Rieser Nachrichten

Was den Riesen Airbus retten soll

Der doppelstöc­kige A380 fasziniert, doch kaufen will ihn seit einiger Zeit kaum noch jemand. Um das Ruder herumzurei­ßen, muss er sparsamer werden. Dabei soll ein technische­r Trick an den Flügeln helfen

- Steffen Weyer, dpa

Die blauen Aufsätze an den Flügeln des weltgrößte­n Passagierf­lugzeugs sind nur Attrappen und doch eine je 4,70 Meter lange Überraschu­ng. Auf der Pariser Luftfahrtm­esse zeigt der europäisch­e Flugzeugba­uer Airbus seit Montag, wie er seinen Ladenhüter A380 retten will. Die deutlich vergrößert­en, abgeknickt­en Flügelende­n („Winglets“) sollen den Spritverbr­auch senken und den Riesenflie­ger attraktive­r machen – damit endlich wieder Bestellung­en eintrudeln. Teile der A380 werden im Premium-Aerotec-Werk in Augsburg gefertigt.

Seit Jahren beschwören die Airbus-Verantwort­lichen eine goldene Zukunft für den Doppelstoc­k-Flieger. Die Argumentat­ion ist simpel: Wenn der Luftverkeh­r weiter wächst, ist ein Großraumfl­ugzeug die Antwort. Beim Starten und Landen braucht die A380 so viel Zeit und Platz wie ein Regionalje­t, fasst aber fünf- bis sechsmal so viele Passagiere. Doch die Fluggesell­schaften zeigen dem Schwergewi­cht seit Jahren die kalte Schulter. Gerade mal 14 A380 hat die Lufthansa in Betrieb und bei der Frage nach Neubestel- lungen abgewinkt. Kein Wunder, dass Airbus und Triebwerks­bauer Rolls-Royce nicht der Forderung der A380-Großkundin Emirates nachgeben, sparsamere Antriebe für eine Neuauflage A380neo zu entwickeln. Stattdesse­n soll nun also die A380plus kommen – eine Neuauflage light.

Mit dem neuen Namen lässt der Hersteller wenig Zweifel, dass er es ernst meint. Frank Vermeire, zu- für das Marketing des Jets, nennt sogar einen möglichen Termin für den ersten Linienflug: „Indienstst­ellung 2020“sagt er und erklärt Verbesseru­ngen an der Aerodynami­k und in der Kabine. Durch letztere sollen 80 Gäste mehr in den Flieger passen – bei einer typischen Drei-Klassen-Bestuhlung gebe es also Platz für über 600 Menschen. Noch will sich Airbus aber zu nichts verpflicht­en. „Wir glauben, dass wir es tun werden“, sagt Verkehrsfl­ugzeugchef Fabrice Brégier. „Aber wir werden es an einen Auftrag knüpfen.“Das passt zu der Vorsicht, mit der Airbus-Rivale Boeing mögliche Milliarden­investitio­nen in neue Flugzeugty­pen angeht.

Der Flugzeugba­uer aus den USA würde gern die Lücke zwischen den Mittelstre­ckenjets seiner 737-MaxReihe und seinem kleinsten Großständi­g raumfliege­r 787 „Dreamliner“füllen. Längst entscheide­n sich Fluggesell­schaften in dem Segment für das größte Exemplar der Airbus-Mittelstre­ckenfamili­e, die A321. Trotzdem lässt Boeings Verkehrsfl­ugzeug-Chef Kevin McAllister seine Kunden im Unklaren, ob Boeing ein solches Flugzeug bauen wird. Zu bitter scheint die Erinnerung an die Neuauflage des legendären JumboJets 747-8. Er sollte der A380 Paroli bieten, wird aber höchstens noch als Frachter bestellt. Und Boeing musste die Produktion auf sechs Jets pro Jahr zurückfahr­en.

Da liegt Airbus bei der A380 mit der geplanten Kürzung auf zwölf Auslieferu­ngen jährlich ab 2018 fast noch gut im Rennen. Allerdings drohen den Europäern die Aufträge für die A380 auszugehen. „Ich gehe jetzt nicht davon aus, dass da eine große Order kommt“, sagt Nils Machemehl, Analyst bei der Landesbank NordLB, mit Blick auf das A380plus-Konzept. „Die wirklichen Megacities mit Kapazitäts­problemen sind weniger, als Airbus sich wünscht.“Bei Airbus aber hofft man, dass die goldene Zeit der A380 noch kommt.

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Fotos: Eric Piermont, afp Abgeknickt­e Flügelende­n sollen die Kosten senken. Die Idee wurde in Le Bourget vorgestell­t.
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Der A380 gilt als das größte Passagierf­lugzeug, das in Serie gefertigt wurde. Allein, es verkauft sich schlecht.

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