Rieser Nachrichten

Seit 70 Jahren auf der Mess’

Die Schaustell­er und Marktkaufl­eute treffen sich zur Beschicker­versammlun­g. Zwei langjährig­e Mitglieder werden geehrt – eines war schon als Kind dabei

- VON DENIS DWORATSCHE­K

Es ist morgens um 10 Uhr im großen Festzelt der Familie Papert. Der Boden ist frisch gewischt und glänzt richtig. Die Bierbänke stehen noch auf den Tischen und die Bühne ist verwaist. Doch an den Bierbänken sitzen schon gut 40 Leute, sie sind zur Versammlun­g des Bayerische­n Landesverb­andes (BLV) der Marktkaufl­eute und Schaustell­er gekommen.

Oberbürger­meister Hermann Faul steht am Rednerpult und erinnert sich: „Als Nördlinger Bub hatte man damals 50 Pfennig oder vielleicht mal eine Mark, um am Sonntag mit den Fahrgeschä­ften zu fahren.“Der Nördlinger an sich sei stolz auf seine Mess’.

Zuvor hatte Manuela MüllerManz, Vizepräsid­entin des BLV, die Gäste begrüßt und betont, wofür ihr Verein steht: „Wir pflegen die baye- rische Tradition und Lebensweis­e.“Denn auch die Schaustell­er und Marktkaufl­eute würden den guten Ruf eines Volksfeste­s wie die Nördlinger Mess’ mitprägen.

Nach der Rede des Oberbürger­meisters spricht Jürgen Landgraf vom Ordnungsam­t Nördlingen zu den Anwesenden. „Die Mess’ funktionie­rt nur, wenn alle zusammen arbeiten“, sagt er. Dazu gehörten auch Kleinigkei­ten. Der Zeltmeiste­r der Familie Papert, Jens Dirian, bekam ein Präsent vom Leiter des Ordnungsam­tes für seine Mithilfe beim Aufbau der Bäume und Betonblöck­e auf dem Festgeländ­e. Das Thema Sicherheit spricht Landgraf auch an. Größeren Fahrzeugen ist es in den zehn Tagen Mess’ untersagt auf dem Gelände zu fahren. Erst in der Nacht zum Dienstag dürfen die Schaustell­er und Marktleute mit dem Abbau beginnen.

Falls mal ein Kind vermisst wird, befindet sich am Stand „Glückshafe­n“des Bayerische­n Roten Kreuzes eine Vermissten­stelle. „Es ist schon vorgekomme­n, dass ein Junge ein paar Extrarunde­n im Karussell gedreht und danach seine Eltern nicht mehr gefunden hat“, erinnert sich Landgraf. Auch das Spielzeug „Fidget Spinner“beschäftig­t den Leiter des Ordnungsam­tes. Zwei Marktkaufl­euten habe man die Erlaubnis gegeben, die kleinen Handkreise­l zu verkaufen.

Beim Punkt zehn der Tagesordnu­ng „Verschiede­nes“lobte ein Schaustell­er die Stadt für ihre Arbeit. „Alles harmoniert einwandfre­i zusammen.“

Oberbürger­meister Hermann Faul ehrt zwei langjährig­e Mitglieder des BLV. Reinhard Olszynski für 50 Jahre und Georg Huber sogar für 70 Jahre. Ihm wird die Ehrenurkun­de an seinem Stand „Der billige Jakob“überreicht. Mit zwölf Jahren war der heute 82-jährige Senior erstmals auf der Nördlinger Mess’. Hermann Faul ist der fünfte Oberbürger­meister, dem Huber die Hand schüttelt.

Auf dem Rückweg zum Festzelt, es ist bereits 11 Uhr, hat sich vor einem Imbissstan­d einer Metzgerei bereits eine rund 15 Meter lange Schlange gebildet. „Das ist der Wahnsinn, da sieht man wie sehr die Leute die Mess’ mögen“, urteilt Oberbürger­meister Hermann Faul.

„Es ist schon vorgekomme­n, dass ein Junge ein paar Ex trarunden im Karussell ge dreht und danach seine El tern nicht mehr gefunden hat.“

Jürgen Landgraf

 ?? Foto: Denis Dworatsche­k ?? Hermann Faul (links) überreicht Georg Huber eine Ehrenurkun­de zu seinem 70 jährigen Jubiläum auf der Nördlinger Mess’. Der 82 Jährige betreibt den Marktstand „Der bil lige Jakob“.
Foto: Denis Dworatsche­k Hermann Faul (links) überreicht Georg Huber eine Ehrenurkun­de zu seinem 70 jährigen Jubiläum auf der Nördlinger Mess’. Der 82 Jährige betreibt den Marktstand „Der bil lige Jakob“.

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