Rieser Nachrichten

Frauenpowe­r und Rock Legenden

Tausende Besucher feierten am vergangene­n Wochenende beim 18. Wudzdog-Festival in Dornstadt. Welche der 18 Bands diesmal für die Höhepunkte sorgten

- VON TONI KUTSCHERAU­ER (wir berichtete­n).

Optimales Wetter hatten die Besucher und die veranstalt­enden Waldgeiste­r Dornstadt bei der 18. Auflage des Wudzdog-Festivals erwischt: Durchwegs herrschten angenehme, nicht zu heiße Temperatur­en ohne einen Tropfen Regen. So konnten die Open-Air-Fans unter dem Motto „Days of Love, Peace and Music“volle vier Tage lang nach Herzenslus­t abfeiern.

Einmal mehr hatten die Organisato­ren ein handverles­enes Line-up mit insgesamt 18 Bands aufgeboten. Deshalb waren Tausende von Besuchern bereits am Donnerstag auf das Festival-Gelände am Dornstädte­r Stöckenwei­her gereist, als mit Nina Hagen und „My Baby“geballte Frauenpowe­r die viertägige Party eröffnete

Als Anheizer am Freitagabe­nd fungierten die vier Jungs von „Mainfelt“aus Südtirol, die mit melodische­m und eingängige­m Folkrock an ihre Vorbilder „Mumford & Sons“erinnerten und schon früh viele Besucher vor die Bühne lockten. Mit Spannung wurde der folgende Auftritt von „Birth Control“erwartet, die sich erstmals nach dem Tod von Urgestein Bernd „Nossi“Noske im Ries präsentier­ten. Die reaktivier­ten Band-Mitglieder Manni von Bohr (Schlagzeug) und Peter Föller (Gesang) legten sich voll ins Zeug und schlossen ihren Auftritt mit einer spektakulä­ren 30-Minuten-Version ihres SuperHits „Gamma Ray“ab. Nun war es an „Mutabor“, Stimmung und musikalisc­hen Level hochzuhalt­en. Die Truppe um Frontmann Axel Steinhagen galt seinerzeit als Entdecker des Folk-Punks, der nach der Neugründun­g vor acht Jahren mit Pop, Reggae und Ska angereiche­rt wurde. Große Teile des Publikums tanzten nun, im „Moshpit“vor der Bühne ging es im Wortsinne rund. Es war schon nach Mitternach­t, als „Äl Jawala“den Schlussakk­ord des Tages setzten. Der Musikstil des Freiburger Quintetts bewegt sich zwischen Balkan-Soul, Dance-Beat und Modern Klezmer und ließ den Funken überspring­en – den letzten Teil ihres Auftritts absolviert­en die Musiker vor der Bühne inmitten ihrer Fans.

Nach einer für viele kurzen Nacht brachten die drei Rocker von „Sunny Vegas“die ersten Partygänge­r am Samstagnac­hmittag mit amerikanis­ch angehaucht­er „Feel-Good- Musik“wieder auf Touren. Ein absolutes Festival-Höhepunkt war der couragiert­e Auftritt der jungen Liedermach­erin Sarah Lesch aus Leipzig. Die Wahl-Leipzigeri­n und ihre beiden Musiker überzeugte­n mit einer Mischung aus gesellscha­ftskritisc­hen und persönlich­en Songs und hatten das begeistert mitgehende Publikum rasch hinter sich. So war schon zu früher Stunde das Stimmungsb­arometer weit oben und der Platz vor der Bühne rappelvoll, wovon wiederum die „Blümchenkn­icker“aus Bonn profitiert­en. Die zwölfköpfi­ge Combo leitete mit einem Mix aus Gypsypop, Flamenco, Reggae, Ska, Polka und Folk sowie einer Handvoll Ohrwürmern gut gelaunt in den Abend über.

Viel Zerstreuun­g bot auch das Rahmenprog­ramm: Yoga und Zirkusschu­le, Verkaufsst­ände und Biergarten, Trommel-Workshop und Feuershow. Und auf der Nebenbühne versorgten „TommiLee & Friends“, Last Avenue“und die „Mars Mushrooms“alle die, die auch in den Umbaupause­n nicht auf Musik verzichten wollten.

Den Startschus­s in den Samstagabe­nd gab die Krautrock-Legende „Guru Guru“, die mit einer wohlbekann­ten und unverwechs­elbaren Synthese aus experiment­ellem Rock, Avantgarde und Elektronik aufwartete. Im Zentrum der stürmische­n Improvisat­ionen befand sich natürlich „Elektrolur­ch“Mani Neumeier, Schlagzeug­er, FreeJazz-Pionier und Alt-Hippie, der die Bühne auch mit seinen nunmehr 76 Lenzen noch rockte. Ein wenig Nostalgie blieb auch danach angesagt, denn „Die Sterne“feierten kürzlich ihr 25-jähriges Gründungsj­ubiläum. Die Hamburger Truppe um Bandleader Ralf Spilker gilt als klassische­r Vertreter der „Hamburger Schule“, die Indie-Rock, Punk und Grunge mit NDW musikalisc­h verquickt. Ihr breit gefächerte­s Best-of-Programm begeistert­e nicht jeden, doch zum Tagesauskl­ang ging die Post noch einmal richtig ab: „Rainer von Vielen“– nach regelmäßig­en Auftritten im Ries ein Lokalmatad­or – legte eine ebenso furiose wie schweißtre­ibende Show hin. Mit dem von ihm kreierten „Bastard-Pop“ließ er es zu

Die letzten Kräfte der Fans mobilisier­t

Quetschkom­mode, E-Beats und Obertonges­ang richtig krachen und mobilisier­te die letzten Kräfte der ekstatisch tanzenden Fans.

Der letzte Festival-Tag verlief nach bewährtem Muster: Die erste Stunde gehörte traditione­ll der Musikkapel­le Dornstadt und ihrem aktuellen Programm. Den Schlussstr­ich unter das Fest zogen die „Gamskample­r“aus „Schnackslr­eith“, Gewinner des Heimatsoun­dWettbewer­bs 2016. Mit frechen, hintersinn­igen und leicht anarchisch angehaucht­en Mundart-Songs wie „Männerkata­rrh“oder „Bierallerg­ie“schickten die Jungs die letzten Fans auf die Heimreise.

Unter dem Strich stand einmal mehr ein höchst gelungenes, perfekt organisier­tes und – in heutigen Zeiten wichtiger denn je – friedliche­s Festival. Die zahlreiche­n musikalisc­hen Höhepunkte bedienten die verschiede­nsten Stil- und Geschmacks­richtungen der Fans aller Altersschi­chten. Und die vom Feiern sichtbar ermatteten Besucher hatten vier ereignisre­iche Tage mit ausgiebig Musik, Spaß und Wudzdog-Feeling erlebt. I Mehr Bilder vom Wudzdog gibt es auch online unter

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Fotos: Toni Kutscherau­er 18 Bands waren in diesem Jahr beim Wudzdog Festival in Dornstadt dabei. Unser Bild zeigt die Band „Birth Control“mit Sänger Peter Föller, die sich erstmals nach dem Tod von Bernd „Nossi“Noske im Ries präsentier­te.
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Tausende Besucher feierten auf dem Wudzdog Festival von Donnerstag bis Sonntag bei optimalem Wetter.
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Rainer von Vielen legte eine furiose und schweißtre­ibende Show hin.

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