Reitbahn: Vorschriften eingehalten
Interview mit Dr. Christine Wünsch
Dr. Christine Wünsch hat als Veterinärin des Landratsamtes Donauwörth persönlich Tiere und Betrieb in der umstrittenen Ponyreitbahn auf der Nördlinger Mess’ begutachtet. Wir sprachen mit ihr:
Die Tierschützer monieren, dass das permanente Im-Kreis-Laufen den Tieren schadet. Können sie das bestätigen?
Dr. Wünsch: Es ist alles eine Frage der Zeit, wie lange die Pferde laufen müssen. 365 Tage im Jahr acht Stunden am Tag würden die Tiere kaputt machen. Aber diese Ponys laufen insgesamt sieben Wochen im Jahr in der Reitbahn, den Rest der Zeit verbringen sie auf der Koppel. Das ist durchaus vertretbar. Eine Reitschule mit vier Stunden Betrieb jeden Tag stellt da eine deutlich größere Belastung dar.
Wie geht es den Tieren außerhalb ihrer Einsatzzeiten in der Reitbahn?
Dr. Wünsch: Sie haben genügend Abwechslung, der tägliche Koppelgang ist gewährleistet. Hier können sie ausreichend andere Bewegungen als beim Reiten machen, wie Buckler, Galoppsprünge oder Grasen.
Stellt der Lärm auf der Mess’ eine Belastung dar?
Dr. Wünsch: Der Lärmpegel ist durchaus ungewohnt für die Tiere. Aber auch in freier Wildbahn gibt es Geräusche, vor denen die Tiere im Augenblick erschrecken, zum Beispiel bei einem Gewitter. Tiere sollten sich daran gewöhnen, zu viel Ruhe macht sie schreckhaft.
Gefällt den Pferden der lebhafte Betrieb vielleicht sogar?
Dr. Wünsch: Zum Teil haben sie etwas Unterhaltung ganz gerne. Auch hier ist es wieder eine Frage der Zeitspannen – jeden Tag solch ein Trubel wäre schlecht, aber in den realen Zeiträumen ist es völlig in Ordnung.
Welchen Eindruck macht die Reitbahn insgesamt auf sie?
Dr. Wünsch: Alle Gesetze und Vorschriften werden hier vorbildlich eingehalten. Die Tiere sind in gutem Zustand, gepflegt und auch das Equipment ist in Ordnung.
Wie verhält sich der Betreiber ihnen gegenüber?
Dr. Wünsch: Absolut kooperativ. Kleinigkeiten, die uns auffielen, zum Beispiel ein fehlender Gummiring an einem einzelnen Zaumzeug, wurden sofort in Ordnung gebracht.
Wie stehen sie zu den Tierschützern?
Dr. Wünsch: Tierschützer sind wichtig, denn auch bei uns wird immer wieder gegen den Tierschutz verstoßen.
Halten sie das Vorgehen der Tierrechtsorganisation Animal United auf der Mess’ für angemessen?
Dr. Wünsch: Nein, ich halte es für die falsche Vorgehensweise, sich auf einen einzelnen Betrieb einzuschießen, der tadellos und vorschriftsmäßig geführt wird. Sind die Tierschützer gegen Ponyreitbahnen, wäre es meiner Meinung nach angemessener, Petitionen beim Gesetzgeber einzubringen. Denn nur dieser könnte die Reitbahnen abschaffen.