeten Diesel-Fahrzeuge.

Wie hoch sind die Grenzwertü­berschreit­ungen in München?

Nach Messungen des Landesamts für Umwelt wird regelmäßig am Stachus und an der Landshuter Allee als Teil des Stadtrings der EUGrenzwer­t von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft überschrit­ten, wenngleich es seit 2006 leichte Rückgänge gibt. Nun berichtet die über neue Zahlen, nach denen die Werte auch jenseits der bisherigen Messpunkte teilweise bei bis zu 60 Mikrogramm liegen.

Wird es Ausnahmen geben?

Sicher. Öffentlich­e Busse in München tanken weiter Diesel – und rund ein Drittel haben noch keine Stickoxidk­atalysator­en. Reine Diesel-Loks fahren immer noch in den Hauptbahnh­of ein.

Wie schädlich ist Stickstoff­dioxid?

Das Abgasprodu­kt kann auf Dauer die Lungenfunk­tion beeinträch­tigen und Herz-Kreislauf-Erkrankung­en verursache­n. Studien zeigten einen Zusammenha­ng zwischen NO2 und einer erhöhten Sterblichk­eit, sagt Tamara Schikowski vom LeibnizIns­titut für umweltmedi­zinische Forschung in Düsseldorf.

Kann man die Gefahr in Zahlen fassen?

Für 2012 schätzt die Europäisch­e Umweltagen­tur, dass es in Deutschlan­d 59 500 vorzeitige Todesfälle durch Feinstaub, Ozon und Stickstoff­dioxid gab; 10400 davon führt die Behörde auf NO2 zurück.

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Foto: Karl Josef Hildenbran­d, dpa Dürfen Dieselauto­s künftig nicht mehr in die Stadt? Augsburg hofft auf ein Signal aus Berlin.

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