Rieser Nachrichten

Ehrenbrief der Stadt für Günter Lemke

Der ehemalige Rektor der Mittelschu­le erforscht die Geschichte Nördlingen­s

- VON PETER URBAN

In seiner launigen Dankesrede gab der neue Ehrenbrief­Träger der Stadt Nördlingen, Günter Lemke, offen zu, dass er Angst gehabt habe vor seiner Pensionier­ung. Er sei ja immer schon ein sehr rühriger Mensch gewesen und konnte sich nicht vorstellen, nach seinem erfüllende­n Beruf als (zuletzt) Rektor der Mittelschu­le Nördlingen, einfach nur daheim zu sitzen. So „flüchtete“er sich gewisserma­ßen ins Stadtarchi­v zu seinem Freund Dr. Wilfried Sponsel, um das, was er vorher sporadisch neben seinem Dienst dort getan hatte, von nun an „hauptberuf-ehrenamtli­ch“fortzuführ­en, nämlich vor allem die Häusergesc­hichte seiner Heimatstad­t gründlich zu erforschen.

Die große Faszinatio­n und das liebevolle Engagement, das ihn dazu antreibt, ist aus jedem seiner Worte herauszuhö­ren. Was er alles auf die Beine gestellt hat, konnte Oberbürger­meister Faul in seiner Laudatio gar nicht alles auflisten, seine Rede wäre zu lang geraten. So beschränkt­e er sich auf das Nötigste. Schon während seiner Rektor-Zeit an der Hauptschul­e war Lemke Mitautor und -herausgebe­r von Sprach- und Mathematik­büchern verschiede­ner Jahrgangss­tufen, er engagierte sich im Verein Rieser Kulturtage und war beim Rotary Club aktiv. Faul hat nachgezähl­t, elf Dokumentat­ionsbände der Rieser Kulturtage wurden von Lemke begleitet. Faul weiter: „Viele weitere Bücher haben Sie mitverantw­ortet als Mitautor, zum Beispiel das Buch über den Nördlinger Kunstmaler Karl Schlierf „Vom Main zur Donau“, in der redaktione­llen Bearbeitun­g des Heimatbuch­es „Alerheim im Ries“, als Verfasser des Buches „Amerdingen im Dreiländer­eck“, als Mitherausg­eber des Werkes „Lebensbild­er aus dem Ries“oder auch als Mitverfass­er eines Stadtführe­rs für Nördlingen.“

Seine Leidenscha­ft zur Geschichte der Stadt treibt Günter Lemke seit 1999 an, die Häuserkart­ei von Gustav Wulz auszuwerte­n und in akribische­r Kleinarbei­t Besitzerli­sten daraus zu erarbeiten. Sie sind Grundlage für ein Projekt, das ihm sehr am Herzen liegt und das er gerne noch zum Erscheinen bringen würde: ein Häuserbuch der Stadt Nördlingen, von den Anfängen bis heute.

Dass ihm das gelingt, daran mag man kaum zweifeln, so agil und tatkräftig, wie der inzwischen 80-Jährige wirkt. Und dass er seine Ideen und Pläne, die er sich in den Kopf gesetzt hat, auch umzusetzen weiß, hat er hinlänglic­h bewiesen. Nicht zuletzt auch in seiner Zeit als Rektor der Hauptschul­e, in der er zahlreiche Projekte „auf dem kleinen Dienstweg“in Zusammenar­beit mit dem damaligen Oberbürger­meister Paul Kling, mit dem er gemeinsam die Schulbank gedrückt hat, durchsetzt­e. „Ohne lange Diskussion­en mit irgendwelc­hen Gremien“, wie er verschmitz­t erklärt.

Diese zupackende Art mag man ihm auch für sein künftiges Leben wünschen, denn nach der Verleihung des Ehrenbrief­es geht sein Tun ungebremst weiter, wie er versichert. Eine Arbeit, „abseits des Rampenlich­tes, die nicht jeden Tag in der Zeitung steht und doch so ungeheuer wertvoll ist“, wie Faul zum Abschluss betont. „Günter Lemke ist ein Bürger im besten Sinne, den das Gemeinwese­n und seine Heimatstad­t nicht kalt lassen, sondern der sich um diese Heimat vielfältig bemüht.“

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Foto: Urban Günter Lemke wurde mit dem Ehrenbrief der Stadt Nördlingen eingezeich­net. Er war einst Rektor der Mittelschu­le Nördlingen und erforscht nun die Häusergesc­hichte sei ner Heimatstad­t.

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