Günter Enßlin wirft hin
Möttingen: Dritter Bürgermeister tritt zurück
Möttingen Paukenschlag in Möttingen: Gemeinderat und Dritter Bürgermeister Günter Enßlin ist gestern mit sofortiger Wirkung von seinen Ämtern zurückgetreten. Als Grund nannte er gegenüber den RN, dass er sich inzwischen durch seine ehrenamtliche Tätigkeit in seiner Berufund Erwerbstätigkeit erheblich behindert fühle. Enßlin betreibt in Möttingen einen Zimmerei-Betrieb mit 20 Mitarbeitern.
Konkreter Anlass für den Rückzug ist die Haltung des Gemeinderates zu einem Baugrundstück im Wohngebiet „Baadfeld“, das sich Enßlin reservieren ließ, um es später zu erwerben und zu bebauen. Die Gemeindevertreter verweigerten ihm allerdings bei der Vergabe den Zuschlag – nach Aussage Enßlins nicht zuletzt deshalb, weil er nicht aus Möttingen, sondern aus dem Ortsteil Kleinsorheim stamme. Möttinger Bauherrn müsse der Vorzug gegeben werden, interpretierte der Unternehmer die Haltung im Gemeinderat. Enßlin wirft dem Gremium zudem vor, bei Bauplatzvergaben mit zweierlei Maß zu messen. Diesen Vorwurf begründet er damit, dass ihm ein Fall bekannt sei, bei dem ein Bauinteressent aus Nördlingen ohne Probleme einen Platz im Baadfeld zugesprochen bekommen habe. Auch das im Gemeinderat geäußerte Argument, es habe „ein G’schmäckle“, wenn ein Rat von der Kommune ein Grundstück erwerbe, hält Enßlin für völlig unangebracht. Was den Kleinsorheimer noch ärgert: Nach der Reservierung des betreffenden Grundstücks habe er bereits finanzielle Vorleistungen für eine spätere Bebauung erbracht. „Das Geld kann ich jetzt vergessen, weil den Platz ein anderer Interessent bekommt.“
Die Causa Enßlin war am Montag auch Thema im nichtöffentlichen Teil der Gemeinderatssitzung, bei der laut Teilnehmerkreisen die Wellen hochschlugen. Bürgermeister Erwin Seiler hatte das Anliegen Enßlins nochmals auf die Tagesordnung gesetzt und erneut darüber abstimmen lassen, obwohl die Entscheidung im Prinzip Ende Mai bereits gefallen war. Eine knappe Mehrheit widersetzte sich dem Vernehmen nach erneut dem Verkauf an den Unternehmer, was für diesen nach eigener Darstellung letztlich das Fass zum Überlaufen brachte.
Bürgermeister Seiler sagte, er werde sich zum Fall zum jetzigen Zeitpunkt nicht äußern.