Rieser Nachrichten

Bayerische Meister wollen mehr

Dominik Girstenbre­i und Albert Schiele gewinnen den Oskar-Augustin-Cup. Jetzt geht es nach Berlin

- VON FABIAN KLUGE

16 unberührte Quadratmet­er, ein Bebauungsp­lan, 14 Stunden Zeit – so lautete die Aufgabe für Dominik Girstenbre­i und Albert Schiele. Sie vertraten Anfang Mai die Firma Bullinger Gartengest­altung beim Oskar-Augustin-Cup in Freising, der bayerische­n Meistersch­aft für Landschaft­sgärtner-Azubis. Es war das erste Mal überhaupt, dass der Betrieb aus Schäfstall an dem Wettbewerb teilgenomm­en hatte.

Während des Wettkampfe­s beäugten zehn Juroren die Arbeit der zehn Zweierteam­s. „Wenn dir ständig jemand über die Schulter schaut, das ist stressig“, erinnert sich Schiele. Denn die Jury legte nicht nur auf die fachliche Arbeit einen hohen Wert: „Natürlich spielte auch die Zeit eine wichtige Rolle, aber sie achteten auch darauf, ob die Baustelle aufgeräumt war“, sagt Schiele.

Sieht man sich das Ergebnis an, wird deutlich, wie vielseitig der Beruf des Landschaft­sgärtners ist: „Wir mussten Bretter sägen, Bäume pflanzen, ein Wasserspie­l installier­en, eine Mauer bauen“, erklären die beiden 26-Jährigen. Wie alle anderen Teilnehmer auch bekamen Girstenbre­i und Schiele den Bebauungsp­lan vorab, um sich auf die Aufgabe einstellen zu können. Im Betrieb haben sie den Plan dann einmal nachgebaut.

Mit dem Sieg haben die beiden Azubis nicht gerechnet. „Wir haben ja noch nie an so einem Wettkampf teilgenomm­en. Es gab Teams, die waren viel schneller fertig als wir“, sagt Girstenbre­i. Aber am Ende seien viele kleine Details entscheide­nd, die für den Laien so gar nicht erkennbar seien. Ihre Kollegen reagierten positiv auf den Sieg. Auch wenn ihnen zunächst niemand geglaubt hatte: „Sie dachten, das wäre ein Witz“, erinnert sich Schiele.

Vielleicht half den beiden auch, dass sie sich als Duo perfekt ergänzen: Schiele machte ursprüngli­ch eine Ausbildung zum Drucker. Das wurde ihm mit der Zeit aber zu eintönig. „Ich habe einen vielseitig­en Beruf gesucht, bei dem ich viele Freiheiten habe“, erklärt er. Sein Teamkolleg­e bezeichnet ihn als „Mädchen für alles. Er ist einfach ein Allrounder, der sich mit allem auskennt.“

Mit allem außer Pflanzen, denn das ist Girstenbre­is Spezialgeb­iet. Ein begonnenes Studium der Biologie brach er irgendwann ab – zu theoretisc­h. Er sei jemand, der gerne draußen in der Natur ist, anpackt und „völlig kaputt“nach Hause kommt. „Er weiß einfach alles über Pflanzen, auch wie man sie schneiden muss“, beschreibt ihn Schiele.

Den Wettbewerb in Freising empfanden die beiden bayerische­n Meister als gute Erfahrung und Übung. Schließlic­h halte dieses Jahr noch einiges bereit. In den kommenden Wochen steht nämlich für beide die Abschlussp­rüfung an. Sie besteht aus einem theoretisc­hen und einem praktische­n Teil. „Auch da bekommen wir ein abgesteckt­es Feld und stehen drei Stunden unter Dauerbeoba­chtung – deshalb war der Wettbewerb eine gute Vorbereitu­ng“, sagt Girstenbre­i. Nach der Abschlussp­rüfung steht dann bereits der nächste Wettbewerb für die angehenden Landschaft­sgärtner an: die deutsche Meistersch­aft in Berlin am 8. und 9. September. Dafür hatten sie sich durch den Sieg bei der bayerische­n Meistersch­aft qualifizie­rt. Der Wettkampf in der Hauptstadt findet im Rahmen der internatio­nalen Gartenauss­tellung statt.

„Wir erhalten drei Wochen vor dem Wettbewerb die Pläne“, sagt Girstenbre­i. Davor verbringen die beiden 26-Jährigen noch eine Woche an der Deula Bayern, wo sonst viele überbetrie­bliche Fortbildun­gen stattfinde­n. „Dort haben wir dann die Möglichkei­t, noch einmal eine Woche lang intensiv zu üben und uns vorzuberei­ten“, erklärt Girstenbre­i. Das Ziel der Azubis ist natürlich der Sieg – „wenn man schon die Chance hat, deutscher Meister zu werden“, ergänzt Schiele.

Sollte Girstenbre­i und Schiele tatsächlic­h der Coup gelingen, dann wäre allerdings Schluss. Ein internatio­naler Wettbewerb findet erst wieder im kommenden Jahr statt. Bis dahin wollen beide ausgelernt haben. Mitmachen dürfen sie dann nicht mehr.

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Foto: Carolin Tietz Mit diesem Ergebnis gewannen Dominik Girstenbre­i und Albert Schiele den bayerische­n Meistertit­el beim Oskar Augustin Cup in Freising.
 ?? Foto: Kluge ?? Albert Schiele (links) und Dominik Girstenbre­i sind bayerische Meister. Die beiden Auszubilde­nden der Firma Bullinger über zeugten die Fachjury beim Oskar Augustin Cup.
Foto: Kluge Albert Schiele (links) und Dominik Girstenbre­i sind bayerische Meister. Die beiden Auszubilde­nden der Firma Bullinger über zeugten die Fachjury beim Oskar Augustin Cup.

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