Wenn die Wohnung zum Hotel wird
Die Internetplattform Airbnb wird immer beliebter. Privatpersonen können ihr Zuhause vermieten, die Gäste müssen sich selbst versorgen. Auch im Landkreis ist die Nachfrage groß
Vor Kurzem sind die Pfingstferien zu Ende gegangen. Viele haben die zwei Wochen genutzt, um in den Urlaub zu gehen. Doch dabei suchen Touristen immer seltener Hotels auf – Airbnb macht es möglich. Die englische Abkürzung steht übersetzt für „Luftmatratze und Frühstück“.
Tatsächlich funktioniert das im Jahr 2008 gegründete Unternehmen wie ein Marktplatz: Gastgeber inserieren ihre Wohnung oder einzelne Räume. Mieter suchen nach der passenden Stadt, Größe und Preis der Unterkunft. Während die Vermieter lediglich ein Bild von sich hochladen und eine Telefonnummer angeben müssen, sind Gäste gezwungen, deutlich mehr Daten an die Plattform zu übermitteln: unter anderem Zahlungsart und eine E-Mail-Adresse.
Deshalb wurde Airbnb bereits mehrfach dafür kritisiert, das Thema Datenschutz zu locker zu nehmen. Gezahlt wird online. Nach dem Aufenthalt können sich Gast und Gastgeber zudem gegenseitig in den Kategorien Sauberkeit oder Preis/Leistung bewerten.
Auch im Landkreis gibt es viele solcher Gastgeber. Gibt man auf der Homepage von Airbnb Donauwörth als Zielort ein, erhält man 45 Unterkünfte. Eine davon gehört Michael Öhlhorn. Er selbst ist auf Airbnb vor einigen Jahren aufmerksam geworden: Er war auf der Suche nach einem Zimmer in einer Großstadt – und das während einer Messe. Über die Plattform habe es problemlos funktioniert.
Gastgeber ist Öhlhorn allerdings erst seit diesem Jahr. „Ich bekomme Anfragen von überall. Am häufigsten sind Urlauber bei mir zu Gast.“In dem großen Mehrzweckraum, den er anbietet, können bis zu elf Personen schlafen. Daher sei dieser besonders bei großen Gruppen beliebt. Während seiner Zeit als Gastgeber hat Öhlhorn auch einige Anekdoten miterlebt. „Einmal waren Fischer aus Baden-Württemberg meine Gäste. Sie haben an der Wörnitz geangelt. Mitten in der Nacht hatten sie plötzlich einen gro- ßen Fang, den sie natürlich gleich noch zubereitet haben.“Auch ein Junggesellinnenabschied war bei ihm schon zu Gast.
Doch nicht nur in der Stadt selbst stößt man auf viele Airbnb-Angebote. Auf den gesamten Landkreis bezogen bedeutet dies eine Zahl im dreistelligen Bereich. Und die Unterkünfte sind keineswegs nur auf die Städte beschränkt, wie das Beispiel von Ursulas Wohnung zeigt: Ihre „Ferienwohnung im Grünen“, wie sie bei Airbnb ausgeschrieben ist, liegt in Wolferstadt bei Wemding. Und doch findet die ganze Welt in die kleine Gemeinde: „Ich hatte schon Gäste aus Japan, Australien und Griechenland“, sagt Ursula. Einige davon seien auf Weltreise gewesen und hätten Zwischenstopp in Wolferstadt gemacht.
Mit den Gästen selbst hat Ursula relativ wenig Kontakt. „Ich sehe sie eigentlich nur zur Schlüsselübergabe, die meisten bleiben auch nur eine Nacht.“Aber sie macht auch Ausnahmen: „Einmal haben sich zwei Japanerinnen in der Wohnung einquartiert. Sie hatten kein Auto. Wir haben sie dann zum Frühstück eingeladen und zum Bahnhof gefahren“, erinnert sich die Hausherrin. Ursula ist durch ihre erwachsenen Söhne auf den Internetmarktplatz aufmerksam geworden. Seit August 2016 ist sie nun selbst Gastgeberin.
Sie ist überrascht, dass solch große Nachfrage im Landkreis besteht. Zunächst wollte sie die Plattform ausprobieren. „Wir haben einen neuen Mieter gesucht, aber mittlerweile sind mir die wechselnden Gäste lieber. Da ist man nicht länger aneinander gebunden, falls man sich nicht versteht“, erklärt Ursula. Im Moment werde ihre Wohnung im Schnitt einmal pro Woche gebucht – das sei zwar überschaubar, doch ihr reiche das Pensum vollkommen. „Schließlich muss ich nach jedem Gast die Wohnung wieder sauber machen und herrichten.“
Auch Ursula selbst hat mittlerweile schon zweimal über Airbnb als Mieterin eine Unterkunft gebucht. Beide Male sei sie sehr zufrieden gewesen, „auch wenn es zunächst ungewohnt war, nicht die Gastgeberin zu sein.“