Benzin im Tank, Adrenalin im Blut
Auch mit 67 Jahren denkt der Oettinger Motorradsportler Hans Schlotter noch nicht ans Aufhören. Warum er ein Rennen in Bremerhaven einem langjährigen Freund widmet
Auch die Saison 2017 läuft für Hans Schlotter beinahe wie geschmiert. Der mittlerweile 67 Jahre alte Motorradpilot führt die BMW Boxer Trophy, eine Rennserie für Klassikmotorräder, nach sechs Rennen überlegen an. Zuletzt gelangen dem Oettinger Zweirad-Haudegen zwei Siege im baden-württembergischen Walldürn und zwei zweite Plätze in Schleiz (Thüringen). Damit hat Schlotter bei der diesjährigen Rennserie bereits 140 Punkte auf seinem Konto.
Auf Deutschlands ältester Naturrennstrecke in Schleiz waren die Rennen von unterschiedlichen Bedingungen geprägt. Während die Trainingsläufe auf trockener Piste absolviert werden konnten, war die Strecke bei beiden Rennläufen jeweils zu Beginn nass und trocknete dann während des Rennens ab. Schlotter fuhr etwas vorsichtiger als sonst und landete beide Male hinter seinem alten Konkurrenten Gregor Kraus (Haar) auf dem zweiten Platz.
Ganz andere Bedingungen beim Flugplatzrennen in Walldürn, wo die beiden Rennen am Samstag und Sonntag zur Hitzeschlacht wurden und die Piloten vor allem körperlich gefordert waren. Umso bemerkenswerter, dass Schlotter beide Male der jüngeren Konkurrenz davon fuhr und zwei weitere Rennsiege feierte.
Zwischen Schleiz und Walldürn lag mit dem Fischereihafenrennen in Bremerhaven ein Klassiker, der zwar nicht zur BMW Boxer Trophy zählt, aber für Hans Schlotter seit vielen Jahren ein Pflichttermin ist. Heuer umso mehr, weil die Organisatoren mit der 60. Rennveranstaltung ein ganz besonderes Jubiläum feierten, das einmal mehr von vielen Tausend Zuschauern besucht wurde. Schlotter hatte im Zeittraining Pech, als er zusammen mit sieben anderen Fahrern auf eine nicht erkennbare Ölspur geriet und stürzte. Der Oettinger biss in den Rennen aber die Zähne zusammen, lieferte sich mit dem rund 40-köpfigen, aus ganz Europa angereisten Starterfeld packende Zweikämpfe und landete in beiden Rennen mit Rang drei jeweils auf dem Treppchen. Da kam höchste Anerkennung sogar vom früheren Speedway-Weltmeister Egon Müller, der als Streckensprecher im Einsatz war und Schlotter fragte, wie lange er denn noch auf seine BMW steigen wolle. Schlotters Antwort: „So lange das Adrenalin bei den Rennen ins Blut schießt, auf jeden Fall.“
Einen Demolauf in Bremerhaven widmete Hans Schlotter seinem langjährigen Freund und Trainingskollegen Paul Strauß, der im vergangenen Jahr überraschend verstorben war. Schlotter startete dabei mit einer Ducati TTz Rennmaschine, die Strauß stets besonders beeindruckt hatte.