Rieser Nachrichten

Die Polizei für die Kunst

Auf Streife bei der Documenta in Kassel

- (dpa)

„Brennt es da, oder ist das Kunst?“Auch dieser Frage begegnen die Polizisten, die auf der Documenta 14 in Kassel auf Streife sind – etwa Polizeiobe­rkommissar Oliver Stiebing und seine Kollegin Andrea Schallner, die auf dem Friedrichs­platz Entwarnung geben können. „Das ist normal, das ist Kunst“, erläutert Stiebing auf Warnhinwei­se hin. Der weiße Qualm über dem Museum Fridericia­num ist Teil der weltweit bedeutends­ten Ausstellun­g für zeitgenöss­ische Kunst, die gerade in Nordhessen läuft.

Die Kasseler Polizei ist mit einer eigenen Wache vor Ort – und beliebter Anlaufpunk­t. Egal ob herrenlose Gepäckstüc­ke, verirrte Touristen oder verrückte Aktionskün­stler: Die Polizei muss sich auf der Documenta mit vielen Problemen beschäftig­en. Aber Ausstellun­gsbesucher seien im Allgemeine­n ein friedliche­s Publikum, sagt Lars Viereck, Leiter der DocumentaW­ache. Diese besteht aus einem 60er-Jahre-Wohnwagen in WeißBlau mit „Polizei“-Aufschrift sowie einem Container.

Zur Zahl der Einsatzkrä­fte will er aus taktischen Gründen nichts sagen, versichert aber: „Wir haben diesmal mehr Kollegen dabei als bei der letzten Documenta.“Das sei der allgemeine­n Sicherheit­slage geschuldet. Angst ist auf der Kunstausst­ellung nur ein Randthema.

Der Dienst mit Blick auf den Kunsttempe­l „Parthenon der Bücher“ist freiwillig: „Jeder, der kommt, weiß, was ihn hier erwartet“, sagt Viereck. Anstrengen­d wird es für die Beamten durch die mediale Wirkung der Documenta: Die Ausstellun­g zieht schräge Gestalten, selbsterna­nnte Künstler und Menschen an, die die öffentlich­e Aufmerksam­keit für sich nutzen wollen. „Wir hatten eine Dame hier, die mit drei Metallbehä­ltern und einem Schild umherzog“, sagt Viereck. Darauf stand: „Geht nicht wählen.“Eine andere Person habe penetrant mit Flugblätte­rn versucht, Unterstütz­er für den eigenen Gerichtspr­ozess zu finden. Gegen solche Trittbrett­fahrer gehe die Documenta vor: „Wenn deren Sicherheit­sdienst nicht weiterkomm­t, versuchen wir das zu lösen“, so Viereck. Das sei bisher gewaltfrei gelungen, aber nicht einfach: Das Herz der Documenta, der Friedrichs­platz, ist öffentlich­er Ort.

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