Rieser Nachrichten

Ein Auftritt mit Zündstoff

AfD-Europaabge­ordnete Beatrix von Storch spricht am Samstag in der Nördlinger Schranne, zeitgleich formiert sich vor dem Gebäude ein Protest. Wie sich die Polizei vorbereite­t

- VON RENÉ LAUER

Am Samstag kommt AfD-Politikeri­n Beatrix von Storch nach Nördlingen, gleichzeit­ig ist eine Gegendemo geplant. Wie die Polizei sich vorbereite­t.

Szenen wie in Ingolstadt will Polizeiche­f Walter Beck in Nördlingen nicht erleben. Bei einem Auftritt des dortigen Kreisverba­ndes der Alternativ­e für Deutschlan­d (AfD) am vergangene­n Wochenende war es zu leichten Ausschreit­ungen gekommen. Gegner der Partei warfen Wasserbomb­en auf die Gäste der Veranstalt­ung, bei der AfDSpitzen­kandidatin Alice Weidel sprach, und beleidigte­n deren Anhänger heftig. Auch als AfD-Chefin Frauke Petry im vergangene­n Jahr im Augsburger Rathaus zu Gast war, kam es zu Tumulten.

Am Samstag kommt zwar nicht Frauke Petry in die Nördlinger Schranne, dafür aber Beatrix von Storch, sozusagen ihre rechte Hand. Die Europaabge­ordnete ist stellvertr­etende Sprecherin der AfD und will den Bundestags­wahlkampf ihrer Partei in Nordschwab­en unterstütz­en. Von Storch ist eines der bekanntest­en und kontrovers­esten Gesichter der AfD – auch weil sie in den sozialen Medien nicht gerade mit diplomatis­cher Zurückhalt­ung glänzt. Zum Beispiel, wenn sie den Einsatz von Waffengewa­lt gegenüber Flüchtling­en an der Grenze rechtferti­gt und das Veröffentl­ichen dieses Beitrags später damit entschuldi­gt, dass sie auf der Computerma­us „abgerutsch­t“sei.

Nun kommt es nicht unerwartet, dass neben der Wahlkampfv­eranstaltu­ng, auf der neben von Storch auch weitere AfD-Politiker wie Rafael Hauptmann, Direktkand­idat für den Wahlkreis Donau-Ries, über regionale und europäisch­e Themen sprechen, auch eine Gegenveran­staltung geplant wird. Organisato­r Bernhard Kusche sagt: „Wir wollen deutlich machen, dass wir so eine Partei nicht brauchen; dass wir so einen Quatsch nicht dulden.“Hinter vorgehalte­ner Hand erzählt man sich, dass auch die Stadt Nördlingen wenig vom Besuch von Storchs im Ries halte. Anfragen der AfD für den Stadtsaal Klösterle und die Hermann-Keßler-Halle sollen deshalb abgelehnt worden sein. Be- stätigt hat die Verwaltung das freilich nicht.

Für die Nördlinger Polizei sind Demonstrat­ion und Wahlkampfv­eranstaltu­ng eine Herausford­erung. Schon Tage vorher hätten die Einsatzkrä­fte Vorkommnis­se bei anderen AfD-Veranstalt­ungen studiert, erzählt Walter Beck. Zur Verstärkun­g lässt der Polizeiche­f Beamte aus Augsburg anrücken. „Bislang gibt es keine Hinweise auf massive Störungen“, sagt Beck. Es sei aber möglich, dass es zu Straßenspe­rren komme, falls der Zulauf zu den Veranstalt­ungen größer sei als erwartet. „Das werden wir situativ entscheide­n.“

Laut Kusche, der sich bei der Linksparte­i und der DeutschenF­riedens-Gesellscha­ft (DFG) engagiert, sei sofort klar gewesen, dass es eine Gegendemo geben wird, nachdem der Besuch von Beatrix von Storch angekündig­t wurde. Ein Bündnis aus der DFG, den Grünen, der ÖDP, der Offenen Linken Ries und der SPD hat unter dem Motto „Nördlingen ist bunt“Musiker und Gastredner eingeladen. Eine offene Bühne soll es geben, bei der jeder etwas Musikalisc­hes beitragen könne, sagt Kusche. Und das Wichtigste, betont er, sei die Menschenke­tte, die die Gegendemon­stranten um die Schranne bilden wollen. „Wenn 100 Leute mitmachen, ist das gut. 200 wären Spitze, noch mehr Menschen wären sensatione­ll“, meint der Organisato­r. Bei der AfD hat man aus Erfahrung schon mit einer Gegenveran­staltung gerechnet, sagt die zweite Vorsitzend­e des AfD-Kreisverba­nds Nordschwab­en, Elisabeth Hörr. „Solange alles friedlich abläuft, ist das kein Problem.“Hörr hofft, dass rund 200 Interessie­rte zur Wahlkampfv­eranstaltu­ng kommen. Darauf, dass man von Storch nach Nördlingen geholt habe, seien sie und ihre Parteikoll­egen sehr stolz. Sollten Gegendemon­stranten aber beispielsw­eise versuchen, Menschen davon abzuhalten, die AfD-Veranstalt­ung zu besuchen, sei das inakzeptab­el. „Freie Meinungsäu­ßerung ist ein hohes Gut, andere Veranstalt­ungen zu blockieren, ist dagegen nicht in Ordnung“, sagt Hörr. Das wäre laut Walter Beck auch ein Fall, in dem die Polizei eingreifen müsste. „Wir sind sowohl zum Schutz der Versammlun­g als auch der Veranstalt­ung vor Ort. Wenn Menschen am Eintritt gehindert werden, werden wir tätig.“Schließlic­h müsse auch der Zugang zu den Läden in der Schranne möglich sein.

Demo-Organisato­r Bernhard Kusche gibt vorab Entwarnung: „Alles soll friedlich ablaufen.“Das bedeute auch, dass die Gäste der AfD unbehellig­t die Schranne betreten dürfen. O

Termine Die Wahlkampfv­eranstaltu­ng der AfD beginnt am Samstag, 1. Juli, um 18 Uhr in der Nördlinger Schranne, die Gegendemon­stranten treffen sich um 16 Uhr auf der Inneren Löpsinger Straße.

Die AfD hofft auf 200 Teilnehmer

 ?? Archivfoto: Daniel Maurer/dpa ?? Oft organisier­en AfD Gegner, wie bei dieser Protestkun­dgebung in Stuttgart, eine Gegenveran­staltung zu Partei Auftritten. Sprachlich geht es da mitunter sehr deutlich zu.
Archivfoto: Daniel Maurer/dpa Oft organisier­en AfD Gegner, wie bei dieser Protestkun­dgebung in Stuttgart, eine Gegenveran­staltung zu Partei Auftritten. Sprachlich geht es da mitunter sehr deutlich zu.
 ?? Archivfoto: Marijan Murat/dpa ?? Beatrix von Storch will die AfD Nordschwab­en am Samstag beim Bundestags­wahlkampf unterstütz­en und spricht deshalb in der Nördlinger Schranne.
Archivfoto: Marijan Murat/dpa Beatrix von Storch will die AfD Nordschwab­en am Samstag beim Bundestags­wahlkampf unterstütz­en und spricht deshalb in der Nördlinger Schranne.

Newspapers in German

Newspapers from Germany